Jahresbericht 2015 | 2016: Medizin. Menschen. Momente.

S Bei der Zertrümmerung eines Speichel- steins mithilfe des StoneBreaker TM haben die beiden Ärzte dank modernster Technik einen optimalen Blick auf das Operationsgebiet. Während PD Koch (Mitte) den Eingriff leitet, setzt Dr. Miguel Goncalves (r.) durch manuellen Druck pneumatische Energie frei und richtet sie gezielt auf den Stein. Die Fachkran- kenp fl egerin Annett Kloss (l.) spült den betroffenen Gang bzw. die Drüse und reicht die Instrumente an. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 5 | 2 0 1 6 45 H E L F E N H E I L E N peichel löst bei vielen Ekel aus. Schließlich zählt Anspucken zu den schlimmsten Beleidigungen, und Lehrkräfte mit feuchter Aussprache sind berühmt-berüch- tigt. Doch was wäre der Mensch ohne den Speichel! Das Essen würde weder schmecken, noch ließe es sich schlucken. Wir könnten nicht sprechen, unsere Zähne verlören ihren Schutz, das Riechen wäre stark eingeschränkt und die Verdauung erschwert. Also doch gut, dass im menschlichen Körper pro Tag bis zu 1,5 Liter dieser Körper fl üssigkeit produziert werden – und zwar von sechs großen und meh- reren Hundert kleinen Speicheldrüsen. „Tatsächlich wissen die meisten Menschen nicht, dass sie überhaupt Speicheldrüsen besitzen, und dann auch noch so viele“, sagt PD Dr. Michael Koch, Oberarzt der Hals- Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen. „Wenn aller- dings die Wange dick anschwillt, das Essen keine Freude mehr bereitet oder wehtut, dann werden sie einem plötzlich schmerzlich bewusst.“ Der erste Weg führt in der Regel zum Hausarzt, der den Patienten bei entspre- chendem Befund zum Facharzt überweist. In Erlangen haben Betroffene besonders großes Glück, denn hier fi nden sie Hilfe im weltweit einzigartigen Speicheldrüsenzentrum in der HNO-Klinik. „In Diagnostik und Therapie bieten wir das komplette Spektrum: alles direkt vor Ort, auf dem neuesten Stand der Technik und der Wissenschaft“, sagt PD Koch, und Prof. Iro ergänzt: „In der Therapie von Speicheldrüsenerkrankungen sind wir international führend. Deshalb kommen Patienten aus ganz Deutschland für die Be- handlung zu uns. Ärztliche Kollegen aus aller Welt hospitieren bei uns, um von uns zu ler- nen.“ So laden die Erlanger Spezialisten u. a. einmal jährlich zu einem Speicheldrüsenkurs ein, dessen exzellenter Ruf Gäste aus der ganzen Welt anzieht. STAUURSACHE FINDEN UND ENTFERNEN In neun von zehn Fällen führt gleich die erste Untersuchung mit Ultraschall zur exakten Dia- gnose. Meist stellen die Ärzte eine Vergröße- rung einer Drüse fest, was auf einen Stau in dem Gang hindeutet, aus dem der neu ge- bildete Speichel in die Mundhöhle fl ießt. Die Ursache ist bei rund 70 Prozent der Betrof- fenen ein Speichelstein (Sialolithiasis), bei ca. 20 Prozent eine Verengung des Gangs (Stenose) und bei etwa 10 Prozent eine Entzündung – manchmal auch in Kombina-

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