Jahresbericht 2015 | 2016: Medizin. Menschen. Momente.
FM WER BRAUCHT ZUERST HILFE? Damit auch bei hohem Patientenaufkommen mit Sicherheit derjenige zuerst behandelt wird, dem am dringendsten geholfen werden muss, arbeitet die neue internistische Not- aufnahme zukünftig mit einem Triage-System, genauer: mit dem Emergency Severity Index, kurz ESI. „Kurz nach Eintreffen das Patienten beurteilt eine ausgebildete Triage-P fl egekraft die Behandlungsdringlichkeit nach einem fünfstu fi gen Algorithmus“, erklärt Anika Rau- scher, stellvertretende P fl egedienstleitung des Internistischen Zentrums. Braucht der Patient umgehend lebensretten- de Maßnahmen? Dann erhält er die Dringlich- keitsstufe 1 und wird sofort ärztlich versorgt. Ist er potenziell lebensbedrohlich erkrankt – hat zum Beispiel Brustschmerzen bei akutem Koronarsyndrom –, ist er verwirrt, lethargisch oder hat starke Schmerzen: Stufe 2. Die Stufen 3 bis 5 werden danach vergeben, welche Vitalparameter der Patient hat und wie viele Ressourcen der Notaufnahme er voraussicht- lich benötigen wird (s. Schaubild links). „Dank der Triage können wir unsere personellen und räumlichen Ressourcen in der Notauf- nahme besser koordinieren und ef fi zienter nutzen“, sagt Anika Rauscher. DIGITALE DOKUMENTATION SPART ZEIT Einen weiteren Schritt in Richtung Ef fi zienz ging das Team, als es sich entschied, die P fl egedokumentation Stück für Stück auf elektronische Füße zu stellen. „Wir entwickeln zurzeit eine Programmober fl äche mit allen Notfallpatienten – samt Stammdaten, Symp- tomen und Behandlungsstatus“, erklärt Anika Rauscher. Was die stellvertretende P fl egedienstleitung auch befürwortet, ist „eine Kultur, die aus Beschwerden lernt.“ Zu dieser Haltung bekennt sich die internistische Notaufnahme des Uni-Klinikums mit der Ein- führung eines zentralen Beschwerdemanage- ments, das das Feedback von Rettungs- diensten, Patienten und Angehörigen doku- mentiert und strukturiert bearbeitet. INTEGRIERTE CHEST PAIN UNIT Gerade bei Patienten mit akutem Brust- schmerz muss es extrem schnell gehen. „Herzinfarkt, Lungenembolie und Aortenriss – das sind die drei großen lebensbedrohlichen Erkrankungen, an die wir im Notfall denken müssen“, sagt Prof. Dr. Stephan Achenbach, Direktor der Medizin 2 und Leiter der Chest Pain Unit des Uni-Klinikums Erlangen. Die Spezialeinheit für Brustschmerzpatienten ist in die internistische Notaufnahme integriert. Bei Notfallpatienten mit bekannten Herz- problemen oder erstmaligen drückenden, brennenden Thoraxschmerzen sind die Kardio- logen sofort zur Stelle. Innerhalb von zehn Minuten ist ein EKG geschrieben und ausge- wertet. Liefert es keinen klaren Befund, untersucht ein Arzt das Herz per Ultraschall. Im modernsten Herzkatheterlabor Europas, das sich direkt neben der Notaufnahme im Internistischen Zentrum be fi ndet, kann bei einem akuten Herzinfarkt der Blut fl uss in den Herzkranzgefäßen sofort wiederhergestellt werden. „Ungefähr 40 Prozent der Patienten, die wir im Katheterlabor behandeln, kommen mit akuten Beschwerden“, sagt Stephan Achenbach. „Durch das Plus an Platz und Personal in der Notaufnahme können wir lebensbedrohliche Fälle jetzt noch schneller identi fi zieren und behandeln.“ Ein Monitor pro Bett. Die elektronische P fl egedokumentation wird nun schrittweise eingeführt. Weiterführende Informationen zur internistischen Notaufnahme: www.medizin1.uk-erlangen.de/ ueber-uns/fachgebiete/ notfallaufnahme 1 2 JA JA E R W Ä G E ESI-Triage. Am Entscheidungspunkt D sind Grenzwerte für Alter, Herz- und Atemfrequenz (HF, AF) sowie für die Sauerstoffsättigung (SpO 2 ) de fi niert. Werden sie überschritten, kann die Triage-P fl egekraft den Pa- tienten eine Dringlichkeitsstufe nach oben setzen. Sind lebensrettende Sofortmaßnahmen nötig? Hochrisikosituation oder verwirrt/ lethargisch/desorien- tiert oder starker Schmerz/großes Leid? Wie viele Ressour- cen werden benötigt? keine eine viele Liegen die Vitalwer- te im gefährlichen Bereich? NEIN NEIN NEIN A B C D 5 4 3 Alter < 3M 3M–3 J 3–8 J > 8 J HF > 180 > 160 > 140 > 100 AF > 50 > 40 > 30 > 20 SpO 2 > 92% > 92% > 92% > 92% U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 5 | 2 0 1 6 13 H E L F E N H E I L E N
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