Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.
Menschen – ein Wunsch, den die PERLE-Verantwort- lichen in naher Zukunft realisieren wollen. Denn: Ausgebildete Schauspieler können Krankheitsbilder realitätsnah simulieren und den angehenden Ärzten aus der Patientenrolle heraus ein Feedback geben. Aktuell wird beispielsweise schon an der Professur für Ethik in der Medizin das Überbringen schlechter Nachrichten mit professionellen Darstellern trainiert. „Im kommenden Semester werden wir Ähnliches erstmals in Zusammenarbeit mit der Psychiatrischen und Psycho- therapeutischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen umsetzen“, gibt Anita Schmidt einen Ausblick. Ebenso gehört das OSCE-Verfahren (Objective structured clinical examination) zu den nächsten Zielen der PERLE-Leiter: eine Prüfungsform, bei der medizinische Fähigkeiten an verschiedenen standardisierten Teststationen von einem Prüfer bewertet werden. Am heutigen Mittwochabend geht das freie Üben in der PERLE zu Ende – mittlerweile ist es 19.15 Uhr, draußen ist es längst dunkel. Luca ist froh, endlich seine erste Lumbalpunktion gemacht und die Schwierigkeit dahinter erkannt zu haben. Einen intravenösen Zugang kann der Student im achten Semester schon jetzt fehlerfrei legen. Neben Luca sind heute wieder viele andere ins Skills Lab gekommen, um unter den Augen der Tutoren zu üben – trotz Semesterferien. „Ich bin stolz auf euch“, verabschiedet sich Georg Breuer von seinen studentischen Lehrern. Ohne sie und ihr Engagement wäre die PERLE nicht mehr als ein schöner Gedanke. n fm Wie Julian und Cornelia mögen auch die vielen anderen Tutoren und Kursteilnehmer die gute Stimmung in der PERLE. Ärztliche Leiter und Studenten duzen sich, die Atmosphäre ist locker und selbst die banalsten Fragen sind erlaubt – ebenso wie Fehler. „Neben der Tatsache, dass Studierende in der PERLE neue Fertigkeiten pädagogisch nachhaltig und strukturiert erlernen, hat unser Skills Lab auch eine ethische Notwendigkeit: Was wir hier tun, ist nicht patientenschädigend, führt später nachweislich zu einer besseren Performance am Patienten, zu weniger Komplikationen – bis hin zu kürzeren OP-Zeiten“, erläutert Dr. Breuer. Der Notfall- mediziner plädiert deshalb dafür, die PERLE-Angebote zur Pflicht für alle Medizinstudenten zu machen. Bislang ist nur der EKM-Kurs obligatorisch – die Einführung in die klinische Medizin im vierten Semester. Jeweils 30 Minuten lang werden hier die digital-rektale Unter- suchung, die venöse Blutabnahme, die Untersuchung der weiblichen Brust und das Blutabnehmen aus dem zentralen Venenkatheter an Modellen trainiert. Vom Modell zum Menschen Wer einen Schritt weiter gehen möchte, kann etwa orthopädische Untersuchungen, Blutnehmen oder Abhören auch an seinen Kommilitonen durchführen. „Natürlich freiwillig und ohne jeden Druck“, versichert Georg Breuer. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Anatomie dürfen die angehenden Mediziner außerdem die Thoraxdrainage – also das Ableiten von Flüssigkeit oder Luft aus dem Brustraum – an Körper- spendern üben. „Was es leider bisher am Uni-Klinikum kaum gibt, ist die Arbeit mit Schauspielpatienten“, sagt Tutor Till Lichtneger. Training am Modell und am Wie hält man beide Nadeln bei der Lumbalpunktion steril? Darüber diskutieren die Tutoren mit Dr. Anita Schmidt (2. v. l.). Zwei Ansprechpartner, auf die die Studierenden zählen können: die PERLE-Leiter Dr. Anita Schmidt und Dr. Georg Breuer. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 43
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