Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
weniger Nebenwirkungen: Sie beschränkten sich überwiegend auf Hautreaktionen. Verschiedene immunologische Parameter assoziierten die Erlanger Forscher mit einem guten Ansprechen der Patienten auf den Impfstoff: zum Beispiel, dass sich vermehrt spezielle weiße Blutkörperchen bildeten oder dass die Haut an der Injektionsstelle stark anschwoll. „Die Strategie, dendritische Zellen mit vielen Tumorantigenen über einen lan- gen Zeitraum zu injizieren, haben wir weltweit erstmals angewandt“, sagt PD Schuler- Thurner. „Das war aus unserer Sicht aus- schlaggebend für den klinischen Erfolg.“ An diesem arbeiten sie und Gerold Schuler seit Jahrzehnten. WIRKSAME VERFAHREN KOMBINIEREN Prof. Schuler führt in Erlangen die Arbeit des Nobelpreisträgers Ralph Steinman fort, Ent- decker der dendritischen Zellen und ihrer Rolle in der adaptiven Immunität. Im Januar 1973 reichte Ralph Steinman beim Journal of Experimental Medicine die Publikation ein, in der er „seine“ dendritischen Zellen be- schrieb – eine Entdeckung, die jahrelang ver- kannt wurde. „Die meisten glaubten, dass solche Zellen entweder gar nicht existierten oder nicht besonders wichtig wären“, sagt Gerold Schuler. Er begleitete den Weg des kanadischen Immunologen, der 2011 post- hum den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin bekam, ab 1982. Die Ärzte und Forscher um PD Dr. med. univ. Beatrice Schuler-Thurner, Leiterin der Expe- rimentellen Immuntherapie und des GMP- Labors (Good Manufacturing Practice) der Erlanger Hautklinik, nutzten diese Erkennt- nis: Aus dem Blut von 53 Melanompatienten, deren Hautkrebs schon weit fortgeschritten war und Metastasen gebildet hatte, pro- duzierten die Mediziner größere Mengen dendritischer Zellen und markierten sie mit speziellen Erkennungsmerkmalen. „Wir haben vorgereifte dendritische Zellen ge- züchtet und sie mit zehn tumorspezifischen Antigenen beladen. So wollten wir im Patien- ten T-Killerzellen generieren, die den Tumor erkennen“, erklärt Beatrice Schuler-Thurner. Über einen Zeitraum von zwei Jahren impften die Wissenschaftler die Melanompatienten zehnmal mit jeweils rund 72 Millionen den- dritischen Zellen. Schlug die Krebsimpfung an, führten die Dermatologen diese in sechsmonatigen Abständen fort. Die Ergeb- nisse stimmen die Mediziner optimistisch: Von den 53 geimpften Patienten mit metas- tasiertem Melanom lebten zwölf Jahre später immer noch 19 Patienten. „Das ist eine ab- solut ungewöhnliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die zu erwartende Überlebensrate nach zehn Jahren eigentlich bei unter fünf Prozent liegt“, sagt Beatrice Schuler-Thurner. Die tat- sächliche Überlebensrate entspricht der einer Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab, der seit 2011 zugelassen ist. Allerdings zeigten die mit dendritischen Zellen behandelten Krebspatienten deutlich Neues Verfahren – bessere Überlebenschancen bei schwarzem Hautkrebs: Im GMP- Labor beladen PD Dr. med. univ. Beatrice Schuler-Thurner und ihr Team dendritische Zellen mit Tumorerkennungsmerkmalen. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 44 H E L F E N H E I L E N
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw