Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.

kularen Neurologie seit 2012 im Forschungsprojekt „eGAIT – embedded Gait Analysis using Intelligent Tech- nology“ eng mit dem Lehrstuhl für Informatik 5 (Muster- erkennung) der FAU Erlangen-Nürnberg und der ASTRUM IT GmbH zusammen. Das Unternehmen stellt denWissen- schaftlern die nötige Technologie zur Verfügung: einen kleinen Sensor, der am Sportschuh angebracht wird. Während Patienten mit Bewegungserkrankungen und gesunde Kontrollpersonen damit Tests absolvieren, überträgt der Sensor die Daten zur Beschleunigung, zum Drehwinkel etc. auf den Computer. Die exakte Auswertung der Messergebnisse übernehmen die Infor- matiker. Gemeinsames Ziel ist die Aufstellung von objektiven Parametern: „Mit der Zeit konnten wir bei unseren Parkinson-Patienten vom Gangmuster aufs Krankheitsstadium schließen. Das hilft uns Ärzten bei der individuellen Therapie“, berichtet Jochen Klucken. „Als nächstes wollen wir den Sensor fest in den Schuh integrieren und Langzeitmessungen durchführen.“ Die sensorbasierte Bewegungsanalyse ist auch Teil eines weiteren Forschungsprojekts: Im Rahmen von „EFIMoves“ der Emerging Fields Initiative der FAU führt die Molekulare Neurologie mit dem Institut für Sportwis- senschaft und Sport eine Interventionsstudie durch. Ziel ist die Entwicklung und Validierung von modernen und multimodalen medizintechnischen Diagnosever- fahren für Bewegungsstörungen. Dafür kommen die Probanden, wie Heidemarie Pfeiffer, zwei Monate lang zweimal die Woche zum Laufband-Training. Beim Ab- schlusstermin zieht die Parkinson-Patientin für sich persönlich ein positives Fazit: „Anfangs fühlte ich mich wackelig, klammerte mich an den Barren fest“, erinnert sie sich. „Heute, acht Wochen später, gehe ich sicherer und schneller. Ich freue mich, dass ich mitgemacht habe.“ Zurück an den Anfang Während im Rahmen der klinischen Forschung Pati- enten von den Untersuchungen schon profitieren, scheinen die Kollegen in den Labors bei der Grundla- genforschung eher rückwärts zu gehen: „Wir entnehmen Parkinson-Patienten ausgereifte Körperzellen aus der Haut und reprogrammieren sie zu sogenannten indu- zierten pluripotenten Stammzellen“, erläutert Prof. Dr. Beate Winner, Nachwuchsgruppenleiterin im Interdiszip- linären Zentrum für Klinische Forschung. Damit reisen die Wissenschaftler quasi in die Vergangenheit, denn naturgemäß sind Stammzellen der Ursprung, aus dem sich die unterschiedlichen Körperzellen entwickeln. Was nach einem Rückschritt klingt, ist tatsächlich ein Fort- schritt: „Dieses Verfahren zählt zu den innovativsten biomedizinischen Entwicklungen der vergangenen Jahre“, sagt Prof. Winner. „Dafür wurde 2012 der Medi- zinnobelpreis verliehen.“ Die Erlanger Neurowissenschaftler arbeiten seit 2013 mit 13 anderen Gruppen bayerischer Universitäten im Forschungsverbund Induzierte Pluripotente Stamm- zellen (ForIPS) zusammen. Beate Winner und ihr Team entwickeln die aus Hautzellen gewonnenen Stamm- zellen in neuronale Zellen weiter. Diese sind exempla- risch dann ein individuelles Krankheitsmodell und dienen den Wissenschaftlern als Grundlage, um die molekularen und zellulären Mechanismen des vorlie- genden Parkinson-Syndroms zu untersuchen. „Wir wollen verstehen, wo die Erkrankung ihren Ursprung hat“, fasst ForIPS-Sprecher Jürgen Winkler das gemein- same Ziel zusammen, „um dann im nächsten Schritt individuelle Therapien zu entwickeln.“ n bm Michaela Farrell (vorne) und Prof. Winner wandeln Körper- in Stammzellen um und dann in neuronale Zellen weiter. Die Forscherinnen wollen den Ursprung der Erkrankung verstehen. Die beiden Sportwissenschaftler Dr. Heiko Gaßner (l.) und Dr. Simon Steib begleiten Heidemarie Pfeiffer bei ihrem Laufband-Training. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 35

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw