Jahresbericht 2016 | 2017: Medizin. Menschen. Momente.
U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 6 | 2 0 17 18 U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 6 | 2 0 17 19 L E B E N B E W E G E N L E B E N B E W E G E N der Checkliste geht es zum Rundgang. Mit dabei: der Stationsleiter und eine hygienebe- auftragte Pflegekraft. Prüfend lassen Ulrike Eberle und Sandra Bernert ihre Blicke über Böden und Türen schweifen, über Handschuh- spender, Ultraschallköpfe und Beatmungs- geräte. Sie schauen hinter jede Tür, begut- achten Medikamentenschränke, Arbeits- räume, die Teeküche und das Lager. Eine junge Pflegekraft bemerkt die Hygieneexper- tinnen – und hat eine Frage: „Unsere Patientin mit Respiratorischem Synzytialvirus wurde verlegt. Müssen wir jetzt alles in ihrem Zimmer entsorgen?“ „Alles, was nicht durch Wischen desinfiziert werden kann“, antwortet Ulrike Eberle und fährt fort: „Hinterfragen Sie immer, was Sie im Patientenzimmer vorhalten – an Handschuhen, Tüchern oder Verbandsma- terial. Im Zweifelsfall muss alles, was offen gelagert wurde, weggeworfen werden.“ Die Hygienefachkräfte haben heute wenig zu beanstanden. „Großes Lob auch für die Des- infektion Ihrer TEE-Sonden. Die Dokumen- tation ist lückenlos und einwandfrei geführt“, attestiert Ulrike Eberle und macht einen wei- teren Haken auf ihrer Liste. „Die Instrumen- tenaufbereitung ist ein voll beherrschbares Risiko. Fehlertoleranz gleich null“, erklärt sie. „Das haben Sie hier voll im Griff.“ nur Experten für Keime, sondern auch für Kommunikation. Sie beraten und begleiten alle Berufsgruppen: Ärzte und Pflegekräfte, die einen infektiösen Patienten isolieren müssen. Fachangestellte, die medizinische Instrumente sterilisieren und Oberflächen desinfizieren. Bauingenieure und Architekten, die die Lüftungsanlagen für einen neuen OP planen. Vertreter vom Gesundheitsamt, die eine Station begehen. Patienten, Angehörige, Reinigungskräfte, Haustechniker. Hygiene- fachkräfte schulen die Mitarbeiter des Uni- Klinikums nach den aktuellen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Sie erfassen Infektio- nen und Erreger, erstellen Hygienepläne und kontrollieren, dass sie umgesetzt werden. BLICK HINTER JEDE TÜR Ulrike Eberle arbeitet seit 22 Jahren „in der Hygiene“. Wie ihre Kolleginnen ist sie mit Ehrgeiz bei der Sache und „ein sehr genauer Mensch“, wie sie über sich selbst sagt. „Wir wollen was bewegen in unserem Beruf. Um- setzen, was die KRINKO empfiehlt, aber be- weglich genug bleiben, um auf Überraschun- gen zu reagieren.“ Mit Sandra Bernert, die sich zurzeit zur Hygienefachkraft weiterbildet, sieht sich Ulrike Eberle heute die Intensivsta- tion der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Uni-Klinikums an. Gibt es genügend Händedesinfektionsmittel, und sind alle Spender mit Anbruch- und Ablauf- datum versehen? Wird die Dienstkleidung in geschlossenen Schränken aufbewahrt? Be- nutzt das Personal das richtige Antiseptikum zur Wunddesinfektion? Nach dem Abhaken FM SUKKULENTEN UND OHRSTÖPSEL Standortwechsel: Bärbel Förtsch und Nicole Baaske haben sich in der Hals-Nasen-Ohren- Klinik – Kopf- und Halschirurgie angekündigt. Eine Mitarbeiterin des Qualitätsmanagements möchte die Wartebereiche der HNO-Klinik mit Pflanzen und einem Trinkwasserbrunnen ver- schönern – sie braucht den Rat der Hygieneex- pertinnen. Die Medizinischen Fachangestellten der Phoniatrie wollen wissen, wie sie Ohrstöp- sel richtig desinfizieren. „Einmal-Stöpsel wären von Vorteil“, empfiehlt Nicole Baaske. „Wenn Sie ein bestimmtes Reinigungs- oder Desinfek- tionsmittel verwenden möchten, stimmen Sie sich bitte mit uns ab.“ Beim Gang über die Sta- tionen begutachten die Hygienefachkräfte Un- tersuchungs- und Aufwachräume, Pflegestütz- punkte und Patientenbäder, Verbandswagen, Instrumentenschränke und zahllose Details. Neben den Mitarbeitern des Uni-Klinikums sol- len auch Patienten und Angehörige in wichtige Hygienemaßnahmen eingebunden werden. „Wenn Eltern ihr Kind im Aufwachraum be- suchen, sollten sie sich nicht ohne Schutzklei- dung ans Bett setzen“, erklärt Bärbel Förtsch. Die Hygienefachkraft wünscht sich hygieni- sches Handeln, das sinnvoll ist und, so gut es geht, Zeit und Kosten spart. „Der Mit- arbeiter muss begründen können, warum er etwas tut“, sagt sie, „und wissen, welche persönlichen Schutzmaßnahmen für die je- weilige Keimsituation erforderlich sind. Das ist auch alles in unserem Hygieneleitfaden nachzulesen.“ Und sollte doch etwas unklar bleiben, erinnert Bärbel Förtsch die Kollegen: „Unsere Telefonnummern haben Sie ja!“ „ Wir wollen was bewegen in unserem Beruf. Umsetzen, was die KRINKO empfiehlt, aber beweglich genug bleiben, um auf Überraschungen zu reagieren.“ Ulrike Eberle, Hygienefachkraft Ulrike Eberle prüft die Desinfektions- mittelspender auf der kardiologischen Intensivstation: Sind Anbruch- und Ablaufdatum vermerkt und noch les- bar? „Die Entnahmemenge zeigt uns die Compliance in der Hände- desinfektion – also die tatsächliche Durchführung dieser wichtigsten aller Hygienemaßnahmen“, sagt die Hygienefachkraft. 20– 30% der Krankenhausinfek- tionen lassen sich durch geeignete Hygi- enemaßnahmen ver- hindern. In der Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO-Klinik informieren sich die Hygienefach- kräfte Bärbel Förtsch (r.) und Nicole Baaske über ein dort verwen- detes Desinfektions- pulver. Die Hygienefachkräfte sind organisatorisch an die Pflegedirektion (Stabsstelle Hygienefachkräfte) des Uni-Klinikums angebunden. Fachlich werden sie von einem Krankenhaushygieniker des Mikrobiologischen Instituts unterstützt. Dieser Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin koordiniert die gesamte Prävention und Kontrolle nosokomialer Infektionen am Uni-Klinikum. Im Hygienelabor der Mikrobiologie werden jährlich über 20.000 Proben untersucht. Neben dem Krankenhaushygieniker und den Hygienefachkräften unterstützen auch hygienebeauftragte Pflegekräfte und hygienebeauftragte Ärzte die Krankenhaushygiene, indem sie für andere Mitarbeiter in ihren Bereichen als Ansprechpartner in Hygienefragen fungieren. Dreimal jährlich kommen Vertreter aller Berufsgrup- pen in der Hygienekommission des Uni-Klinikums zusammen und erarbeiten hausinterne Empfehlungen und Arbeitsanweisungen.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw