Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.
unserem Uni-Klinikum auf hohem Niveau vorhanden sind, könnten wir derlei Studien gar nicht durchführen“, sagt Prof. Rascher. Die Apotheke des Uni-Klinikums (Chefapotheker: Dr. Frank Dörje) ist für die Herstellung der gesamten Prüfmedikation sowie für die Distribution an die beteiligten Studienzentren verantwortlich. Seit 2009 verfügt die Apotheke über einen Reinraum- produktionsbereich, der die höchstmöglichen inter- nationalen Qualitätsrichtlinien zur Arzneimittelher- stellung erfüllt, den sogenannten GMP-Standard (Good Manufacturing Practice). Diese Herstellungskompetenz nach § 13 des Arzneimittelgesetzes ermöglicht auch die Arzneimittelproduktion im Rahmen der CloSed-Studie. Sowohl von Clonidin als auch von Midazolam sollen jeweils Lösungenmit unterschiedlichen Konzentrationen hergestellt werden. Die Apothekerin Eva Reuter ist für die Qualitätskontrolle zuständig und erklärt: „Die Dosierung des Präparats muss immer an das Gewicht des Patienten angepasst werden. Insgesamt werden wir deshalb sechs Medikamente herstellen, je Wirkstoff drei Konzentrationen.“ In einem mehrere 100 l fassenden Ansatzkessel wird der jeweilige Wirkstoff, also Clonidinhydrochlorid bzw. Midazolamhydrochlorid, mit Natriumchlorid und Wasser eingewogen und gelöst. Die fertige Mischung wird dann in 30-ml- und 50-ml-In- jektionsbehältnisse abgefüllt, je nach Konzentration. Eine Charge enthält bis zu 1.500 Flaschen. Im Laufe der Studie werden mehrere Chargen hergestellt, da nicht nur die Zentren mit den Medikamenten versorgt werden müssen, sondern zudem stets ein Überschuss für die Qualitätskontrolle bereitstehen muss. Auch das Verb- linden der Produkte gehört zu den Aufgaben der Apotheke, wie Eva Reuter erläutert: „Die beiden Präparate müssen für die Studie identisch aussehen und in der Anwendung gleich sein.“ Die Flaschen erhalten Etiketten mit Identifikationsnummern, die in Listen festgehalten werden. Nach der Studien- beendigung kann dadurch festgestellt werden, welcher Patient welches Medikament bekommen hat. Da Midazolam unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, werden außerdem erhöhte Anforderungen an die Dokumentation gestellt und es gelten strenge In- sowie Exportbestimmungen. Das Center for Clinical Studies (CCS) unterstützt das Studienmanagement und ist für die Arzneimittelsicher- heit verantwortlich. So müssen beispielsweise unerwartete Reaktionen, sogenannte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, dem CCS innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden. Im Zuge des Studien- managements fallen außerdem Aufgaben wie das Einreichen von Unterlagen bei Aufsichtsbehörden und die Zusammenstellung der jeweils landesspezifisch notwendigen Unterlagen an. Der Geschäftsführer Dr. Bernd Gebhardt fasst zusammen: „Wir schaffen die Rahmenbedingungen und helfen dabei, dass die Studie in den beteiligten europäischen Ländern nach den jeweiligen regulatorischen Anforderungen laufen kann.“ Finale Studienvorbereitungen Bereits im Mai 2012 fiel die Entscheidung, einen pädiatrischen Prüfplan zu erstellen und einen Antrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur einzureichen – aufwendige Vorleistungen, ohne die die Studie nicht nach Erlangen gekommen wäre. Von der Idee bis zur Förderungszusage der EU dauerte es ein Jahr. „Allein der Antrag umfasste 100 klein gedruckte Seiten“, sagt Antje Neubert. Im Dezember vergangenen Jahres fand in Erlangen das Kick-off-Meeting mit allen Partnern statt, bei dem Details zur Studiendurchführung wie die Protokollierung, Dosierungsformen, Kontrollgruppen und weitere Aspekte besprochen wurden. Nun befinden sich alle Beteiligten in den finalen Vorbereitungen für die Studie – damit der Einsatz von Clonidin bei Kindern und Jugendlichen in Zukunft sicherer wird. n aw Apothekerin Eva Reuter ist für die Qualitätskontrolle der Prüfmedikation zuständig. Dazu gehört auch die Untersuchung der Lösungen auf nicht sichtbare Partikel. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 35
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