Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
r ist eine der häufigsten und ge- fährlichsten Krebsarten: Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 20.000 Menschen an schwarzem Hautkrebs – Tendenz steigend. Das Tückische: Der Krebs ist äu- ßerst aggressiv, streut schnell und bildet früh Metastasen in anderen Organen – etwa in der Lunge, in der Leber, im Gehirn und in den Knochen. Entdecken Ärzte den schwarzen Hautkrebs rechtzeitig, stehen die Heilungs- chancen gut, auch dank neuer Behandlun- gen wie der Immuntherapie. Chemotherapie und Bestrahlung stoßen beim metastasierten Melanom an ihre Grenzen. Neue Verfahren wie die Immuntherapie gel- ten hingegen seit einiger Zeit als erfolgver- sprechend. Vor allem die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, die aktivierte Immun- antworten verstärken und damit gezielte Abwehrmechanismen des Körpers gegen Krebszellen potenzieren, ermöglichen heute Überlebenschancen, wie sie vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Aber: Die Checkpoint-Blockade-Immuntherapie hat sehr starke Nebenwirkungen. Sie reichen von Hautausschlägen über schwere Organentzün- dungen bis hin zu lebensbedrohlichen Darm- perforationen und Entzündungen im Herz oder im Gehirn. Die Alternative sind dendritische Zellen. Im Zuge einer 2002 gestarteten klinischen Lang- zeitstudie haben Wissenschaftler der Erlanger Hautklinik nachgewiesen, dass eine Impfung mit dendritischen Zellen bestimmte Immun- zellen aktiviert: die T-Lymphozyten. Diese scharf gemachten T-Killerzellen bekämpfen nicht nur eingedrungene Mikroben, sie spü- ren auch Krebszellen auf und greifen sie an. Diese Forschungsergebnisse des Teams um Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler, Direktor der Hautklinik und Initiator der Studie, sind 2017 im renommierten Journal of Clinical Investigation veröffentlicht worden. WENIGER NEBENWIRKUNGEN „Die dendritischen Zellen präsentieren Erken- nungsfragmente von Mikroben, aber eben auch von Tumorzellen auf ihrer Oberfläche“, erklärt Prof. Schuler den Mechanismus. „Die- se Antigene werden von den Rezeptoren der T-Killerzellen erkannt. Dann vermehren sich die aktivierten T-Killerzellen massiv, schwär- men über den Blutstrom aus und spüren ihre Feinde auf – also diejenigen Zellen, die durch Mikroben oder durch bösartige Veränderun- gen geschädigt wurden. Zusätzlich zu dieser Antigenpräsentation ist ein Reifungssignal erforderlich, um die T-Killerzellen zu aktivie- ren. Mikroben senden dieses Signal norma- lerweise aus, Tumorzellen hingegen nur unzureichend. Das ist eine Erklärung dafür, dass der Körper Infektionen im Regelfall beherrscht, Tumorerkrankungen hingegen nicht.“ E 20 Das Melanom ist der fünfthäufigste Tumor bei Frauen und Män- nern. Etwa 20 von 100.000 Menschen erkranken jährlich da- ran, und die Tendenz ist steigend. „Die Strategie, dendritische Zellen mit vielen Tumorantigenen über einen langen Zeitraum zu injizie- ren, haben wir weltweit erstmals angewandt.“ PD Dr. med. univ. Beatrice Schuler-Thurner, Leiterin der Experimentellen Immuntherapie und des GMP-Labors der Hautklinik U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 43 H E L F E N H E I L E N
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