Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

menbedingungen in den Krankenhäusern verbessert und die Rolle der Transplanta- tionsbeauftragten in den Kliniken stärkt, wird die Zahl der Spenderorgane schätzungsweise um ein Viertel steigern. Die Berichterstattung über Organspenden in den Medien wird voraussichtlich positiver werden und die Spendenbereitschaft ebenfalls erhöhen. Wei- teres Potenzial sehe ich in der Widerspruchs- regelung, die in sämtlichen europäischen Ländern – außer in Deutschland – bereits gilt, und die ich ausdrücklich befürworte.“ NEUES HERZ SCHLÄGT IM TAKT Helin hatte Glück, rechtzeitig ein passendes Spenderherz bekommen zu haben. Ihre Mutter Ilknur Deniz-Baysan kann sich noch genau an den Moment erinnern, als die Nach- richt kam: „Es war der 31. Juli 2018, nachts um halb zwei. Keiner von uns konnte schlafen, weil es so heiß war. Als dann das Tele- fon klingelte und mein Mann auf das Display sah, wurde er sofort blass – er hatte die Nummer des Uni-Klinikums Erlangen gleich erkannt. Man sagte uns, dass wir sofort kommen müssen, weil ein passendes Herz für Helin gefunden wurde. Also fuhren wir los.“ Nachdem Helin und das Spenderorgan eingehend untersucht worden waren, konnten Prof. Weyand und sein Team mit der mehrstündigen Operation beginnen. „Das Ergreifendste bei einer Herz- transplantation ist der Moment, wenn die leere Brusthöhle vor einem liegt“, erklärt Prof. Weyand, der im Alter von 29 Jahren das erste Mal ein Herz transplantierte. Helins Eltern warteten zu Hause. „Ich hatte einen Kloß im Hals und lenkte mich damit ab, dass ich die ganze Wohnung putzte“, sagt Ilknur Deniz-Baysan. Der Eingriff verlief sehr gut. „Als uns Dr. Doll am Nachmittag anrief und sagte, dass alles gut gegangen war, da musste ich das erste Mal weinen. Mir fiel eine unglaubliche Last von den Schultern“, erinnert sie sich. Ihre Tochter lag nach der Transplantation zweieinhalb Wochen auf der Intensivstation und eine Woche auf der Station der Kinderkardiologie. Anschließend konnte sie nach Hause ent- lassen werden. Helin muss nun regelmäßig zu Nachsorgeuntersuchungen und ist ein Leben lang auf Medikamente angewiesen. Möglicherweise braucht sie irgendwann ein neues Spenderherz. Aber ihr wurde durch die Organtransplantation ein zweites Leben geschenkt. „Wer Helin heute sieht und ihre Geschichte nicht kennt, würde nie etwas von ihrer schweren Herzerkrankung ahnen. Es ist Wahnsinn, wie gut sie sich entwickelt. Ab September darf sie auch endlich in den Kin- dergarten“, freut sich Ilknur Deniz-Baysan. „ Meiner Tochter Helin geht es heute gut, weil sie das Glück hatte, ein Spenderherz zu be- kommen.“ Ilknur Deniz-Baysan, Mutter der fünfjährigen Helin Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Uni-Klinikum Erlangen: www.transplantation.uk-erlangen.de LL U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 25 H E L F E N H E I L E N Das Spenderherz schlägt kräftig, die Narbe verheilt gut. Dr. Ulrike Doll, Oberärztin in der Kinderkardiolo- gie, führt bei Helin eine der regelmäßigen Nachsorgeuntersu - chungen durch – hier mittels Ultraschall.

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