Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

ot, blau, gelb, grün und orange – wie die Farben eines Regen- bogens reihen sich die bunten Textkästchen auf dem PC-Monitor von Prof. Dr. Mario Schiffer anei- nander. Der neue Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie betrachtet in der elektronischen Fallakte die Befunde der vierjährigen Sina aus Nieder- sachsen. Farblich abgesetzt kommentieren die kurzen Einträge den Gesundheitszustand der jungen Patientin – und der ist mehr als zufriedenstellend. Dank der Lebendspende ihrer Mutter begann für die damals Einjährige trotz einer angeborenen schweren Nieren- insuffizienz am 6. Oktober 2014 ein neues Leben. Heute ist das fröhliche Mädchen fünf Jahre alt und nimmt seit zwei Jahren am Projekt NTX 360° teil. Mario Schiffer: „360° steht für die ganzheitliche Betrach- tung der Patienten. Durch die Koordination des gesamten Behandlungsprozesses über ein Fallmanagementsystem, gemeinsame Televisiten, eine psychosomatische Be- treuung und ein individuelles sportmedizi- nisches Training können wir den Patienten optimal versorgen und so eine möglichst lange Transplantatgesundheit erreichen.“ Prof. Schiffer hatte NTX 360° zusammen mit Kollegen der Medizinischen Hochschule Hannover vor dem Wechsel nach Erlangen entwickelt. An dem vom Bundesministerium R für Gesundheit geförderten Innovations- modell nimmt jetzt auch das Uni-Klinikum Erlangen für die Europäische Metropolre- gion Nürnberg teil. „Damit können wir hier allen Patienten, die 2018 transplantiert worden sind oder noch transplantiert wer- den, eine interdisziplinäre Versorgung auf höchstem Niveau anbieten, sofern sich ihre Krankenkasse dem Projekt angeschlos- sen hat“, freut sich der Nephrologe. ELEKTRONISCHE FALLAKTE Die elektronische Fallakte (EFA) ist eines der drei Hauptelemente dieses ambitionierten Nachsorgeprojekts bei Nierentransplan- tationen. In der EFA, die alle relevanten medizinischen Daten bündelt und für den Patienten jederzeit einsehbar ist, stehen die Einträge des betreuenden Transplan- tationszentrums neben denen des nieder- gelassenen Nephrologen. Prof. Schiffer: „Es liest sich wie ein Chat: Jeder trägt hier seine Befunde ein. Der Vorteil ist, dass da- durch ein doppeltes Bestimmen der Werte vermieden wird, weil alle Beteiligten in der EFA ihre Ergebnisse zusammenführen.“ NTX 360° nutzt für die optimierte Abstim- mung alle Möglichkeiten der digitalen Kom- munikation: Durch die EFA verkürzen sich Eine regelmäßige Nierendialy- se ist für schwer nierenkranke Patienten die einzige Möglichkeit, die jahrelange Wartezeit bis zur Transplantation zu überbrücken. Im Uni-Klinikum Erlangen können Betroffene die mehrstündige Dialysebehandlung auch nachts im Schlaf durchführen lassen und so wenigstens tagsüber ein relativ normales Alltagsleben führen. 7 Patienten auf der Warteliste kommen auf eine gespendete Niere. Mit einer Wartezeit von durchschnittlich acht bis zehn Jahren ist die Niere das Organ, für das Patienten die größte Ge- duld brauchen – sofern die Möglichkeit einer Lebendspende durch Angehörige ausscheidet. U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 49 H E L F E N H E I L E N

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