Jahresbericht 2012 | 2013: Medizin. Menschen. Momente.
tionellem Weg häu fi g nicht gefunden – und was wir nicht fi nden, das können wir auch nicht heilen! Das ist vor allem deswegen so bedauerlich, da wir fl ache Läsionen vergleichsweise leicht entfernen können – haben sie sich erst einmal zu einem Karzinom aus- gewachsen, ist die Behandlung deutlich aufwendiger.“ Molekulare Endoskopie: Therapie von morgen Mit Fluoreszenzfarbstoffen und Lasern sollen aber nicht nur Krankheiten frühzeitig erkannt, sondern auch Behandlungen optimiert werden. Weltweit sind Wissen- schaftler auf der Suche nach molekularen Markern, die eine hochspezi fi sche Therapie ermöglichen. „Das ist produktive Konkurrenz“, lacht der Erlanger Professor. „Die benötigen wir, um kontinuierlich dranzubleiben und schnell weiterzukommen– zumWohl unserer Patienten!“ Gerade dies mache sein Arbeits- und Forschungsfeld so spannend: dass klinische Endoskopie sich nicht im Labor abspielt, sondern nah am Patienten und sehr häu fi g auch mit unmittelbarem Nutzen für diesen verbunden ist. Die molekulare Endoskopie geht der Frage nach, wie sich Tumortherapien so wirksam, das heißt so individuell wie möglich durchführen lassen. Dafür werden Betroffenen Fluoreszenzfarbstoffe über die Vene verabreicht und dann die spezi fi schen Rezeptoren unter die Lupe genommen: Nehmen diese ein Medikament gut an – wirkt die Therapie also über- haupt? „Jetzt sind wir angekommen“, sagt Helmut Neumann, „wir be fi nden uns auf dem Weg zur personalisierten Medizin. Wenn wir Behandlungen auch auf molekularer Ebene individuell anpassen können, dann ist es uns möglich, gezielter zu heilen.“ Wirft man einen Blick auf die Zahl der ausgezeich- neten wissenschaftlichen Arbeiten und vor allem Publikationen zu Endomikroskopie, Chromoendo- skopie und molekularer Endoskopie, so stehen die Erlanger Wissenschaftler derzeit international an zwei- ter Stelle – das treibt an! Und macht bekannt: Fast wö- chentlich sind Besucher aus aller Welt bei Prof. Neumann und seinen Kollegen zu Gast, werfen den Ärzten in der Hugenottenstadt einen Blick über die Schulter und lernen. Der Erlanger Forscher und Mediziner hat keine Bedenken, sein Wissen weiterzugeben, andere zu stärken: „Wir haben doch alle das gleiche Ziel, wir wollen Menschen helfen.“ Auch auf die Ausbildung legt er großen Wert, freut sich über Interesse vonseiten der Doktoranden und bemüht sich um deren Förderung. „Für mich war meine erste Teilnahme an einem inter- nationalen Kongress so beeindruckend, dass das für mich heute noch meine Motivation ist, wissenschaftlich zu arbeiten“, erinnert sich Helmut Neumann. „Über- geordnetes Ziel all meiner Forschungen und täglichen Arbeit ist es aber, die Patientenversorgung deutlich zu verbessern. Dafür bestehen in Erlangen großartige Voraussetzungen: Wir haben die Zukunft hier bei uns.“ ■ bm Historie der Erlanger Endoskopie Die Endoskopie, also die Ausleuchtung und Inspektion von Körperhohlräumen sowie Hohlorganen mithilfe eines meist röhren- oder schlauchförmigen Instru- ments, hat am Uni-Klinikum Erlangen eine lange Tradition. So führte Prof. Dr. Ludwig Demling (1921 – 1995) in der Hugenottenstadt gemeinsam mit zwei Kollegen 1971 die erste endoskopische Polypektomie (Abtragung eines Polypen) aus Magen und oberem Dickdarm durch. Neben vielen weiteren endosko- pischen Fortschritten in den 1970er-Jahren war Prof. Demling 1986 zusammen mit einem Kollegen eben- falls der Erste, der endoskopisch Steine im Gallengang mithilfe eines Lasers zertrümmerte. Aktuell wird die Endoskopie von Prof. Dr. Jürgen Siebler geleitet. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 31 Flache Läsionen (Schädigungen) der Darmschleimhaut sind mit einem klassischen Endoskop nicht zu erkennen (links). Mithilfe der Chromoendo- skopie (rechts) tritt das verdächtige Gewebe auf dem Bildschirm des hochmodernen Geräts deutlich hervor: Die Läsion „leuchtet“ rot.
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