Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

it dem Alter wird die Prostata häu- fig zur Problemzone des Mannes, denn ab dem 50. Lebensjahr verändert sie sich bei fast jedem zweiten. Ist die kastaniengroße Vorsteherdrüse von einem Karzinom betrof- fen, ist schnelles Handeln gefragt. Doch was ist die beste Behandlung? Soll operiert oder lieber eine Radiotherapie begonnen werden? Die Entscheidung liegt oft beim Patienten, der unsicher ist, auf welche Meinung er vertrauen soll. Genau deshalb beschreiten die Ärzte des Uni-Klinikums Erlangen einen anderen Weg: den gemeinsamen. „Bereits 2009 haben wir unsere Fachkompetenzen im Prostatakarzinomzentrum gebündelt – einer Einrichtung, der Urologen, Strahlentherapeu- ten, Internistische Onkologen, Radiologen, Pathologen und Nuklearmediziner angehö- ren“, sagt Zentrumssprecher Prof. Dr. Bernd Wullich. „Unser Netzwerk umfasst zusätzlich auch die labormedizinische Diagnostik, die Palliativmedizin sowie Sozialdienste und Selbsthilfegruppen. Zudem kooperieren wir eng mit niedergelassenen Urologen. So können wir unseren Patienten von der Dia- gnostik bis hin zur Therapie eine persönliche Behandlung auf höchstem Niveau anbieten. Wichtig dabei ist immer, den Patienten über sämtliche Schritte aufzuklären, ihn einzube- ziehen und ihn eben nicht alleinzulassen.“ EINZIGARTIG AUF GANZER LINIE Drei Faktoren sind entscheidend für den Erfolg des überregionalen und zertifizierten Prostatakarzinomzentrums, das zum onko- logischen Spitzenzentrum Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) gehört. Dazu zählt als Erstes die Präzisionschirurgie. Das Uni-Klinikum Erlangen setzt bereits seit 2012 auf roboterassistierte Operationen, wie sie nur in wenigen Kliniken deutschlandweit möglich sind. Im Jahr 2018 wurden mehr als 2,4 Mil- lionen Euro in die Anschaffung der neuesten Robotergeneration investiert. Der da Vinci Xi ist platzsparender als seine Vorgängermodelle und ermöglicht das Operieren bei nahezu uneingeschränkter Bewegungsfreiheit im Körper des Patienten. „Der Bewegungswinkel der Instrumente übertrifft sogar die mensch- M liche Hand“, betont Prof. Wullich. „Patienten profitieren von der OP-Technik spürbar, da wir noch schonendere Schnitte durchführen können als bei herkömmlichen minimalin- vasiven Eingriffen.“ Das ist gerade bei Ope- rationen an der Prostata wichtig, da hinter dem Organ feine Nervenstränge verlaufen. Ob tatsächlich eine OP infrage kommt oder doch eine Strahlen- oder eine medikamen- töse Therapie die bessere Wahl ist, erörtern Experten im interdisziplinären Tumorboard, das den zweiten wesentlichen Bereich des Prostatakarzinomzentrums bildet. Einmal wöchentlich besprechen die Ärzte hier jeden einzelnen Patienten und erstellen einen in- dividuell abgestimmten Behandlungsplan. „Die interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Therapie des Prostatakarzinoms ist dabei so etwas wie eine Heilige Schrift für uns“, betont Prof. Wullich. „Unsere Patienten können sich deshalb einer evidenzbasierten und zugleich hochpersonalisierten Behandlung sicher sein.“ Die dritte herausragende Säule, die das Zentrum trägt, ist die Forschung. Im Rahmen von klinischen Studien werden Diagnostik- und Therapiemethoden stetig verbessert und auch die Verwendung von Medika- menten geprüft, die bisher nur für andere Erkrankungen zugelassen sind. „Wir sind das einzige deutsche Zentrum, das an einer großen europäischen Validierungsstudie zu Biomarkern in der Früherkennung des Prostatakarzinoms teilnimmt. Das Projekt wird vom European Institute of Innovation and Technology (EIT) gefördert“, erklärt Prof. Wullich. „So profitieren unsere Patienten als Erste vom medizinischen Fortschritt.“ LL Roboterassistent für Präzisionschirurgie Mit dem da Vinci Xi können die Urologen Prof. Dr. Bernd Wullich (r.) und Dr. Hendrik Apel höchst schonende und genaue Schnitte durchführen. Über eine Konsole lassen sich die vier Greifarme des OP-Roboters steuern und kontrollieren. Eine beleuchtete Ka- mera, die über einen der Greifarme Aufnahmen im Körperinneren des Patienten macht, liefert dreidimensionale Bilder, die selbst feinste Nervenstränge hinter der Prostata deutlich zeigen. Patienten mit fortge- schrittenen und metas- tasierten urologischen Tumoren – dazu zählen Prostatakarzinome und auch Harnblasen- und Nierenkrebs – finden Hilfe in der Ambulanten Uro-Onkologischen The- rapieeinheit (AURONTE) , in der spezielle medi- kamentöse Therapien angeboten werden. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 35 H E L F E N H E I L E N

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