Jahresbericht 2017 | 2018: Medizin. Menschen. Momente.
och immer trifft die Diagnose „Leukämie“ die Betroffenen wie ein Schlag. Zwar gibt es moderne Therapien, die den Blutkrebs be- kämpfen, doch ein Garant für die vollständige Genesung sind sie nicht. Trotzdem gibt es gute Nachrichten: Noch nie wurde so viel Geld in die Forschung investiert wie heute, um die Behandlung von Leukämien nicht nur erfolgreicher, sondern auch komplikations- ärmer zu machen. Einer der vielversprechend- sten und von der Deutschen Forschungsge- meinschaft (DFG) geförderten Ansätze stammt aus Bayern: Der jetzt gestartete Sonderfor- schungsbereich Transregio (TRR) 221 „Modu- lation der Transplantat-gegen-Wirt- und Trans- plantat-gegen-Leukämie-Immunreaktionen nach allogener hämatopoetischer Stammzell- transplantation“ bündelt die Kompetenzen der erfahrensten Krebsforscher aus Erlangen, Regensburg und Würzburg. Ihr Fokus: die Optimierung der allogenen Stammzelltrans- plantation. UNTERSTÜTZUNG VON AUSSEN Zunächst ein Schritt zurück: Wie wirkt eine allogene Stammzelltransplantation über- haupt? Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Häma- tologie und Internistische Onkologie des Uni- N Prof. Dr. Andreas Mackensen ist zuversichtlich, dass der Sonderforschungsbereich TRR 221 in seinen ersten vier Jahren durch neue, viel- versprechende Ergebnisse den Grundstein für weitere Förderperioden durch die DFG legen wird. Klinikums Erlangen, erklärt: „Erkrankt ein Mensch an Leukämie, liegt ein Defekt vor, der den normalen Reifungsprozess der Blut- zellen im Knochenmark stört. Anstelle ge- sunder Zellen entstehen unreife Leukämie- zellen, die sich rasend schnell vermehren.“ Die Folgen sind gravierend: Lebenswichtige Prozesse wie der Sauerstofftransport werden nicht mehr in vollem Umfang ausgeführt. Zusätzlich fehlen dem Immunsystem Abwehr- zellen, um sich gegen Infektionen zur Wehr zu setzen. Nicht jeder Leukämiepatient benötigt eine allogene Stammzelltransplantation. Doch meist stellt sie die einzige Chance auf Hei- lung dar, wenn die Chemotherapie keine Besserung brachte, oder wenn die Leukämie zurückgekehrt ist. Die Therapie wirkt an zwei Fronten: Zum einen wandern die im Trans- plantat enthaltenen Stammzellen ins Knochen- mark und beginnen nach ein bis zwei Wochen mit der Bildung gesunder Blutzellen. Zum anderen erkennen die mittransplantierten Immunzellen des Spenders die Leukämie- zellen im Patienten als fremd und töten diese ab. Diese Reaktion nennen Mediziner den Transplantat-gegen-Leukämie-Effekt (GvL: Graft versus Leukemia). F O R S C H E N L E H R E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 17 | 2 0 1 8 9
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw