Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.
schnell oder langsam“, beschreibt der aus- gebildete Akupunkteur. „Er kann auch voll sein, weich, rau oder hart. Durch ihn erkenne ich, wo etwas im Körper nicht gut zusam- menarbeitet – zum Beispiel in der Leber.“ Es sticht zweimal – einmal beim Einstich selbst und dann noch einmal, wenn die Nadel den Akupunkturpunkt trifft, auch „De-Qi“ ge- nannt. Roland Müller gibt ein Zeichen, wenn es soweit ist. „Manchmal fühlt man sofort, wie sich etwas verändert“, berichtet er. 2016 wurde bei dem Erlanger eine Leukämie ent- deckt. Zwei Monate später erhielt er eine Stammzelltransplantation. „Die allogene Stammzelltransplantation ist für die meisten Patienten zwar die einzige Chance auf Heilung, aber die Nebenwirkungen können extrem sein“, erklärt Prof. Mackensen. „Noch können wir diese unerwünschten Reaktionen nicht vermeiden, nur behandeln. Aber das tun wir mit allen Mitteln, die uns zur Verfü- gung stehen.“ So auch mit der Integrativen Medizin – wenn die Patienten das wünschen. Roland Müller zum Beispiel litt nach seiner Stammzelltransplantation unter schmerz- haften Wasseransammlungen in den Beinen. Neben einem Entwässerungsmittel erhielt er auch Akupunkturbehandlungen bei Dr. Behzad. Die kombinierte Therapie half. So gut, dass Roland Müller auch heute noch zur Akupunktur kommt. „Mir tut das einfach gut“, sagt er. Manche Leukämiepatienten wenden sich mit schmerzenden Operations- narben an Dr. Behzad, andere sind sehr schwach, weil ihr Immunsystem für die allo- gene Stammzelltransplantation „herunter- gefahren“ wurde. Neben der traditionellen chinesischen Medizin bietet Dr. Behzad in der Integrativ-Sprechstunde auch klassische Naturheilverfahren wie die Phytotherapie an. Daneben auch die Musiktherapie und sogar das Clownspiel. „Da geht es vor al- lem darum, Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer spielerisch zu- und rauszulassen.“ LEITLINIE IN VORBEREITUNG Um die Integrative Medizin deutschlandweit noch mehr Patienten zugutekommen zu lassen, müssen nicht nur die Krankenkas- sen eine größere Bereitschaft zur Kosten- übernahme zeigen, auch Mediziner müssen sich leichter informieren können, wenn sie ihre Patienten kompetent über die Behand- lungsergänzungen beraten wollen. Deshalb arbeiten PD Dr. Hack und Klinikdirektor Prof. Beckmann an einer S3-Leitlinie. „Die ist Wissensfundus und Maßnahmenemp- fehlung zugleich“, erklärt die Oberärztin. „Und zwar mit höchster Evidenz. Das be- deutet, alle in der Leitlinie empfohlenen Maßnahmen haben eine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung und die Kosten sind durch die Krankenkassen zu erstatten.“ 57% aller Deutschen haben schon einmal alter- native Heilmethoden ausprobiert. MS Die Akupunktur stammt aus der traditionellen chinesi- schen Medizin und gehört heute zu den etabliertesten ergänzenden Behandlungen. Die Akupunkturnadeln kön- nen gegen Schmerzen und Schwellungen helfen, psy- chisch regulierend wirken, die Muskeln entspannen und durchblutungsfördernd wirken. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 41 H E L F E N H E I L E N
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