Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.

„Bitte klingeln“ steht auf einem Schild neben der Tür der Intermediate Care Station (IMC) im Erdgeschoss des neuen Bettenhauses des Chirurgischen Zentrums. Bis ein surrender Ton den Einlass bestätigt und die Verrie- gelung sich hörbar aus ihren Schlössern löst, dauert es einige Momente, in denen Mitarbeiter und Besucher geschäftig den Gang außen vor der IMC entlangeilen, das Klingeln von Telefonen und das Klirren von Geschirr vernommen werden kann. Erst als sich die blickdichte Glastür hinter einem schließt, herrscht Stille. Nur verein- zelt macht sich eines der unzähligen medizinischen Geräte durch Pieptöne bemerkbar. Dann eine Frauen- stimme: „Noch einen Schritt, Herr Ramspeck, das schaffen Sie.“ Die geöffnete Tür erlaubt den Blick auf einen Mann um die 60, der – rechts und links durch IMC-Mitarbeiter gestützt – langsam einen Fuß vor den anderen setzt. „Jeder Schritt zählt“, spricht ihm die Physiotherapeutin Margot Herold Mut zu und greift damit eine der Maximen der IMC auf. Denn das Ziel der Mitarbeiter ist es, die Patienten wieder so weit zu kurieren, zu mobilisieren und zu aktivieren, dass sie auf die Allgemeinpflegestation verlegt werden können – und dieses Ziel verfolgen alle Beteiligten mit voller Hingabe. „Wir sind die Schnittstelle zwischen der Intensiv- und der Allgemeinpflegestation“, fasst es Stationsleiterin Anne Simbeck in aller Kürze zusammen und führt aus: „Unsere Patienten sind zwar nicht mehr intensivpflichtig. Aber sie müssen trotzdem noch intensiv überwacht und gepflegt werden.“ Oft bestehen Probleme beim Atmen, oder die Vitalwerte wie der Blutdruck und die Sauer- stoffsättigung sind nicht stabil. Deshalb sind auf der IMC bestimmte Kontrollen engmaschiger terminiert als auf der Allgemeinpflegestation, und für die intensive Pflege steht mehr Personal zur Verfügung. Fast-Track- und Dauerpatienten Die sogenannten „Fast-Track-Patienten“ sind nur eine Nacht zur Überwachung auf der Station. Sie werden auf der Intensivstation nach der Narkose extubiert, also vom Beatmungsschlauch befreit, und zur weiteren Über- wachung auf die IMC verlegt. Nach Überwachung der Vitalwerte und Atmungssituation gehen die Patienten wieder auf die Allgemeinpflegestation im Bettenhaus. „Wir haben aber auch Patienten, die Wochen oder Monate bleiben, weil sie mehr Zeit brauchen, um wieder stabil zu werden“, sagt Anne Simbeck. Dazu zählt auch Wolfgang Ramspeck. Vor gut einem Monat erhielt er ein Herzunterstützungssystem, ein sogenanntes Kunstherz. Nach der Implantation wurde er von der Intensiv- auf die Intermediate Care Station verlegt – bis er wegen einer Lungenentzündung zunächst wieder auf die Intensivsta- tion kam und nun erneut auf der IMC ist. ► Die Intermediate Care Station ist das Bindeglied zwischen der Intensiv- und der Allgemeinpflegestation. Rund 40 Pflegekräfte kümmern sich Tag und Nacht und häufig über mehrere Wochen um die Patienten – eine anspruchsvolle und vielseitige Arbeit. Jeder Schritt zählt „Bei langen Liegezeiten wie bei Herrn Ramspeck versuchen wir bei - spielsweise, auch mal ins Freie zu gehen“, sagt Christof Busch. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 17

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