Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 35 H E L F E N H E I L E N „ Wir bestärken Paare und Familienmitglieder darin, offen mit der neuen Situa- tion umzugehen.“ Gabriele Hofmann, Stomatherapeutin Stelle für den neuen Darm- oder Blasenaus- gang an; wasserfeste Markierungen dienen später als Orientierung für den Operateur. „Beim Anzeichnen beziehen wir den Patienten ein“, erklärt Gabriele Hofmann. „Denn das Stoma soll später für ihn gut zu sehen und zu erreichen sein. Es soll nicht stören oder in einer Hautfalte verschwinden.“ Tausende Male schon haben Gabriele Hofmann und Scarlett Summa den passenden Platz für ein Stoma gefunden. Es kam auch vor, dass der Chirurg eine der beiden Pflegekräfte in den OP-Saal bat und sich versicherte, dass das Stoma wirklich die gewünschte Form und Lage hat. OFFENHEIT UND VERTRAUEN „Wenn die OP geschafft ist und der Patient sich etwas erholt hat, nehmen wir uns erst mal mindestens eine Stunde am Bett“, sagt Scarlett Summa. Die Kolleginnen kümmern sich um die frische Wunde und schulen den Operierten: Welche Beutelgröße passt? Wie trage ich den Beutel diskret am Körper? Wie oft muss er geleert werden? Welche Lösungen gibt es für Sport, Sauna und Schwimmbad? Zu allen prä- und postoperativen Gesprächen laden die Stomatherapeutinnen auch Lebens- partner und Angehörige ein. „Oft hat der Part- ner noch Fragen, auf die der Patient gar nicht kommt, weil er erst einmal alles verarbeiten muss“, erklärt Gabriele Hof- mann. „Auch der Partner sollte wissen, wie das Stoma zu ver- sorgen ist und was beachtet werden muss. Wir bestärken Paare und Familienmitglieder darin, offen mit der neuen Situation umzugehen.“ Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erhält der Stomaträger sein Material und weitere Anleitungen von einem Home-Care- Unternehmen oder einem Sanitätshaus. Sei- ne häusliche Versorgung muss er ab jetzt selbst übernehmen – oder einen ambulanten Pflegedienst bestellen. „Viele ältere Menschen merken erst zu Hause, wie hilfreich es war, täglich eine Pflegekraft um sich zu haben“, weiß Scarlett Summa. Viele Stomaträger kom- men deshalb nach ihrer Entlassung weiter in die ambulante Stomasprechstunde der Erlanger Chirurgie. EIN NEUES LEBEN Das Leben geht weiter – mit Stoma oft bes- ser als zuvor. Wer seit Jahren an einer schweren Krankheit leidet, für den kann ein Stoma eine positive Veränderung bedeuten. Auch Martin S. hat gelernt, sich auf die Vor- teile zu konzentrieren, die sein Stoma ihm bietet: durchschlafen zu können, ohne ständig auf die Toilette zu müssen, wieder frei von Schmerzen und fast unabhängig von Medi- kamenten zu leben. Die Freundin des 29- Jährigen war bei der Stomaschulung am Uni- Klinikum Erlangen dabei und hat beim An- legen des Versorgungsmaterials genau hin- gesehen. Sie möchte ihren Partner unterstüt- zen und hat weniger Scheu vor dem Stoma, als Martin S. erwartet hätte. Dazu haben Scarlett Summa und Gabriele Hofmann sehr viel beigetragen. „Was wissen Sie? Und was wollen Sie wissen?“ Nach diesen ersten Fragen offenbaren sich Gabriele Hofmann die Vorurteile und Informationslücken ihrer Patienten. Die anschließende Beratung soll Akzeptanz schaffen und die größten Ängste nehmen. FM 15 Bis zu 15 stationäre Patienten betreuen Gabriele Hofmann und Scarlett Summa täglich.
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