Am Uniklinikum Erlangen werden nicht nur Profis, sondern auch Hobbysportlerinnen und -sportler orthopädisch betreut. Gerade ihre Hüften müssen besonders viel aushalten.

Hüftbeschwerden sind kein reines Rentnerthema – sie können auch junge Erwachsene treffen. „Vor allem Fußball, Eishockey, Joggen und Triathlon beanspruchen die Hüfte“, erklärt Dr. Stefan Söllner von der Unfallchirurgischen und Orthopädischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. Als Mannschaftsarzt betreut er das Fußballbundesligateam der Spielvereinigung Greuther Fürth und die U17-, U19- und U23-Mannschaften des Nach-wuchsleistungszentrums. Er spielt selbst Fußball, seit er vier Jahre alt ist.

Support für die Amateure

„In unserer Knie- und Hüftsprechstunde fühlen wir uns aber auch für Amateursportlerinnen und -sportler zuständig, die kein so großes medizinisches Team im Hintergrund haben wie die Profis“, betont Dr. Söllner. Die Erlanger Unfallchirurgie-Orthopädie steht hierfür mit den jeweils behandelnden Physiotherapiepraxen in Kontakt. „Diese Telefonate sind oft zeitaufwendig, bringen aber ganz viel. Denn so können wir von Termin zu Ter-min entscheiden, was wir dem Patienten als Nächstes abverlangen können“, erläutert Stefan Söllner. Bei jüngeren Menschen sind häufig muskuläre Probleme und Sehnenansatzentzündungen für Hüftschmerzen verantwortlich. Im Fußball liegt die Ursache für Hüftbeschwerden oft in der einseitigen Belastung des starken Schussbeins. „50 Prozent der Profikicker brauchen deshalb irgend-wann eine Hüftprothese“, berichtet Dr. Söllner. Doch die Sensibilität für Verletzungen sei im (Profi-)Sport heute höher. „Früher wurden die Spieler einfach fit gespritzt. Heute steht der Mensch mehr im Fokus und wir tragen die Verantwortung dafür, dass die Gesundheit geachtet wird.“

Grundsätzlich muss der Facharzt bei unspezifischen Hüftbeschwerden an vieles denken: Muskeldysbalance oder -verkürzung, Entzündung, Knorpelschaden, Leistenbruch, Beschwerden in Darm, Knie oder Lendenwirbelsäule und sogar an urologische und an Geschlechtskrankheiten. „Auch die Körperwahrnehmung ist sehr unterschiedlich“, erklärt Stefan Söllner. „Während ein Profi oft genau benennen kann, welcher Muskel schmerzt, sagt ein fränkischer Amateur vielleicht, dass ihm der Fuß wehtut – gemeint ist alles zwischen Zehenspitze und Bauchnabel.“ Für die Diagnostik nutzt die Erlanger Unfallchirurgie-Orthopädie u. a. die Gang-analyse auf dem Laufband: Ist das Becken beim Joggen nach vorn oder hinten gekippt? Wie ist die Wirbelsäule ausgerichtet? Welche Muskeln sind zu schwach ausgeprägt? „Einiges lässt sich eine Zeit lang kompensieren. Aber wenn die Muskeln müde sind, wird das Problem offensichtlich.“

Ultraschall-, Röntgen-, CT- und MRT-Bilder sichern die Diagnose. Gezielte Infiltrationen helfen bei der Ursachenforschung, denn: „Wenn nach einer lokalen Betäubungsspritze ins Gelenk oder in den Sehnenansatz die Schmerzen weg sind, wissen wir sicher, wo sie herkamen“, erläutert der Facharzt. Ist die Stelle gefunden, fördern u. a. Hyaluron, pflanzliche Wirkstoffe oder aufbereitetes Eigenblut die Heilung. Auch mit einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) können die Expertinnen und Experten des Uniklinikums Erlangen Hüftbeschwerden beseitigen. Operationen sind nur selten nötig. Überaus sinnvoll: ein persönlicher Trainingsplan. „Ich turne meinen Patientinnen und Patienten alles vor“, beteuert Dr. Söllner lachend, „und mache die Übungen auch selbst zu Hause.“ In ein- oder zweiwöchigem Rhythmus wird dann in der Sprechstunde überprüft, ob die Aktiv-Hausauf-gaben fruchten und alles wieder rundläuft.

Text und Fotos: Franziska Männel/Uniklinikum Erlangen; zuerst erschienen in: Magazin „Gesundheit erlangen“, Sommer 2023