Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.

„Sp02-Sensor ab“ steht auf dem Bildschirm. Gleichzeitig ertönt ein Signal und webt sich in das beständige leise Piepsen und Klingeln, das über dem Stationsgang liegt. „Das ist nicht dramatisch, wahrscheinlich hat sich der Clip durch eine Bewegung gelöst. Bei einem echten Herzalarm hören wir ein sehr durchdringendes lautes Geräusch – dann springen aber alle“, sagt Mariette Kesch. Sonst ist der Geräuschpegel auf der IOI 2 auffallend niedrig. Hektik und Lärm, wie man sie auf einer Intensivstation vermuten könnte, gibt es hier nicht. Man gönnt den Patienten Ruhe und Privatsphäre, Angehörige können in einem Übernachtungszimmer direkt auf Station unterkommen und – wenn die Medizin an ihre Grenzen gelangt – in einem Abschiedsraum Lebewohl sagen. „Wir hatten zuletzt die Lebensgefährtin eines Herzpatienten sehr lange im Angehörigenzimmer. Ihr Mann lag 63 Tage bei uns. Sie war fast rund um die Uhr da, auch an Feiertagen. Der Patient stand stark unter Stress. Es war wichtig für ihn, seine Frau um sich zu haben – und wir konnten das ermöglichen“, betont die langjährige Stationsleiterin. Der Tag auf der IOI 2 beginnt für die Frühschicht um 6.15 Uhr. Ist Mariette Kesch um diese Zeit nicht anwesend, vertritt sie ihr Kollege Egon Neubauer – „mindestens einer von uns ist morgens immer da“, sagt sie. Routinemäßig werden die Pflegenden dann vom jeweiligen Schichtleiter in sechs Bereiche eingeteilt. „Fünf davon sind der großen Station IOI 1, die 25 Betten hat, zugeordnet. Unsere IOI 2 bildet mit zehn Betten den eigenen Bereich 6.“ Tagsüber versorgt jede Pflegekraft zwei Patienten, die beim Schichtwechsel zugeteilt und genau besprochen werden, nachts sind es drei. Morgens ab 7.00 Uhr ist es auf der IOI 2 Zeit für die Visite der verschiedenen chirurgischen Fachdisziplinen. Perma- nent sind ein bis zwei Ärzte der Anästhesiologischen Klinik auf Station. „Mittags haben wir dann genügend Ruhe für die Grundpflege – das heißt hauptsächlich waschen, mobilisieren – und für den Verbandswechsel“, erläutert Mariette Kesch. „In der Übergabezeit vom Früh- zum Spätdienst machen die Pflegenden aufwendige Mobilisationen häufig gemeinsam oder zusammen mit den Physiotherapeuten.“ Daneben müssen Untersuchun- gen vorbereitet, Verlegungen geplant oder CT-Fahrten organisiert werden. Die Intensivpflegekräfte überwachen die Schmerz- und Ernährungstherapie ihrer Patienten, kümmern sich um Infusionen, nehmen Proben fürs Labor und planen den Pflegeprozess. Der Montag - mittag, die Überlappungszeit von Früh- und Spätdienst, ist für interne Fortbildungen reserviert. Da geht es zum Beispiel um Wundversorgung und Dekubitusprophylaxe, Herzunterstützungssysteme und Organspende. Täglich gegen 13.00 Uhr fängt die Spätschicht an, etwa drei Stunden später die Hauptbesuchszeit – „wobei wir da nicht zu streng sind und auch außerhalb der regulären Zeiten viel zulassen.“ Da nur ein oder zwei Personen in einem Zimmer liegen, sind individuelle Vereinbarungen mit den Angehörigen meist problemlos möglich. „Emotional voll da“ Auf Patienten und Familien eingehen, Angst nehmen, kleine Wünsche erfüllen – das liegt den Mitarbeitern der IOI am Herzen. Jede Pflegekraft trägt dazu mit ihrer Persönlichkeit bei. Katrin Ganzmann arbeitet seit 1995 am Uni-Klinikum Erlangen. „Ich liebe meinen Beruf – Im Übernachtungszimmer können die Angehörigen den Erkrankten rund um die Uhr nah sein. Es befindet sich direkt auf der Station. Seit 25 Jahren arbeitet Mariette Kesch in der Intensivpflege. Organisation und Qualitäts - management gehören heute zu den Hauptaufgaben der Stationsleiterin. | JAHRESBERICHT 2013/2014 20

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