Jahresbericht 2015 | 2016: Medizin. Menschen. Momente.
G FM Neurobildgebung: Traktogra fi e der Faserbahnen des Gehirns, aufgenommen mit dem 7-Tesla-Ultra- hochfeldscanner. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 5 | 2 0 1 6 31 F O R S C H E N L E H R E N enau 33 Jahre nachdem der erste Siemens-Magnetresonanz- tomograf (MRT) am Uni-Klinikum Erlangen installiert wurde, schwebte im April 2015 ein wei- terer Meilenstein der MR-Bildgebung per Kran hinab zum Forschungsgebäude in der Erlanger Schwabachanlage: das System Magnetom Terra – der weltweit erste 7-Tesla- Magnet einer neuen Generation und der erste 7-Tesla-Magnet überhaupt in Bayern. Dank einer Gewichtseinsparung von 50 Prozent ist er der leichteste 7-Tesla-Ganzkörper- magnet der Welt – „was den Aufbau und die Inbetriebnahme in einer Klinik erheblich erleichtert“, urteilt Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen. Die bislang in der Humanmedizin üblichen Magnetfeldstärken von bis zu 3 Tesla werden im Magnetom Terra mehr als verdoppelt. „Damit geht eine Verzweifachung der räumli- chen Au fl ösung oder eine deutliche Verkür- zung der Messzeit einher“, erklärt Michael Uder. Für Bilder des schlagenden Herzens oder wenn jemand nicht länger still liegen könne, bevorzuge man Schnelligkeit, in anderen Fällen eine extrem feine Au fl ösung. „Durch die bessere Bildqualität lassen sich vor allem neuronale Verbindungen im Gehirn samt kleinster Funktionseinheiten präziser darstellen“, ergänzt Prof. Dr. Arnd Dör fl er, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. Störungen des Hirnstoffwechsels, Hirntumoren, neurolo- gische Krankheiten wie Alzheimer, Epilepsie, Schizophrenie oder Multiple Sklerose, bis hin zu Schlaganfällen – „wir versprechen uns Diagnosevorteile für sehr viele verschiedene Krankheitsbilder“, fasst Prof. Dör fl er zusammen. Das neue MR-System wird direkt am Uni- Klinikum Erlangen entwickelt. Im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft zwischen Siemens Healthineers, dem Uni-Klinikum und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg bereiten Ingenieure, Wissen- schaftler und Ärzte erstmals einen 7-Tesla- Scanner für den klinischen Einsatz vor. „Unser Ziel ist es, das Gerät möglichst schnell für Routineuntersuchungen am Patienten nutzbar zu machen“, blickt Michael Uder in die Zukunft. BIOLOGISCHE PROZESSE VISUALISIEREN Die konventionelle MR-Bildgebung beruht auf der physikalischen Eigenschaft von Wasser- stoffatomen, sich im MRT entlang des Mag- netfelds auszurichten. Wasserstoff ist – als Hauptbestandteil von Wasser und Fett – das häu fi gste und für die Magnetresonanz am besten nutzbare Element im menschlichen Körper. Ein 7-Tesla-Scanner ermöglicht es nun, auch andere, weniger emp fi ndliche Atomkerne darzustellen – etwa die von Natrium, Kalium, Sauerstoff oder Phosphor – und komplexe Stoffwechselprozesse abzu- bilden. Diese Multikern-Bildgebung zu er- forschen, ist auch Aufgabe der Professur Metabolische und funktionelle MR-Bildge- bung (Inhaber: Prof. Dr. Armin Nagel), die der neu gegründeten Sektion „Klinische MR- Physik“ angehört. „Dank des neuen Ultrahoch- feldscanners werden wir Krankheiten sehen können, die wir bislang nicht sehen. Und zwar im neurologischen, kardiologischen und orthopädischen Bereich. Wir werden sie früher erkennen und möglicherweise sogar ihre Ursachen sichtbar machen“, prognosti- ziert Michael Uder. Prof. Uder (l.) und Prof. Dör fl er im Forschungs- bereich des neuen 7-Tesla-MRT. Bald soll der Scanner nie da- gewesene Bilder aus dem menschlichen Körper liefern.
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