Jahresbericht 2014 | 2015: Medizin. Menschen. Momente.

chen zu können, ist die Mitarbeit von klinischen Phar- mazeuten auf unseren Stationen enorm wichtig.“ Der Klinikumsvorstand beschloss daher auf Empfeh- lung des Chefapothekers, in weiteren Einrichtungen des Uni-Klinikums Stationsapotheker einzusetzen. Für die Dauer von zwei Jahren wurden im Januar 2015 in der Frauenklinik sowie der Palliativmedizin, in der Strah- lenklinik sowie der HNO-Klinik und in den Kopfkliniken jeweils eine halbe und im Internistischen Zentrum eine ganze Stelle eingerichtet. Die Kolleginnen, bisher sind ausschließlich Frauen eingesetzt, haben ihren Arbeits- platz in der Uni-Klinikums-Apotheke, bei der sie auch offiziell angestellt sind. Mehrmals in der Woche sind sie allerdings auf „ihren“ Stationen, nehmen mancherorts an der Visite teil oder überprüfen am Stützpunkt eigen- ständig die Arzneimitteltherapie anhand der schriftli- chen Patientenunterlagen. Die dabei identifizierten arzneimittelbezogenen Probleme können vor Ort meist direkt mit den zuständigen Ärzten und Pflegekräften gelöst werden. Die zeitweise Anwesenheit am Stations- stützpunkt hat noch einen weiteren Vorteil: „Wenn man dort sitzt, dauert es meistens nicht lange, bis man Fragen rund um das Arzneimittel gestellt bekommt“, freut sich Anne Pauly, die in den Kopfkliniken tätig ist. „Ein Patient muss zum Beispiel zehn unterschiedliche Medikamente über seinen zentralen Venenkatheter erhalten, dieser hat aber nur drei Zuläufe“, nennt sie ein Beispiel. „Somit ist es erforderlich, vorab zu prüfen, welche Arzneimittel gemeinsam verabreicht werden können und welche nicht. In solchen Fällen leisten wir Beratung, wie die vielen Infusionen des Patienten am besten gemeinsam über die vorhandenen Zuläufe gegeben werden können.“ Und ihre Kollegin Marika Bei gleichzeitiger Einnahme können sich Medikamente gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen. Dann greift der Fachapotheker ggf. ein. Kurvenvisite auf der Station der Neurochirurgie: Anne Pauly sichtet Patientenakten, notiert Empfehlungen zur Arzneimitteltherapie und beantwortet die Fragen der Kollegen vor Ort. Busse berichtet aus dem Internistischen Zentrum: „Nach vier Wochen wussten die meisten bereits, wer ich bin. Da ich regelmäßig vor Ort war, fassten viele schnell Vertrauen zu mir. Ich wurde rasch bei arzneimittelbezo- genen Fragestellungen einbezogen und um Rat gebeten.“ Die Hemmschwelle zur Etablierung der neuen Stellen war generell niedrig, denn der gute Kontakt der Kliniken und selbstständigen Abteilungen mit der Apotheke des Uni-Klinikums wurde schon in der Vergangenheit gepflegt: „Wir führen mit allen Einrichtungen sogenannte Jahresgespräche, in denen wir spezifische Fragen klären, erforderliche Anpassungen vornehmen und über aktuelle Entwicklungen und neue Möglichkeiten in der Arzneimitteltherapie sprechen“, erläutert Prof. Dörje. „Hinzu kommt, dass es sich bei unseren Stationsapo- thekerinnen um erfahrene Fachapothekerinnen für klini- sche Pharmazie oder Arzneimittelinformation handelt, die viel Wissen mitbringen und sehr gut im Team agieren.“ Auch die interdisziplinäre und berufsgruppen- übergreifende Zusammenarbeit zwischen Medizin, Pharmazie und Pflege habe von Anfang an gut funktio - niert. „Da wir neben der neuen Tätigkeit direkt auf Station auch in zahlreiche Forschungsprojekte einge- bunden sind und über ein Labor zur Arzneimittelherstel- lung verfügen, das die höchstmöglichen internationalen Qualitätsrichtlinien erfüllt, können wir die Patienten des Uni-Klinikums insgesamt optimal medikamentös versorgen“, fasst es Frank Dörje zusammen, „innovativ und individuell.“ n bm UNIVERSITÄTSKLINIKUM ERLANGEN | 47

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