Jahresbericht 2012 | 2013: Medizin. Menschen. Momente.
„Sie ist ein besonderes Goldstück“, sagt Stefan Wilde, Leiter der Dialysestation der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie, über seine spanische Kollegin Maria Vigo – aber hinter verschlossener Tür, denn Lob hört die 25-Jährige nicht gerne. „Wir hatten uns alle auf ‚die Neue‘ gefreut, das Willkommen fi el dementsprechend herzlich aus und Maria war quasi von Anfang an voll in unser Team integriert.“ Die junge Frau aus Sevilla gehört zu einer Gruppe von 27 Gesundheits- und Krankenp fl egern, die das Uni-Klinikum Erlangen im vergangenen Jahr in Spanien angeworben hatte. Im Juli 2012 nahmen die hoch quali fi zierten und äußerst motivierten Fachkräfte ihre Arbeit auf – ließen dafür Familien sowie Freunde in ihrem Heimatland zurück. Ein schwerer Schritt, aber für viele der meist jungen Frauen und Männer die einzige Chance, in ihrem Beruf zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. „Es ist eine Win-win-Situation“, erklärt Reiner Schrüfer, P fl egedirektor des Uni-Klinikums Erlangen, „denn beide Seiten pro fi tieren: Die spanischen Kollegen können hier bei uns in ihren Beruf einsteigen, was ihnen in ihrem Heimatland aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit vielerorts verwehrt bleibt, und uns ist es möglich, unseren Personalmangel zu lindern.“ Nach einem Dreivierteljahr sind noch 25 der ursprünglich 27 eingestellten Gesund- heits- und Krankenp fl eger in der Hugenottenstadt. Hinter ihnen liegen Monate der Eingewöhnung und des intensiven Spracherwerbs. Zeit für ein erstes Resümee? „Ich bin sehr zufrieden“, betont Reiner Schrüfer. „Die Spanier sind nach wie vor hoch motiviert. Sehr beein- druckt hat mich außerdem die äußerst positive Grund- einstellung der deutschen Mitarbeiter, die ihre neuen Kollegen mit offenen Armen empfangen haben.“ Vorstellungsgespräche vor Ort Bevor es aber so weit war, musste die Idee zunächst ausreifen. Die Initiative ging bereits 2011 von Constantin Warter aus, der damals stellvertretende P fl egedienst- leitung in den Kopfkliniken war: „Zu dieser Zeit zeichnete sich bereits ein Personalmangel auf der neurologischen Intensivstation ab und als ich dann einen Zeitungs- artikel über die Anwerbung von arbeitslosen Ingenieuren aus dem Ausland las, lag die Idee nahe.“ Er hatte selbst einige Jahre als Gesundheits- und Krankenp fl eger in Spanien gearbeitet und erinnerte sich noch gut an die hoch spezialisierten Kollegen dort sowie die schwierigen Beschäftigungsbedingungen: „Man ist häu fi g nur für kurze Zeit befristet angestellt, man kann ganz schnell wieder auf der Straße stehen.“ Nach tiefer gehenden Recherchen sprach Constantin Warter den P fl ege- direktor an – und stieß auf offene Ohren. Anfang Januar 2012 veröffentlichte das Uni-Klinikum Erlangen bei den spanischen P fl egekammern eine allgemeine Rund 100 ausgeschriebene Stellen im P fl egedienst, aber keine Fachkräfte in Sicht. Um dem Personal- mangel aktiv entgegenzutreten, beschritt die P fl ege- direktion neue Wege – diese führten nach Spanien. NEUE PERSPEKTIVEN Großes Hallo Anfang Juli 2012: P fl egedirektor Reiner Schrüfer (ganz links), zahlreiche Journalisten und Fotografen begrüßten die 27 Spanier in Erlangen. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 41
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