Jahresbericht 2012 | 2013: Medizin. Menschen. Momente.
Krankheitsbildern – „wir versuchen, nach und nach alle Anregungen zu berücksichtigen“, versichert der Dozent. Patrick Mihatsch, Humanmedizinstudent im sechsten Semester, schaut gern durchs virtuelle Mikroskop: „Ich fi nde es sehr gut, dass das Pathologische Institut solche modernen Technologien einsetzt. Schon beim ersten Nutzen war ich erstaunt, wie gut die Qualität der Präparate ist – eine perfekte Prüfungsvorbereitung“, fi ndet der 22-Jährige und hofft, dass er auch bald unter- wegs „pathoskopieren“ kann. „Die mobile Nutzung per Smartphone und Tablet soll noch kommen“, verspricht Carol Geppert. Pathologie zum Anfassen Auch ein Videoprojekt sei in Planung. „Das war die Idee von Studenten“, sagt Oberarzt Dr. Tilman Rau. In kurzen Filmen könne man unter anderem den Weg des Patienten nachzeichnen – „von der Anamnese über die Biopsie und die histologische Untersuchung bis hin zur gemeinsamen Besprechung von Pathologen und KIinikern und schließlich zur Therapie.“ Trotzdem sind die Dozenten der Pathologie überzeugt: Gute Lehre kann nur machen, wer neue Technologien und Tradition verbindet – Online-Kurs und reales OP-Präparat, Anklicken und Anfassen. „Abbildungen und Dias sind einfach nicht ‚live‘“, verdeutlicht Dr. Rau. „Um ihre Scheu zu überwinden, müssen die Studierenden die Dinge auch berühren – das geht nicht in der virtuellen Welt.“ Im Kurs „Makropathologie“ lernen die angehenden Humanmediziner deshalb, einzelne Organe und ihre Veränderungen exakt zu beschreiben. „Arzt ist kein Multiple-Choice-Job – im Berufsleben gibt die Kranken- schwester auch nicht fünf Lösungsmöglichkeiten vor.“ Selbst die Diagnose stellen zu können, darauf kommt es an. Als „Übungsmaterial“ für die Makropathologie dienen die am Uni-Klinikum Erlangen entnommenen Operationspräparate: häu fi ge Befunde wie Brust- oder Dickdarmtumoren ebenso wie seltenere Arten von Krebs, zweifelsfreie und weniger eindeutige Fälle. Im Hörsaal werden die Gewebeproben von einer Kamera abge fi lmt, sodass alle Anwesenden sie gut sehen können. „Wir hatten auch die Chance, die Resektate anzufassen, also Pathologie zu ‚erleben‘“, erinnert sich Student Patrick Mihatsch an die Lehrveranstaltung. „Leider können wir nicht planen, was wir mit den Studierenden besprechen. Das richtet sich immer nach dem, was aus den Kliniken bei uns eingeht“, erläutert Tilman Rau. „Es kann also auch sein, dass wir fünfmal nacheinander Darmkrebs zeigen müssen.“ Längst vergessene Krankheiten Um den Unterricht unabhängig vom „Tagesgeschäft“ der Kliniken zu gestalten und den Studierenden eine größere Vielfalt von Erkrankungen präsentieren zu können, soll die historische pathologische Sammlung der FAU zu neuem Leben erweckt werden: Über 1.000 Organe lagern noch immer im Depot der Universität. In dickwandigen Glasgefäßen, eingelegt in Ethanol und Formalin, fi nden sich hier bis zu 150 Jahre alte Präparate. „Es handelt sich vielfach um Krankheits- bilder, die man so heute nicht oder kaum mehr sieht, weil sie mit den modernen Methoden der Medizin früh- zeitig erkannt und behandelt werden können“, sagt Tilman Rau. Darunter zum Beispiel eine Lungen- tuberkulose oder heute kaum noch in diesem Ausmaß vorkommende Tumoren. Besonderheit der Sammlung: Zu vielen Objekten liegt eine detaillierte Beschreibung vor, Krankengeschichte und Daten wie Alter oder Beruf des Patienten sind umfassend dokumentiert. „Solche Makropräparate sind heute selten geworden“, weiß | JAHRESBERICHT 2012/2013 26 Gewebeschnitte fi nden Studierende auch im Online-Mikroskopiekurs. Annotationen erleichtern das Zurecht fi nden. Im unteren Hörsaal des Pathologischen Instituts fi ndet unter anderem der Kurs Makropathologie statt.
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