Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

ine Krebsbehandlung hat viel mit Warten zu tun. Warten, dass die Chemotherapie anschlägt; war - ten, ob die Stammzelltransplan- tation wirkt. Oder: Warten, dass die Übelkeit endlich abnimmt und der Körper wieder zu Kräften kommt. Viele Patienten fühlen sich in dieser Situation machtlos. Sie sind zwar dankbar für die modernen Thera- pien, doch sie würden gern auch selbst zu ihrer Heilung beitragen, statt nur zu hoffen. „Unsere Patienten fragen oft: ‚Was kann ich sonst noch tun? Wie kann ich mithelfen?‘“, sagt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie. Auch Oberärz- tin PD Dr. Carolin Hack aus der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) kennt diesen Patientenwunsch nach mehr Mitarbeit. In der Medizin ist diese aktive Be- teiligung am Heilungsprozess aber oft nicht vorgesehen: Medikamente entfalten ihre Wir- kung auch ohne das Zutun des Behandelten. Doch seit einiger Zeit setzt ein Umdenken ein, in dessen Mittelpunkt die Integrative Medizin steht – die Ergänzung der wissenschaftlichen Medizin durch erfahrungsbezogene Heilme- thoden, zum Beispiel aus der Naturheilkunde. Wichtig ist: In der Integrativen Medizin wird die Wissenschaft nicht überflüssig. Krebspa - E tienten zum Beispiel erhalten weiterhin evidenzbasierte Behandlungen wie die Che- motherapie oder Bestrahlungen – anders wäre ihre Erkrankung nicht in den Griff zu bekommen. Ergänzend dazu gibt es aber An- gebote aus der Naturheilkunde, der Musik- und Bewegungstherapie, der traditionellen chinesischen Medizin und der Psycho- onkologie sowie pflanzliche Präparate und physikalische Anwendungen. Immer noch schlägt diesen Methoden auch viel Skepsis entgegen – sowohl von Patienten als auch von Ärzten. „Wir Mediziner wollen natürlich immer verstehen, wie etwas wirkt“, sagt Prof. Mackensen. „Aber: Manche Dinge lassen sich bisher nicht erklären – und sie helfen den Patienten trotzdem.“ BEHANDLUNG AUS EINER HAND Vorreiter in Sachen Integrative Medizin am Uni-Klinikum Erlangen war die Frauenklinik. „Der Anstoß dazu kam von den Patientinnen selbst“, berichtet PD Dr. Hack „Viele informie- ren sich zu Hause, wie sie ihre Krebsbehand- lung noch unterstützen können. Angebote gibt es viele. Aber wie sollen die Patientinnen wissen, welche davon seriös sind? Deshalb wünschen sie sich, die ergänzenden Behand- Viel Zeit für ein Gespräch haben, das schätzen nicht nur die Patienten der inte- grativen Sprechstunden, sondern auch Ärztinnen wie PD Dr. Hack. Sie setzt in der Frauenklinik zum Beispiel Aufbauinfusionen ein. Diese Vitaminprä- parate werden von der Uni-Klinikumsapotheke eigens für Krebspatienten hergestellt und können das allgemeine Wohl- befinden während einer Chemotherapie steigern. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 39 H E L F E N H E I L E N

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