Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
Für viele Patienten endet ein häufig langer und quälender Weg, wenn sie die Diagnose NET erhalten. Denn neuroendokrine Tumoren (NET), die bös-, aber auch gutartig sein kön- nen, sind selten: Nur fünf von 100.000 Men- schen sind in Deutschland betroffen, doch die Zahl der Neuerkrankungen steigt. Neuro- endokrine Tumoren wachsen langsamer als andere Krebsarten, meist im Verdauungstrakt oder in der Lunge. Doch nicht nur deshalb werden sie oft erst spät entdeckt. In vielen Fällen verwechseln Mediziner neuroendokrine Tumoren mit einem Reizdarmsyndrom oder bringen sie mit der Menopause oder psycho- somatischen Erkrankungen in Verbindung. Das Problem: Viele Symptome der Erkrankung sind sehr unspezifisch. Ein neuroendokriner Tumor in der Bauchspeicheldrüse zum Bei- spiel, der zu viel Insulin produziert, kann zu einer wiederkehrenden Unterzuckerung bis hin zum Unterzuckerungsschock führen. Ein neuroendokriner Tumor im Dünndarm, der Serotonin ausschüttet, ruft Durchfälle her- vor oder eine Herzerkrankung. Ein anderes Symptom ist der Flush – das anfallsartige Erröten, zum Beispiel nach dem Konsum be- stimmter Nahrungsmittel oder bei Stress. Typische Krebssymptome wie Gewichtsver- lust, Fieber oder Nachtschweiß fehlen da- gegen in der Regel. Marianne Pavel kennt diese Problematik nur zu gut. Seit ihrer Studienzeit ist sie auf dem Gebiet der neuroendokrinen Tumorerkran- kungen klinisch und wissenschaftlich aktiv und gehört zu den weltweit führenden For- scherinnen in diesem Bereich. „Neuroendo- krine Tumoren sind beschaffen wie Nerven- zellen und sie haben endokrine Eigenschaften, das heißt, sie können Botenstoffe bilden und diese auch ins Blut abgeben“, erklärt sie. „Wir haben es also mit einer doppelten He- rausforderung zu tun: mit dem Tumor selbst – und mit den unspezifischen Begleitsymptomen, die seine Hormonproduktion hervorruft.“ An neuroendokrinen Tumoren erforschen Spezialisten wie Prof. Dr. Marianne Pavel, wie sich Krebsgeschwüre kontrollieren lassen. Die weltweit anerkannte Expertin für hormonbildende Tumoren will am Uni-Klinikum Er- langen ein Exzellenzzentrum aufbauen. Ihr Ziel: endo- krinologische Tumortherapie von höchster Qualität. ROTER KOPF DURCH KREBS? In der NET-Ambulanz der Medizin 1 des Uni-Klinikums Erlangen behandeln Spezialisten Patienten mit neuro- endokrinen Tumoren. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 22 H E L F E N H E I L E N
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw