Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.
wird: meist über Nadeln oder spezielle Plastik-Mini- Katheter, die in den Körper und direkt in das erkrankte Gewebe eingebracht werden. Da die Bestrahlung somit unmittelbar vor Ort erfolgt, dauert sie nur einige Minuten und belastet den Körper deutlich weniger als eine konventionelle Radiochemotherapie. Und weil die Nadeln aus biegsamem Plastik bestehen, machen sie Körperbewegungen einfach mit: „Die Dosis kommt immer da an, wo sie hin soll – egal, wie der Patient gerade liegt“, erläutert Prof. Strnad. Keine Angst vor schmerzhaften Nadelstichen Der Patient – ein menschliches Nadelkissen? „Zum einen sind die Nadeln speziell konstruiert“, beruhigt der Oberarzt viele seiner Patienten. „Zum anderen wird der Eingriff meistens in einer Kurznarkose durchgeführt, sodass die Implantation für den Betroffenen weitest- gehend schmerzfrei abläuft.“ ► „Die Anfänge unserer Arbeit liegen tatsächlich in den 1920er-Jahren“, erläutert Prof. Dr. Vratislav Strnad, leitender Oberarzt der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Uni-Klinikums Erlangen, und deutet auf einige Schwarz-Weiß-Fotos. Darauf halten zwei Frauen in langen weißen Kleidern eine kastenförmige Apparatur über dem Patienten und das schlichte Steuer- pult wird dominiert von vier großen schwarzen Knöpfen. „Man spricht von der ‚Erlanger Schule‘, da die hiesigen Strahlenexperten die Pioniere auf ihrem Gebiet waren. So altertümlich das auf diesen Bildern wirkt: Unsere Abteilung für interventionelle Strahlentherapie zählt heute zu den modernsten und größten Einrichtungen dieser Art in ganz Deutschland. Außerdem gehören wir mit unseren Behandlungs- und Forschungsergebnissen europaweit zu den Besten.“ Im Jahr 2010 bezogen Prof. Strnad und sein Team den 682 m 2 großen Neubau in der Universitätsstraße, in dessen modern ausgestatteten Räumen jährlich rund 400 Patienten behandelt werden – Tendenz steigend. Denn von der Brachytherapie, wie die interventionelle Strahlentherapie auch bezeichnet wird, können Patienten mit ganz unterschiedlichen Krebserkran- kungen profitieren: beispielsweise Brust- und Prostata - krebs, Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, gynäkologische Tumoren, Sarkome sowie zahlreiche seltene Tumoren. „Mit unseren Techniken ist es möglich, den Menschen zu heilen und dabei so wenig gesundes Gewebe wie möglich zu schädigen“, beschreibt Vratislav Strnad die Vorteile der Behandlungsmethode. „In vielen Fällen sind wir in der Lage, das betroffene Organ und seine Funktion zu erhalten.“ Dies gelingt, weil ganz gezielt bestrahlt Seit über 90 Jahren rücken die Erlanger Experten für Strahlentherapie dem Krebs auf die Pelle: Sie bestrahlen den Tumor ganz gezielt vor Ort und schonen so gesundes Gewebe. Heute kommen Patienten aus ganz Europa zur Behandlung nach Erlangen. Auf den Punkt Die Anfänge der Erlanger Brachytherapie liegen in den 1920er-Jahren: Damals wurde noch im Gebäude der Frauenklinik behandelt. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 49
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