Gesundheit erlangen - Frühling 2021

9 Titel „Spätestens, wenn Atemnot auftritt, sollte man ins Krankenhaus.“ PD Dr. Florian Fuchs Laien zu Hause selbst die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut messen.“ Bei einem kritischen Gesund- heitszustand werden COVID-19-Patienten auf eine Intensivstation verlegt. Ihr Risiko für eine Lungen- embolie ist erhöht. Das heißt: Eine oder mehrere Lungenarterien könnten durch ein Blutgerinnsel verstopfen. „Bei schweren Erkrankungen, die in- tensivmedizinisch versorgt werden, wächst ohne- hin die Gefahr von embolischen Gefäßverschlüs- sen und Thrombosen, z. B. in den Beinvenen“, er- klärt Dr. Fuchs. „Aber bei COVID-19, insbesondere bei schweren Verläufen, ist die Wahrscheinlichkeit dafür vermutlich noch größer, weil das Virus die Blutgerinnung beeinflusst.“ Invasive Beatmung Zwischen 50 und 60 Prozent aller Corona-Patien- ten auf Intensivstationen müssen invasiv, also mit- hilfe eines Beatmungsschlauchs, mit Sauerstoff versorgt werden. Kommt es zum Lungenversagen, ist als letzte Option noch die ECMO-Behandlung möglich – die extrakorporale Membranoxygenie- rung: Außerhalb des Körpers übernimmt dann ei- ne Maschine die Funktion der Lunge. Sie reichert das Blut mit Sauerstoff an und befreit es von Koh- lendioxid. Währenddessen hat die geschädigte Lunge des Patienten Zeit, sich zu erholen. Die ECMO ist sehr aufwendig und steht nur in wenigen Kliniken zur Verfügung. Am Erlanger Uni-Klinikum gibt es derzeit bis zu zehn ECMO-Plätze. Mitunter werden wegen dieser Behandlungsoption schwer kranke Corona-Patienten aus anderen Regionen in die Hugenottenstadt verlegt. Eine invasive Beatmung ist für die Lunge, die Atem- muskulatur und den gesamten Organismus sehr strapaziös. „Aber die Alternative wäre, drastisch gesagt, der Tod“, so Dr. Fuchs. „Wenn ein Patient einen Nutzen aus der Beatmung ziehen kann, wenn es die Aussicht auf eine Besserung und auf ein Weiterleben in Würde gibt, spricht das für die- se Option.“ Jeder sollte sich frühzeitig überlegen, in welchem Umfang er sich medizinische Maßnah- men wünschen würde. „Es zählt der Patientenwille und nichts anderes. Daher ist es äußerst hilfreich, wenn dieser bekannt ist“, betont Dr. Fuchs. Und danach: Post COVID Doch selbst wenn Corona mild verläuft, kann das Virus langfristige Folgen haben. So war laut einer Studie des niederländischen Radboud University Medical Centers die Lungenfunktion von Coro- na-Patienten auch drei Monate nach ihrer Gene- sung noch eingeschränkt: Bei 91 Prozent waren diejenigen Zellen verändert, die dem Gasaus- tausch dienen. Es blieb also die Fähigkeit der Lun- ge beeinträchtigt, Sauerstoff aus der Luft aufzu- nehmen. Auch laut der „Swiss national COVID-19 lung study“, die Anfang 2021 veröffentlicht → Pneumologe PD Dr. Florian Fuchs warnt vor einem unkritischen Umgang mit Aussagen rund um Corona. „Man könnte manchmal meinen, wir haben in Deutschland unzählige ,Corona-Experten‘ und jeder will seine Meinung äußern.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw