Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.

Melden die Studierenden in einem Bereich einen größeren Lernbedarf an, kann daraus ein neuer Kurs entstehen – wie zuletzt die Schulung „Drug Skills“, in der der richtige Umgang mit Medikamenten geübt wird, oder der Erasmus-Kurs speziell für Austauschstudenten. Die PERLE lebt von ihren Tutoren, von deren Eigeninitiative und Ideen. Sie sind es, die Kurse konzipieren, Schulungs- unterlagen und Lehrvideos erstellen und wissenschaft- liche Symposien besuchen, von denen sie neuen Input für das Erlanger Skills Lab mitbringen. Wer im fünften und damit ersten klinischen Semester ist, kann als Trainer beginnen, mehr als 20 Tutoren gibt es aktuell – die meisten bleiben es bis zum Studienende. Prinzipiell kann jeder alle Inhalte schulen und für einen anderen einspringen, falls derjenige einen Termin nicht wahr- nehmen kann. „Unsere Tutoren stecken ja auch alle selbst noch mitten im Medizinstudium und sind nicht immer verfügbar“, betont Anita Schmidt. Die ärztlichen Leiter des Skills Labs achten darauf, dass alle Kursteil- nehmer sehr gut betreut werden und sich ein Trainer um maximal drei bis vier Studenten gleichzeitig kümmert. In der PERLE gibt es Materialbeauftragte und Verantwort- liche, die sich mit der Montage der Körpermodelle ganz genau auskennen. In den Räumen des Trainings- zentrums lagern – neben Medizinzubehör, Schautafeln, Büchern und anderem Lehrmaterial – um die 30 verschiedene Simulatoren in großen blauen Plastik- koffern: Arme, an denen periphervenöse Zugänge gelegt oder Blut abgenommen werden kann, Torsomodelle zum Abhören und Punktieren, ein anatomisches Skelett mit beschrifteten Knochen, Kopf- ebenso wie Unter- leibsmodelle. Fehler machen – Patienten schützen „Welche Kompresse ist denn jetzt die richtige für den zentralen Venenkatheter? Kann ich auch die hier nehmen?“ Julian Baumann, PERLE-Tutor im achten Semester, reicht Georg Breuer, der heute beim freien Üben dabei ist, ein steril verpacktes Stück Gaze. Der Anästhesist öffnet die Plastikhülle. „Schau dir den Stoff an – er darf nicht fusseln. Die Kompresse hier eignet sich nicht so gut“, erklärt der erfahrene Arzt. Über ein Verbindungsstück aus Kunststoff – einen sogenannten Dreiwegehahn – und eine Kanüle in der Halsvene des Torsomodells injiziert Julian nun ein Medikament. Cornelia Musenbichler, die im kommenden Semester ebenfalls als Tutorin beginnt, sieht zu. „Ich habe schon viele Kurse hier gemacht und finde es sehr wichtig, dass man alles mal am Modell geübt hat“, sagt sie. „In der Klinik bekommt man sonst nämlich Material in die Hand und weiß gar nicht, wie das zusammen- gehört. Das fängt schon damit an, wie man einen Drei- wegehahn richtig anschließt.“ Der Meinung ist auch Julian: „Die ersten acht Semester des Medizinstudiums sind einfach voll mit knallharter Theorie – die meisten von uns wollen aber von sich aus mehr Praxis“, weiß der Student. Die Nachfrage nach den zumeist fakultativen PERLE- Kursen ist deshalb durchweg hoch: 60 bis 70 werden jedes Semester angeboten, unter der Woche brennt in der Kochstraße 19 oft bis nach 21.00 Uhr noch Licht. Auch an den Wochenenden und in der vorlesungsfreien Zeit wird geübt. „Im ersten Halbjahr 2013 haben wir in mehr als 400 Unterrichtsstunden über 900 Studierende erreicht“, sagt Anita Schmidt zufrieden. Das Programm ist breit gefächert – von Orthopädie- über Nahtkurse und Mikrochirurgie bis hin zu Vorbereitungskursen für die Famulatur oder das praktische Jahr. „Auch vonseiten anderer Kliniken, aus der Pflege und der ärztlichen Weiterbildung spüren wir großes Interesse. Die PERLE wird aber durch Studienbeiträge beziehungsweise -zuschüsse finanziert und bleibt deshalb allein der studentischen Lehre vorbehalten. Zudem hätten wir auch gar nicht die Kapazitäten für mehr“, erklärt Georg Breuer – und hofft, dass sich durch einen baldigen Umzug seines Skills Labs vor allem die Raumsituation entspannt. Jedes Knöchelchen hat eine Nummer – und einen Namen: Julian Baumann und Cornelia Musenbichler frischen ihr Wissen am anatomischen Skelett auf. | JAHRESBERICHT 2013/2014 42

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