Jahresbericht 2015 | 2016: Medizin. Menschen. Momente.
Die drei größten Speicheldrüsen 1 – Ohrspeicheldrüse 2 – Unterkieferspeicheldrüse 3 – Unterzungenspeicheldrüsen U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 5 | 2 0 1 6 46 H E L F E N H E I L E N tion. In sehr seltenen Fällen erkennen die Experten eine anatomische Veränderung, eine Immunreaktion oder einen Fremdkörper. Wie und warum sich Steine in den Speichel- drüsen bilden, wird noch erforscht. „Das Leiden tritt in allen Altersgruppen auf“, erläu- tert PD Koch. „Die Therapie gelingt glück- licherweise sehr schnell, nämlich noch am Tag der Erstvorstellung, und vergleichs- weise einfach.“ Je nach Größe und Lage des Speichelsteins entscheiden sich die Erlanger Experten in jedem Patientenfall individuell entweder für die endoskopische Entfernung nach einer Zertrümmerung des Steins bzw. dem Einsatz eines Lasers. Oder aber sie entnehmen den Stein durch eine Schlitzung im betroffenen Gang. 98 Prozent der Pati- enten erhalten lediglich eine Lokalanästhesie und können die Behandlung bei Interesse sogar auf einem Bildschirm mitverfolgen. Manche Eingriffe sind schon nach 15 Minuten beendet, andere dauern knapp zwei Stunden. „Das Alleinstellungsmerkmal unseres Zen- trums ist, dass unser sehr erfahrenes Team gegebenenfalls spontan auf eine andere Methode umsteigen oder zwei Verfahren miteinander kombinieren kann“, betont Michael Koch. „All in one room: Der Patient wird von uns direkt umfassend behandelt.“ Anschließend sind lediglich die kurzzeitige Einnahme eines Antibiotikums, abschwellen- de Maßnahmen und eine bzw. wenige Kon- trolluntersuchungen erforderlich. DIE DRÜSE BLEIBT DRIN! Finden die Ärzte keinen Stein, sondern eine Gangverengung, so wird diese erweitert. Dies geschieht in der Regel ebenfalls endos- kopisch mithilfe von speziell gefertigten In- strumenten, die einen Durchmesser von lediglich 0,8 bis 1,6 Millimeter haben. „Wir sind mit modernster Technik ausgestattet“, freut sich PD Koch. „Darüber hinaus nehmen wir alle Eingriffe, sofern sie nicht über die Mundhöhle erfolgen können, minimalinvasiv vor. Der Patient behält keine äußeren Narben zurück, hat nach der OP weniger Schmerzen, und die Genesung verläuft schneller als bei herkömmlichen Verfahren.“ Erklärtes Ziel bei jeder Be- handlung ist der Erhalt der Drüse. Noch bis vor wenigen Jahren wurden er- krankte Speicheldrüsen gemeinhin vollständig entfernt – vielerorts ist das noch heute der Fall. Doch diese Operationen bergen hohe Risiken. Zum einen könnten der benachbarte Gesichts- oder Zungennerv verletzt und so u. a. die Mimik und das Gefühl im Mundraum und in der Zunge eingeschränkt werden. Zum anderen wird eine wichtige Quelle der natürlichen Speichelproduktion entfernt, was bislang nur umständlich durch die Zu- führung von künstlichen Flüssigkeiten aus- geglichen werden kann. „Deshalb wurden hier in Erlangen frühzeitig alternative Behand- lungsmethoden entwickelt“, weiß Michael Koch. ERLANGER PIONIERLEISTUNGEN Nachdem Prof. Iro im Jahr 2000 dem Ruf zurück an die Erlanger HNO-Klinik gefolgt war, wo er seitdem das Amt des Klinikdirektors innehat, setzte er einen seiner Schwerpunkte auf den Aufbau eines Speicheldrüsenzen- trums. „In unserer Klinik wurde 1989 die weltweit erste extrakorporale Stoßwellen- lithotripsie, also die Zertrümmerung eines 1 2 3 „In der Therapie von Speichel- drüsenerkrankungen sind wir international führend.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Direktor der HNO-Klinik 140 Über 140 Eingriffe mit dem StoneBreaker TM bei mehr als 110 Patienten haben die Erlanger Experten bisher durchgeführt.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw