Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.
„Genau deshalb, weil das Leiden der Pa- tienten so groß ist und wir noch viele Wis- senslücken haben, ist weitere Forschung so wichtig“, betont Prof. Dr. Christoph Becker, Forschungsleiter der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath). Er ist Sprecher eines neuen Sonderforschungsbereichs – des SFB/ Transregio (TRR) 241: „Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen“. Mit diesem verfolgen Erlanger und Berliner Forscher einen bislang einzigartigen Ansatz – mitten im Krisengebiet zwischen Darmbakterien und Immunzellen. ZWEI HEERE UND EIN DIPLOMAT Mit jeder Mahlzeit und jedem Getränk oder auch dem versehentlichen Schluck Schwimmbadwasser gelangen zahlrei- che Bakterien, Pilze und Viren in unseren Verdauungstrakt. Hier bilden sie das Mi- krobiom, auch Darmflora genannt, das bei der Nährstoffaufnahme und beim Ballaststoffabbau hilft und obendrein Gift- stoffe und Krankheitserreger zersetzt. Wo Bakterien sind, da ist auch das Immun- system nicht weit: Tatsächlich befinden sich bis zu 80 Prozent aller Immunzellen des Körpers im Darm und verhindern, dass Um- Um von der DFG gefördert zu werden, müssen Sonderforschungsbereiche heute weit mehr vorweisen als nur eine innovative Idee: Besonderen Wert legen die Mittelgeber auch auf die Ausbildung junger Wissenschaftler und auf die Unterstützung von Frauen in der Forschung. welterreger in den Körper eindringen. So ste- hen sich hier, nur getrennt durch die dünne Darmbarriere, zwei „Erzfeinde“ direkt gegen- über: auf der einen Seite das bakterienreiche Mikrobiom, auf der anderen Seite die größte Bastion des Immunsystems. „Käme es zu einer unkontrollierten Kollision beider Lager, wären die Folgen katastrophal und unter Um- ständen sogar tödlich“, verdeut- licht Prof. Becker. Glücklicherweise gibt es einen Vermittler: die Epithelzellen der Darmbarriere. Sie bilden nicht nur die trennende Palisade zwischen dem Mikrobiom und den Immun- zellen, sondern sie sorgen auch dafür, dass beide Seiten miteinander kommunizieren. „Dieses Wissen ist noch relativ neu“, erklärt Christoph Be- cker. „Bisher dachte man, die Epithelzellen seien nur eine physische Barriere. Neue Untersuchungen zeigen aber, dass die Darm- schleimhaut ein hoch dynamisches Gewebe mit wichtigen regulatorischen Aufgaben ist.“ „ Jetzt wissen wir, dass die Darmschleimhaut ein hoch dynamisches Gewebe mit wichtigen regulatorischen Aufgaben ist.“ Prof. Dr. Christoph Becker, Forschungsleiter der Medizin 1 und Sprecher des TRR 241 F O R S C H E N L E H R E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 43
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