Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.
Heute Vormittag wurde Herr Heinzmann eingeliefert: zunächst in die chirurgische Notfallaufnahme – dann direkt auf der Station. Ob und welche Medikamente der ältere Herr zu Hause regelmäßig einnimmt, ist zunächst unklar. Bei der Vielzahl medizinischer und pflegerischer Maßnahmen, die nun zuerst durchgeführt werden müssen, bleibt auf Station oft wenig Zeit für die sofor- tige und oft aufwendige Abklärung der wichtigen Arznei- mitteltherapie. Aus diesem Grund erhalten die Pati- enten und das medizinische Personal im Chirurgischen Zentrum seit vielen Jahren auf mehreren Stationen Unterstützung aus der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen: Sowohl bei der Erfassung der häuslichen Medikation als auch bei deren Umstellung auf die Präpa- rate des Uni-Klinikums sind Pharmazeuten involviert. Für jeden neu aufgenommenen Patienten wird eine Empfehlung zur Arzneimitteltherapie direkt auf die Station geschickt – und vorab werden Anrufe zur Abklä- rung der Therapie beim Hausarzt getätigt, falls notwendig. Gleichzeitig wird die Medikation auch auf Plausibilität und Korrektheit überprüft. „Die nahtlose Versorgung mit Arzneimitteln ist eines unserer Hauptziele“, sagt Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapo- theker des Uni-Klinikums Erlangen. „Von uns erhalten die Patienten – egal, ob es sich um einen Notfall oder eine geplante stationäre Aufnahme handelt – vom ersten Tag an ihre notwendigen Medikamente.“ In anderen Ländern ist es längst üblich, dass Apotheker als feste Mitglieder in die therapeutischen Teams direkt auf die Station inte- griert sind und dort zahlreiche Aufgaben in Bezug auf die Arzneimitteltherapie der Patienten übernehmen. In Deutschland hingegen findet die Arbeit von im Kranken - haus tätigen Pharmazeuten bisher fast ausschließlich in den Räumlichkeiten der Zentralapotheke statt. Eine Situation, die Prof. Dörje und sein Team gerne ändern möchten. Der Klinikumsvorstand befürwortete daher bereits 2009 die Durchführung eines Pilotprojektes im Chirurgischen Zentrum, um den Nutzen eines Apothe- kers auf der Station aufzuzeigen. Hochgeschätzte Expertinnen Zwei Jahre sollte die Pilotphase dauern und nach einer finalen Evaluation eine Grundlage für die Entscheidung über die Fortführung des Projekts liefern. Im Februar 2010 übernahm Dr. Sonja Koch, Fachapothekerin für klinische Pharmazie, die halbe Stelle und wurde auf den acht Stationen des Chirurgischen Zentrums mit offenen Armen empfangen. „Die Kollegin war für uns keine Unbekannte, denn sie war ja schon ► Aktuell sind in Deutschland rund 90.000 Arzneimittel zugelassen. Gar nicht so einfach, da den Überblick über Wirkstoffe, Wechsel- und Nebenwirkungen zu behalten. Am Uni-Klinikum unterstützen Apotheker die Kollegen vor Ort auf der Station. GEGEN RISIKEN UND WECHSELWIRKUNGEN Höchste Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie am Uni-Klinikum Erlangen: Fachapotheker leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 45
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw