Jahresbericht 2012 | 2013: Medizin. Menschen. Momente.

Versorgung oder psychosomatischen Erkrankungen. Auch deshalb ist ab Oktober 2013 – statt ein bisher einwöchiges – ein vierzehntägiges allgemeinärztliches Praktikum P fl icht für Medizinstudenten der FAU. Ein entsprechendes Wahltertial während des praktischen Jahrs ist ebenfalls seit einigen Semestern möglich. „Auch im MVZ Eckental sollen die Studierenden den Alltag und die Aufgaben eines Hausarztes praxisnah nachvollziehen können“, erklärt der Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums, Frank Pröschold. Allerdings bleibt die Medizinische Fakultät angesichts der hohen Zahl an Studierenden weiterhin auf ein größeres Netzwerk von Lehrpraxen angewiesen. Hausarzt – ein Beruf mit Zukunft „Viele Studenten verbinden den Beruf des Allgemein- mediziners leider oft hauptsächlich mit einer hohen Arbeitsbelastung – bei zu niedrigen Honoraren“, glaubt Jörg Beer. Generell fehle auch die Wertschätzung in der Öffentlichkeit und durch Facharztkollegen. Nichtsdesto- trotz sind Hausarztpraxen besonders für ältere Men- schen in ländlichen Gegenden zentrale, verbindliche Institutionen. Die Diskrepanz: Ein wachsender Landarzt- mangel steht einer alternden Gesellschaft gegenüber. Medizinische Versorgungszentren sichern da auch zukünf- tig die wohnortnahe, ambulante Behandlung und stehen nach Ansicht von Dr. Beer für einen neuen, richtigen Ansatz: „Wir arbeiten zu dritt zusammen, können uns gegenseitig bei Sprechstunden und Hausbesuchen aus- helfen und Arbeitszeiten fl exibel regeln.“ Neugründungen von Einzelpraxen würden hingegen – auch wegen des erhöhten ökonomischen Risikos – immer seltener. Dass aber auch der niedergelassene, traditionelle Haus- arzt ein „schöner Beruf mit Zukunft“ ist, wollen die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und der Bayerische Hausärzteverband angehenden Medizinern vermitteln. Dazu starteten sie im Sommer 2012 mit den Lehrbeauf- tragten der FAU eine gemeinsame Kampagne: In den P fl ichtvorlesungen bekommen Studenten der Human- medizin seitdem nicht mehr nur medizinisches, sondern auch berufspraktisches Wissen vermittelt: Wie baut man sich als Hausarzt eine Existenz auf und wie steht es um die Honorare? Welche Forschungsperspektiven bieten sich und wie bringt man Karriere und Familie unter einen Hut? „In der klinischen Ausbildung bieten wir außerdem ein Mentoring an und suchen nach Möglichkeiten, die Studierenden fi nanziell zu unter- stützen“, berichtet der niedergelassene Arzt und Dozent Dr. Ernst Engelmayr. Fachübergreifendes Kompetenzzentrum Während der Ärztenachwuchs erst langsam nachrückt, verzeichnet das MVZ Eckental steigende Patienten- zahlen. „Wir kommen seit Jahren in die Praxis – früher in die Herrengasse, heute ins MVZ“, versichert eine junge Frau, die mit ihrer kleinen Tochter im Wartezimmer sitzt. „Manche melden sich auch aus Neugier bei uns“, sagt Dr. Betz. Für mehr Zulauf sorgen zudem die Oberärzte der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseolo- gischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, die im Versorgungszentrum Tür an Tür mit den Allgemein- medizinern arbeiten. In regelmäßigem Wechsel be- handeln vier Oberärzte Patienten mit Blutgerinnungs- störungen und damit zusammenhängenden Erkran- kungen, wie Thrombosen oder Embolien. Diese Spezial- sprechstunde wird deshalb angeboten, weil Ärzte in Medizinischen Versorgungszentren fachübergreifend tätig sein müssen – so schreibt es das Sozialgesetzbuch vor. „Wir haben festgestellt, dass ein Bedarf da ist und Patienten das Fachwissen der Transfusionsmediziner und Blutgerinnungsspezialisten brauchen“, begründet Prof. Schüttler das zweite Fach. „Die Transfusions- medizin ist eine notwendige Bereicherung für die ambulante Versorgung im Raum Eckental – und darüber hinaus“, fi ndet auch Prof. Dr. Volker Weisbach, der im MVZ schon Patienten aus der Oberpfalz und Ober- franken behandelte. Bei den Patienten kommt die medizinische Versorgung aus einer Hand gut an – und Studierenden zeigt sie zukünftig neue Möglichkeiten der beru fl ichen Zusammenarbeit auf. ■ fm Gemeinsam mit drei Kollegen der Transfusionsmedizin bietet Prof. Weisbach eine Spezialsprechstunde an. | JAHRESBERICHT 2012/2013 18

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