Jahresbericht 2013 | 2014: Medizin. Menschen. Momente.

Am rechten Fleck Sie ist das zentrale Stoffwechselorgan, die größte Drüse des menschlichen Körpers und besitzt eine beeindruckende Fähigkeit zur Regeneration. Sie wirkt ein wenig geheimnisvoll, ist aber vor allem eines: lebenswichtig. Die Leber. „Einem gesunden Erwachsenen reichen eigentlich 25 % seiner Leber völlig aus“, sagt Prof. Dr. Jürgen Siebler über das rund eineinhalb bis zwei Kilogramm schwere Organ, das im rechten Oberbauch zu finden ist. Und er muss eswissen: Der leitendeOberarzt derMedizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endo- krinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen hat neben der Leitung der Bereiche Endoskopie sowie gastrointestinale Onkologie ebenfalls die Professur für Hepatologie inne. Er kennt sich also aus mit der Leber inklusive der Gallenwege, mit ihren Funktionen und Krankheiten. „Unsere Leber ist mit einer guten Reserve ausgestattet und darüber hinaus ist das Organ auch noch regenerationsfähig. Aber wenn es die Leber eben doch mal trifft, dann treten oft keine eindeutigen Symptome auf – oder erst zu spät und dadurch haben wir dann nur noch ein kleines Zeit- fenster, um erfolgreich zu behandeln.“ Müdigkeit, Schwäche und Abgeschlagenheit: Das können Anzeichen für eine Lebererkrankung sein – müssen es aber natürlich nicht. Offensichtlicher ist die Gelbfärbung von Augen und Haut, allerdings bildet sich dieser Indikator nicht in allen Fällen aus. „Viele Patienten bemerken selbst gar nichts, schieben die Symptome auf zu wenig Schlaf oder Stress im Job. Oft sind es die Angehörigen, die dem Betroffenen den Besuch einer Sprechstunde nahelegen“, sagt Jürgen Siebler. „Sehr häufig werden die Diagnosen dann beinahe zufällig ge- stellt, wenn der Hausarzt Blut abnimmt und konstatiert, dass die Leberwerte erhöht sind. Das bedeutet, dass die Konzentration bestimmter Enzyme im Blut zu hoch ist. Nun gilt es, herauszufinden, was dahintersteckt.“ Schritt für Schritt zur Diagnose Im ersten Schritt redet der Facharzt für innere Medizin ausführlich mit dem Patienten: Sind vielleicht doch Symptome aufgetreten, so irrelevant sie demBetroffenen auch erscheinen? Welche Medikamente nimmt er ein und wie oft? In welchem Maß konsumiert er Alkohol und sind seine Angaben glaubhaft? Darauf folgt eine körper- liche Untersuchung, in deren Rahmen der Arzt die Augen und die Haut hinsichtlich einer Gelbfärbung betrachtet, den Körpergeruch auf Eigentümlichkeiten hin überprüft sowie den Bauch abtastet, um festzustellen, ob Leber und Milz vergrößert oder schmerzempfindlich sind. Mögliche Ursachen werden über die Routinediagnostik abgeklärt: „Da muss man aufgrund der Vielfalt der potenziellen Krankheiten an vieles denken“, erläutert Prof. Siebler. „In den vergangenen Jahren ist die nicht- alkoholische Fettlebererkrankung verbunden mit Über- gewicht und erhöhten Blutfettwerten als Ursache für auffällige Leberwerte in den Vordergrund getreten. Die Abklärung einer unspezifische Leberschädigung bein- haltet auch die Suche nach Hepatitisviren. Die Entzündung der Leber kann aber auch vom eigenen Immunsystem ausgelöst werden, wenn es das Organ angreift.“ Im vierten Schritt ist es dem Arzt möglich, sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung einen groben Überblick darüber zu verschaffen, ob die Leber beispiels- weise vergrößert ist, wie ihre Oberfläche, ihr Gewebe und das Blutgefäßsystem beschaffen sind. Bleiben die Beschwerden des Patienten oder die Gründe für die auffälligen Leberwerte weiterhin unklar, so kann diesen noch laparoskopisch auf den Grund gegangen werden: Über den Bauchnabel wird dem Betroffenen, der ein Beruhigungsmittel erhalten hat, eine Sonde ► UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 9

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