Gesundheit erlangen -Herbst 2020

30 Porträt Wolfgang Friedel und seine Lebensgefährtin Marion Rogowski sind dankbar für den gemein- samen Alltag. „Es ist einfach schön, dass ich immer noch da bin“, sagt der 72-Jährige. Fortsetzung von S. 29 die lange Intensivbehandlung hat er auch eine Poly- neuropathie entwickelt – eine Nervenschädigung, die vor allem die motorischen Nerven betrifft. Aber die Chancen stehen gut, dass sich das zurückbil- det“, erklärt Dr. Karl Bihlmaier, Stationsarzt der Me- dizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensio- logie. Er und seine Kollegen betreuten Wolfgang Friedel stationär mit allen Mitteln der modernen In- tensivmedizin und einem „hervorragenden Pflege- team“, wie Dr. Bihlmaier beteuert. Zwei Monate Reha Mitte Mai begann dann die Reha in der Klinik Bava- ria im sächsischen Kreischa: laufen, sprechen und schlucken lernen, Muskeln aufbauen, die Nerven in den Beinen wieder aktivieren. „Mein Physiothera- peut hat mit mir Übungen gemacht, die mir im Alltag zu Hause etwas bringen – zum Beispiel Treppen- steigen“, erzählt Wolfgang Friedel. „Wir mussten dort auch immer die Krankenschwestern hoch- stemmen“, fährt er fort und verzieht keine Miene. Marion Rogowski lacht: „Seinen Humor hat die gan- ze Sache nicht beeinträchtigt! Den hat er zum Glück immer noch.“ In der Reha machte Wolfgang Friedel schnell Fortschritte. „Trotzdem dauert eben alles etwas. Die Zeit muss man sich geben“, ist der 72-Jährige optimistisch. Aber er erinnert sich auch an andere Tage: „Ich hatte in der Klinik auch mal Zweifel und habe mich gefragt: ‚Schaffe ich das al- les?‘ Wenn zum Beispiel die Schwester vorbeiging, ich etwas brauchte und mich aber nicht bemerkbar machen konnte, weil meine Stimme weg war.“ Trotz- dem fand Wolfgang Friedel immer wieder die Moti- vation, weiterzumachen. „Im Grunde war ich eigent- lich immer zuversichtlich. Das ist mein Naturell.“ Bald möchte er mit seiner Lebensgefährtin Dr. Bihl- maier in Erlangen besuchen. „Wir wollen uns be- danken. Und Dr. Bihlmaier sagt, er freue sich, einen Intensivpatienten nach so langer Zeit mal wiederzu- sehen“, sagt Wolfgang Friedel. fm Von Februar bis Mai 2020 wurden am Uni-Klinikum Erlangen 88 Coronapatienten behandelt. Wolfgang Friedel war einer von ihnen.

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