Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.
Zwar sei das von Mensch zu Mensch unterschiedlich, doch die meisten empfänden danach lediglich ein leichtes Ziehen an der entsprechenden Körperstelle. Der Großteil der Krebspatienten wird von einem Haus- oder einem anderen niedergelassenen Facharzt ans Uni-Klinikum Erlangen überwiesen. In den unterschied- lichen organspezifischen Tumorkonferenzen besprechen Experten aller beteiligten Einrichtungen – z. B. Gynäko- logen, internistische Onkologen, Strahlentherapeuten, Radioonkologen sowie Pathologen – jeden Fall indi- viduell und legen gemeinsam den für diesen Patienten bestmöglichen Behandlungsplan fest. „Die temporäre Brachytherapie kann allein, aber auch nach einer Operation oder in Kombination mit einer Bestrahlung von außen durchgeführt werden. Das ist einerseits von der Krebsart abhängig, andererseits vom konkret vorliegenden Fall“, erklärt Prof. Strnad. „In jedem Fall folgt auf die Voruntersuchungen ein ausführliches Arzt- Patienten-Gespräch, in dem über Lage und Größe des Tumors, die Erfolgsaussichten sowie mögliche Neben- wirkungen der Behandlung aufgeklärt wird.“ Die Therapie selbst läuft in vier Schritten ab: Implantation der Nadeln oder Mini-Katheter, Planung der Dosisverteilung, punktgenaue Bestrahlung und Entfernung der Nadeln oder Mini-Katheter. Therapie des Prostatakarzinoms Zunächst fertigen die Ärzte im Rahmen einer Ultraschall- untersuchung Aufnahmen der Prostata an, auf deren Basis später ein 3-D-Modell erstellt wird. So kann der Strahlentherapeut die Platzierung der Nadeln exakt planen und vorbereiten. Die Implantation erfolgt dann in Kurznarkose oder Spinalanästhesie (Lokalnarkose über das Rückenmark) in einem OP-Saal unter sterilen Bedingungen. Mithilfe des präzise präparierten Koordinatensystems und einer Lochplatte (Template) bringt der Mediziner die Nadeln punktgenau in die Krebsregion ein und fixiert sie dort. Nun kann die Narkose beendet und anhand eines neuen Ultraschall- bilds die optimale Dosisverteilung computergestützt berechnet werden. „So ist es uns möglich, jedem Patienten eine optimale sowie individuell an ihn angepasste Therapie anzubieten“, erläutert Prof. Strnad. Die eigentliche Bestrahlung mit Iridium-192 dauert lediglich einige Minuten und geschieht in einem speziellen Raum: Zwar muss der Erkrankte während des schmerzfreien Prozedere strenge Bettruhe einhalten, aber er kann währenddessen beispielsweise ein Buch oder eine Zeitung lesen. Im Rahmen einer Therapie- sitzung wird meistens zweimal bestrahlt. Wie lange sie dauert, wie viele insgesamt erforderlich sind und in welchen Abständen zueinander sie erfolgen, ist abhängig davon, ob die Brachytherapie allein oder in Kombination mit einer Bestrahlung von außen durch- geführt wird. „Nach der letzten Therapiesitzung ent- fernen wir die Nadeln und das Template vorsichtig aus dem Körper“, sagt Vratislav Strnad. „Hier ist meist keine Narkose erforderlich, aber wir bieten bei Bedarf selbst- verständlich Schmerzmittel an. In der Regel können die Patienten nach einem Tag wieder entlassen werden.“ Neben der temporären Brachytherapie – also der vorübergehenden, gezielten radioaktiven Bestrahlung über Nadeln – gibt es auch die permanente Brachy- therapie, bei der radioaktive Körner (Seeds) in das erkrankte Gewebe eingebracht werden und dort verbleiben. „Sofern möglich, wenn Lage und Größe des Tumors es zulassen, empfehlen wir allerdings das temporäre Verfahren“, erläutert Prof. Strnad. „Es hat Brustkrebspatientin Jutta Pickerd-Busch reiste extra aus Oldenburg an, um sich in Erlangen von Prof. Strnad behandeln zu lassen. Über eine Lochplatte, ein sogenanntes Template, können die Nadeln punktgenau platziert sowie fixiert werden. | JAHRESBERICHT 2013/2014 50
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw