Jahresbericht 2016 | 2017: Medizin. Menschen. Momente.

U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 6 | 2 0 17 26 U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 6 | 2 0 17 27 L E B E N B E W E G E N L E B E N B E W E G E N Das golden schimmernde Bettenhaus, das graue Inter- nistische Zentrum und die silberglänzenden Hörsäle Medizin: Aus der Vogelperspektive dominiert auf dem Gelände des Uni-Klinikums Erlangen jedoch eine ande- re Farbe – nämlich Grün. GESUNDES GRÜN etthenne und Mauerpfeffer, Lavendel und Thymian, Glocken- blume und Margerite: Auf den Dächern des Uni-Klinikums grünt und blüht es. „Leider meist im Verborgenen“, bedauert Bernhard Kressirer vom Staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg. Wer sehen möchte, dass fast alle Uni-Klini- kumsgebäude oben bepflanzt sind, muss entweder in die oberen Etagen eines höheren Hauses in Sichtweite steigen – oder fliegen. Warum dann die Mühe mit der Hege? „Dach- begrünung hat viele Vorteile“, erklärt Bern- hard Kressirer. „Zum einen sieht sie natürlich schöner aus als Kies oder Bitumenbahnen. Indem sie Niederschläge förmlich aufsaugt, reduziert sie zum anderen die Abwassermen- ge um 50 – 90 Prozent und gleicht so die Ver- siegelung der Erdoberfläche durch das Bau- werk ein wenig aus. Außerdem bindet die Vegetation Staub und Schadstoffe, produ- ziert Sauerstoff, schützt die Dachabdichtung vor UV-Strahlung, unterstützt die Wärme- dämmung und dient mitten in der Stadt als Lebensraum für Insekten und Vögel.“ So vielfältig wie der Nutzen der Bepflanzung ist, so umfassend muss diese auch geplant werden. Dies beginnt bereits beim Entwurf des Architekten, der u. a. das Gewicht des mineralischen Substrats, in dem die Gewäch- se wurzeln, statisch berücksichtigen muss. F BM Intensive Begrünung ist gartenähnlich und wächst in die Höhe. Extensive Begrünung geht in die Fläche und erfordert weniger Pflege. IM SCHATTEN DER SOLARPANELS Hinzu kommen Art und Ausrichtung des Dachs sowie technische Aufbauten, die sich ggf. darauf befinden. „Handelt es sich um ein Schräg- oder ein Flachdach? Wie sind die Licht- und die Windverhältnisse? Soll eine Fotovoltaikanlage angebracht werden?“, zählt Heike Richter, Landschaftsarchitektin bei der EGL Entwicklung und Gestaltung von Landschaft GmbH, einige der Fragen auf, die sich ihr bei der Ausarbeitung eines Vege- tationskonzepts stellen. „Unter Solarpanels können wir beispielsweise nur schattenver- trägliche Pflanzen ansiedeln. An anderen Orten wiederum haben wir mehr Spielraum: So war es uns möglich, auf dem Dach der Tiefgarage im Ulmenweg – also der Frei- fläche zwischen den Hörsälen Medizin und dem Internistischen Zentrum – eine Piazetta mit intensiver Begrünung zu entwerfen.“ Hier schlagen das Tautropfengras und die Blaseneschen ihre Wurzeln in bis zu 90 Zenti- meter tiefes Substrat, und bei der Anlage des Platzes wurde gleich eine automatische Be- wässerung installiert. „Intensive Begrünung – intensive Pflege“, bringt es Heike Richter auf den Punkt, und Bernhard Kressirer er- gänzt: „Bei der Gestaltung der Außenbereiche der Gebäude, die wir für das Uni-Klinikum errichten, legen wir großen Wert auf ein schlüssiges Gesamtkonzept. Denn dazu ge- hören neben Pflanzen auch Wege, Bänke oder Holzliegestühle wie auf der Piazetta.“ ZUM JÄTEN AUFS DACH Extensive Begrünung findet sich zum Beispiel auf den Flachdächern des Internistischen Zentrums und des Bettenhauses des Chi- rurgischen Zentrums. Hier ist die Substrat- schicht nur etwa zwölf Zentimeter dick, und der Teppich aus Dickblattgewächsen wird nicht höher als ca. 15 Zentimeter. „In den ersten drei Jahren kontrollieren wir das An- wachsen der Pflanzen noch häufiger, aber später reichen zwei Pflegegänge pro Jahr aus“, sagt Bernhard Kressirer. Dann muss ein Mitarbeiter zum Düngen und Jäten aufs Dach, denn nicht jeder von Wind und Vögeln her- beigetragene Same darf wachsen: „Birken gehen oft auf, würden aber langfristig die Konstruktion beschädigen“, erläutert Heike Richter. Und obwohl es kaum jemand sieht, wählen sie und ihre Kollegen die Pflanzen für die Dachbegrünung mit viel Liebe und Fachkenntnis aus: „Wir stellen Arten mit unterschiedlichen Blütenphasen zusam- men: Da oben blüht es also fast immer.“ 2.900m 2 Dachfläche auf dem Bettenhaus des Chi- rurgischen Zentrums sind extensiv begrünt. 2,2 ha Freianlage mit Bäumen, Beeten, Wegen und Liegestühlen wurden rund um das Internisti- sche Zentrum realisiert.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw