Jahresbericht 2015 | 2016: Medizin. Menschen. Momente.

U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 5 | 2 0 1 6 43 H E L F E N H E I L E N am Nachmittag des 20. Dezem- bers 2015 kam Sandra Janner wie gelähmt vor Angst in die Kinder- und Jugendklinik (Direk- tor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen. Wenige Stunden zuvor hatte ihr Sohn Leon mit einem Freund am Ufer des Main-Donau- Kanals in Vach bei Fürth gespielt. Plötzlich rutschte der Junge aus und fi el ins Wasser. Vom Spielkameraden schnell herbeigeholt, sprang Vater Marcus Janner ohne Zögern hinterher und tauchte rund zehn Minuten lang im trüben Wasser immer verzweifelter nach seinem Kind. Passanten alarmierten den Rettungsdienst und die Polizei. Endlich ergriff der Vater Leons Arm und zog ihn an Land – ohne ein Lebenszeichen feststellen zu können. Den Ersthelfern gelang noch am Ufer die Reanimation des Sechsjährigen, bevor sie ihn ins Uni-Klinikum Erlangen brachten. EINE LANGE NACHT Nach der Versorgung im Schockraum der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) kam Leon mit starker Unterkühlung auf die Intensivstation der Kinderklinik. Der behandelnde Oberarzt, Dr. Hans-Georg Topf, erklärt, dass Leon nur deshalb Überlebenschancen hatte und keine bleibenden Hirnschäden erlitt, weil seine niedrige Körpertemperatur die Organe sauer- stoffsparend konservierte. In der Nacht dann ein Rückschlag: Nachdem Leon, in Zusammenarbeit mit Experten der Anästhe- siologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler), aufgewärmt worden war, versagte seine Lunge. Nun lag es an Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinder- herzchirurgischen Abteilung des Uni-Klini- kums, dem Jungen mittels einer Herz-Lungen- Maschine zu helfen. Endlich, nach bangen Stunden, konnten die Ärzte den Eltern mit- teilen, dass ihr Sohn stabil sei und sogar Hirnaktivitäten zeige. An Heiligabend geschah das kleine Wunder: Leon wachte zum ersten Mal auf. Am nächsten Tag schon begrüßte er seine Mutter. „Dieses Gefühl kann man nicht in Worte fassen“, erinnert sich diese an den Moment. HERAUSRAGENDE AUSSTATTUNG Von dem Unglück ist heute nichts mehr zu bemerken – Leon ist derselbe Wirbelwind wie vorher. Zu verdanken ist das einer Serie posi- tiver Umstände, sagt Prof. Rascher: „Leons Glück war das sofortige Handeln des Vaters, dass die Erstversorger alles richtig gemacht haben und dass der Junge in ein Klinikum der Maximalversorgung gekommen ist, wo alles für ihn bereitstand.“ Nicht alle Krankenhäu- ser verfügten etwa über eine Herz-Lungen- Maschine. „Mit unserem überdurchschnittlich guten Versorgungsangebot können wir viele Maßnahmen direkt am Krankenbett durch- führen. Das ermöglicht ein schnelles Reagie- ren und einen schonenderen Ablauf für den Patienten.“ Eine Nacht lang kämpften die Ärzte und das P fl egeteam auf der Inten- sivstation der Kinderklinik um Leons Überleben. Vor allem die gute Ausstattung mit z. B. einer Herz-Lungen-Maschine (im Bild) trug letztlich zur Genesung des Patienten bei. Freude bei Sandra Janner: Bereits vor Silvester durfte ihr Sohn Leon nach Hause zur Familie zurückkeh- ren und ein verspätetes Weihnachtsfest feiern. An den Unfall kann er sich nicht erinnern. A MS 26°C betrug Leons Körpertem- peratur nach seinen langen Minuten unter Wasser.

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