Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.

Langsam tastet Luca Frank an der Lendenwirbelsäule des Patienten entlang. Mit dem Zeigefinger fixiert er einen Punkt. „Hier?“, fragt der Medizinstudent und schaut auf. „Ja, probier mal“, ermutigt ihn Dr. Anita Schmidt. Die Ärztin sitzt neben ihm und beobachtet Lucas Vorgehen bei seiner ersten Lumbalpunktion. Bei dieser Untersuchung, mit der zum Beispiel Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Meningitis festgestellt werden können, wird im Bereich der Lendenwirbelsäule Nervenwasser entnommen. „Das fühlt sich komisch an, hier ist ein Widerstand“, sagt Luca, während er versucht, eine etwa zehn Zentimeter lange, biegsame Punktions- nadel in den Wirbelkanal des Untersuchten zu schieben. „Das sollte eigentlich leichter gehen“, wundert sich Anita Schmidt und korrigiert die Nadel. Einige Minuten später zieht Luca sie mit zusammengepressten Lippen wieder heraus – sie ist ziemlich verbogen. Und der Patient? Der ist zum Glück nur ein Modell aus Gummi und Plastik. Tun heißt behalten Damit Luca die Nadel später bei seinem ersten echten Fall treffsicher setzen kann, kommt er mittwochabends ab 17.00 Uhr zum freien Üben in das Skills Lab PERLE. „Praxis ERfahren und LErnen“ – darum geht es in diesem medizinischen Trainingszentrum in der Koch- straße 19. „Nichts hat einen so starken Lerneffekt wie Dinge, die man selbst tut oder anderen beibringt“, erklärt Anita Schmidt. Gemeinsam mit Dr. Georg Breuer, Oberarzt in der Anästhesiologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler) des Universitäts- klinikums Erlangen, leitet sie die Übungseinrichtung der Medizinischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg. Die PERLE gibt es seit 2005. Das Konzept: Anita Schmidt – die auch an der Staatlichen Berufsfachschule für Krankenpflege am Universitätsklinikum Erlangen lehrt –, Georg Breuer und andere klinisch tätige Fachärzte schulen Medizinstudenten in praktischen Fertigkeiten und bilden sie zu Tutoren aus. Die geben ihr Wissen dann an ihre Kommilitonen weiter. Verschiedene Studien belegen den Erfolg dieser als „Peer Teaching“ bezeich- neten Methode: „Erstens fragen Studierende eher einen Mitstudenten um Hilfe als einen ausgebildeten Arzt – die Hemmschwelle ist da wesentlich niedriger. Und: Im klinischen Alltag gibt es unendlich viele Varianten, bestimmte Sachen richtig zu machen – zum Beispiel eine Spritze korrekt aufzuziehen. In der PERLE ver- mitteln wir aber standardisierte, immer gleiche Abläufe – auf sehr hohem Niveau. Dazu müssen auch die lehrenden Ärzte ihr routiniertes Vorgehen immer wieder neu reflektieren“, erklärt Dr. Breuer. ► Im Skills Lab PERLE der Medizinischen Fakultät trainieren Studierende medizinische Handgriffe an Körpermodellen. Fehler sind erlaubt – denn sie tragen später zur Patientensicherheit bei. Von der PERLE zum Patienten Studentin Merle Winkelmann übt das Abhören des Brustkorbs. Im Innern des Modells sind realistische Herztöne zu hören. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 41

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