Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
AUFBAU EINES EXZELLENZZENTRUMS Die Durchfälle und der rote Kopf sind solche Symptome, die Ärzte – selbst die erfahrens- ten – oft nicht sofort mit Krebs verbinden. Nur 20 bis 30 Prozent aller neuroendokrinen Tumoren sind hormonell aktiv. Die restlichen geben gar keine Botenstoffe ins Blut ab, sie haben nur die Veranlagung dazu. Die hormon- inaktiven Tumoren machen also nicht wirklich auf sich aufmerksam. Entdeckt werden sie nur, wenn der Tumor zum Beispiel blutet oder Metastasen gebildet hat. „Oft sind neuroendokrine Tumoren Zufallsbe- funde“, sagt Prof. Pavel. „Dabei haben wir heute eine viel bessere Diagnostik und stellen weniger Fehldiagnosen. Man muss die NET natürlich im Hinterkopf haben und Kardinal- symptome wie den Flush kennen, um sie dia- gnostizieren zu können. Denn genauso ha- ben Frauen in den Wechseljahren einen roten Kopf oder Patienten, die bestimmte Blutdruck- senker einnehmen. Ein Biomarker im Blut gibt uns aber Klarheit. Wir müssen ihn nur bestimmen.“ Die Erkrankung ist für Ärzte nichts Alltägliches. Im Durchschnitt dauert es deshalb fünf Jah- re, bis die Diagnose NET gestellt ist. Diesen Zeitraum versucht Prof. Pavel zu verkürzen, seit sie im Mai 2017 ans Uni-Klinikum Erlan- gen gekommen ist. Nach intensiven For- schungsjahren an der Charité – Universitäts- medizin Berlin ist Marianne Pavel nun dabei, an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroente- rologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) ein NET-Exzellenzzentrum aufzubauen. 15 Patienten werden jede Woche im NET-Tumor- board besprochen. Sie kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Tel Aviv, Mos- kau oder Los Angeles. Kontrolle über den Krebs Die Bestimmung von Biomarkern im endokrinologischen Labor gehört zur Routinediagnostik. Dabei ist es essen- ziell, die Proben akkurat vorzubereiten. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 23 H E L F E N H E I L E N
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