Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

„Ich habe großen Respekt vor Menschen, die in einem fremden Land noch mal ganz neu anfangen. Sich ihren Mut bewusst zu machen, schafft Verständnis und Interesse füreinander – die Basis für Integration.“ DREIFACHES PLUS Bundesweit fehlen qualifizierte Pflegefach - kräfte. Die Mitarbeiter der Pflegedirektion des Uni-Klinikums Erlangen rekrutieren des- halb auch über zentrale Projekte außerhalb Deutschlands – in Spanien, Italien, Rumä- nien und zuletzt auf den Philippinen. Nach der ersten großen Akquiserunde im Sommer 2012 begannen 27 spanische Pflegekräfte eine Karriere in Erlangen. Ihnen folgten zwischen 2015 und 2018 insgesamt 36 ita- lienische und 44 philippinische Pflegekräfte; 2020 sollen weitere philippinische Kollegen einreisen. Dazu kommen einzelne Mitarbei- ter aus vielen anderen Herkunftsländern. Die meisten philippinischen Pflegekräfte bringt „Triple Win“ nach Franken – ein Projekt der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und der Deut- schen Gesellschaft für Internationale Zusam- menarbeit. Triple Win wirbt neue Mitarbeiter nur in Staaten mit einem Pflegekräfteüber - schuss. Das nützt dreifach: den Menschen, die hierzulande Arbeit finden, den daheimge- bliebenen Familien und den Patienten in Deutschland. Die gebürtige Philippinerin Emely Jane Hoffmann fing schon 2015 in der Strahlen- klinik an. Ihre Philosophie: „Wenn ich meine Arbeitskleidung anziehe, bin ich ‚Schwester Emely‘ und der Patient ist der wichtigste Mensch für mich. Ich möchte ihm mit Herz, Freundlichkeit und Empathie begegnen und habe Verständnis für die verschiedenen Stimmungslagen unserer Patienten – denn sie sind sehr krank“, sagt die 38-Jährige, die vorher in Wien lebte und mit einem Öster- reicher verheiratet ist. Emely Hoffmann kann sich vorstellen, die „neuen“ Philippinerinnen und Philippiner künftig als Mentorin zu unter- stützen. „Um ihnen zum Beispiel zu sagen, dass hier – anders als auf den Philippinen – sehr direkt kommuniziert wird, und dass das Vorteile hat.“ Pflegedirektor Reiner Schrüfer denkt lang - fristig: „Internationale Pflegefachkräfte sollen nicht nur zwei, drei Jahre bei uns bleiben. Wir unterstützen die neuen Kollegen zum Bei- spiel mit einer Onboarding-Woche und helfen bei allen bürokratischen Fragen, vor allem bei der Berufsanerkennung. Sie bekommen einen mehrwöchigen Intensivsprachkurs nach der Ankunft und berufsbegleitende Sprachkurse bis zum C1-Niveau. Stations- leitungen und Mento- ren unterstützen wir unter anderem mit In- tegrations-Workshops und einer Aus- tauschplattform.“ „DIE PATIENTEN NEHMEN ES GENAU“ Das C1-Zertifikat hat die 26-jährige Elizabeth Akello Juma aus Kenia (Gruppenbild, 2. v. l.) schon in der Tasche. „Auch wenn es stressig zugeht, nimmt sich Elizabeth Zeit und setzt sich ans Patientenbett“, sagt Stefanie Bach- mann. „Elizabeth ist herzlich und gelassen. Bei ihr geht es nicht nur um Schnelligkeit.“ Dass Elizabeth Juma ruhig bleibt, liegt viel- leicht auch daran, dass es in kenianischen Krankenhäusern langsamer und weniger or- ganisiert zugeht, wie sie erzählt. „Am Uni-Klini- kum ist der Tag klar durch Arbeit strukturiert“, sagt sie. „Die Patienten sind anspruchsvoll und nehmen es sehr genau. Das respektiere ich. Wenn zum Beispiel ein Taxi für 8.00 Uhr gewünscht ist, weiß ich: Es muss Punkt 8.00 Uhr da sein – sonst fragt der Patient nach.“ Stefanie Bachmann fördert ihre internationa- len Mitarbeiter genau wie alle anderen Kollegen. Sie findet: „Gerade ausländische Pflegekräfte müssen extrem viel lernen und sich anpassen. Aber andersherum müssen wir das auch.“ FM „ Ich habe großen Respekt vor Menschen, die in einem frem- den Land noch mal ganz neu anfangen.“ Stefanie Bachmann, Stationsleiterin der Stationen 1 und 2 der Strahlenklinik 10 von 23 Pflegemitarbei - tern auf den Allgemein- stationen der Strahlen- klinik wurden im Aus- land geboren. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 27 L E B E N B E W E G E N

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