Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.
Noch fällt ihm jeder Schritt schwer, auch mit der Atmung hat er Probleme. Aber sowohl die Gesundheits- und Krankenpfleger als auch die Physiotherapeutin, die täglich Übungen mit ihm macht, spornen ihn an und reden ihm gut zu. „Alle Mitarbeiter sind immer positiv gestimmt. Das kann ich nach 41 Tagen hier nun wirklich gut beurteilen“, lobt Wolfgang Ramspeck. „Für die Pati- enten sind wir natürlich manchmal Quälgeister“, schmun- zelt Margot Herold, „aber mit jedem Training werden sie fitter. Deshalb kämpfen wir um jeden Schritt.“ Auch unabhängig von den täglichen physiotherapeuti- schen Einheiten bauen die Pflegekräfte Mobilisations - übungen in den Stationsalltag ein, wo es nur geht: „Das fängt damit an, dass wir die Patienten beim Essen an die Bettkante setzen oder sie aus dem Bett heraus in einen Stuhl mobilisieren“, berichtet Christof Busch. Diese Bemühungen sind wegen der vielen Zugänge und Drainagen oft sehr zeitaufwendig, und die Pflegekräfte müssen dabei meist zu zweit arbeiten: „Einer achtet nur darauf, dass jeder Schlauch an seinem Platz bleibt. Aber die Mühe lohnt sich immer wieder aufs Neue“, sagt der stellvertretende Stationsleiter. Offen für alle chirurgischen Disziplinen Der Frühdienst auf der IMC-Station beginnt morgens um 7.00 Uhr mit den Visiten der jeweiligen Einrichtungen. Die Hälfte der Patienten sind herzchirurgisch. Die anderen Patienten kommen aus der Chirurgischen Klinik sowie der Thoraxchirurgischen Abteilung und der Gefäßchirurgischen Abteilung. Daneben verlegen die Urologische Klinik, die Plastisch- und Handchirurgische Klinik sowie die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik hin und wieder ihre Patienten auf die Station. „Generell können alle chirurgischen Fachdisziplinen ihre Patienten zu uns bringen“, sagt Anne Simbeck. Bei den morgendlichen Visiten entscheiden die Ärzte, wer auf die Allgemeinpflege- bzw. Intensivstation verlegt wird. Danach besprechen die Stationsleitungen der verschie- denen Einrichtungen die Patientenverteilung und koordi- nieren die anstehenden Verlegungen. Ab 9.00 Uhr holen die Stationen die ihnen zugewiesenen Patienten von der IMC ab. Danach werden die freigewordenen Bettplätze gereinigt und Monitore und Infusionen vorbereitet. „Ab 10.00 Uhr holen wir dann täglich zwischen vier und acht Patienten ab, meistens von der Intensivstation“, sagt Anne Simbeck. Ein Team aus einer Pflegekraft und einem Arzt ist ungefähr eine Stunde unterwegs. „Bis man auf der Intensivstation ist und die Übergabe abge- schlossen hat, dauert es schon eine ganze Weile“, erläu- tert die Stationsleiterin. Danach schließt das Abholteam den Patienten an die Transport-Überwachungseinheiten an, fährt ihn auf die IMC und schließt ihn an die dortigen Monitoring-Einheiten um. Anschließend werden sein Zustand, seine Orientierung und der Flüssigkeitshaus- halt geprüft, Medikamente aufgezogen, Laboruntersu- chungen vorgenommen und pflegerische Assessments abgefragt. Zwischen 15.00 und 18.00 Uhr ist Besuchszeit. Diese ist, wie auf der Intensivstation, zeitlich begrenzt, da die Patienten oft noch sehr geschwächt sind. „Der Tagesab- lauf ist darauf ausgerichtet, dass in diesem Zeitraum möglichst keine ärztlichen und pflegerischen Maß- nahmen laufen und die Patienten mit ihren Angehörigen nicht gestört werden – denn der Besuch ist ein wichtiger Teil der Therapie“, hebt Anne Simbeck hervor. Genauso wichtig ist es für sie und ihr Team, ein offenes Ohr für die Familienmitglieder zu haben und diese zu beruhigen, wenn der Angehörige möglicherweise noch nicht ganz orientiert ist. Denn etwa die Hälfte aller Patienten weist nach einem operativen Eingriff ein sogenanntes Durch- gangssyndrom auf, das mit Verwirrtheit, Orientierungs- losigkeit, Bewusstseinsstörungen sowie aggressivem Verhalten einhergehen kann und möglicherweise An jedem Bettplatz werden der Herzrhythmus, der Blutdruck, die Sauerstoffsättigung, die Atmung sowie weitere Werte ständig überwacht und an den Stationsstützpunkt gemeldet. | JAHRESBERICHT 2014/2015 18
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