Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.

Patienten in der Klinik. Wie unterscheiden sich die beiden Bereiche voneinander? Unsere Forschung ist translational. Das bedeutet, dass wir an immunologischen Grundlagen interessiert sind, aber immer mit dem Fokus auf den Patienten und dem Ziel, das Entdeckte in der Zukunft in die Therapie einfließen zu lassen. Daher sind die Bereiche eng mitei - nander verknüpft. Momentan verbringe ich einen Teil meiner Arbeitswoche im Labor, betreue jedoch in der Klinik weiterhin Patienten mit Autoimmunerkrankungen. Dazu zählen beispielsweise die Rheumatoide Arthritis, eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen, oder seltenere Krankheitsbilder wie der Systemische Lupus Erythematodes, bei dem es zu chronischen Entzün- dungen von Haut, Gelenken, inneren Organen wie der Niere oder dem Gehirn kommen kann. ► Sie begeistern sich bereits seit Beginn Ihres Medizin- studiums für die Struktur und die Funktion des Immun- systems. Was fasziniert Sie an dieser Wissenschaft? Die Immunologie ist unglaublich vielfältig und span- nend. Immunologische Forschung ist, verglichen mit anderen medizinischen Teilbereichen, eine relativ junge Disziplin. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Mikroorganismen als Verursacher von Infektionskrank- heiten nachgewiesen – die Wissenschaftler Robert Koch und Louis Pasteur waren daran maßgeblich betei- ligt. Der Mediziner Paul Ehrlich und der Zoologe Ilja Iljitsch Metschnikow schufen dann am Übergang zum 20. Jahrhundert die theoretischen Grundlagen der modernen Immunologie. Das Verständnis für Autoimmun- erkrankungen fehlte damals aber noch weitgehend. Paul Ehrlich beschrieb mit dem Begriff „Horror autoto- xicus“ jedoch bereits die Annahme, dass eine deregu- lierte Immunabwehr, welche sich gegen körpereigene Strukturen richtet, fatale Auswirkungen auf den Orga- nismus haben könnte. Heute wissen wir, dass solch eine fehlgerichtete Immunabwehr die Ursache für unter- schiedlichste Autoimmunerkrankungen wie Rheuma- toide Arthritis, Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus Typ 1 darstellt, aber auch an „Volkskrankheiten“ wie Arteriosklerose und somit Herzinfarkt und Schlaganfall beteiligt sein kann. Nach wie vor kennen wir die Ursa- chen aber nicht genau. Das möchten wir mit unserer Arbeit ändern. Sie beschäftigen sich auf zwei verschiedenen Ebenen mit dem Immunsystem – molekular im Labor und am PD Dr. Dr. med. univ. Gerhard Krönke forscht zu den Grundlagen des Immunsystems, um einen neuen Therapieansatz für Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. Dafür wird er nun vom Europäischen Forschungsrat mit 1,5 Mio. Euro gefördert. Molekulare Mülltrennung „Das Immunsystem ist so faszinierend wie komplex. Da ist es eigentlich erstaunlich, dass es so viele Immun-Gesunde gibt“, meint PD Krönke. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 21

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