Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.
Weil Babys die Welt vor allem durch ihren Tastsinn erfahren, brauchen sie für eine optimale Entwicklung viel Nähe – das gilt umso mehr für Frühgeborene. Sie profitieren nachgewiesenermaßen von engem Hautkontakt. Spezielle Methoden wie das „Känguruhen“ , bei dem Frühchen auf dem nackten Oberkörper von Mutter oder Vater ruhen, wirken sich nachhaltig positiv aus. Gleichzeitig bauen Eltern Berührungsängste ab und stärken die Beziehung zu ihrem Kind. Der Bunte Kreis in der Erlanger Kinderklinik gehört seit August 2014 zum Bundesverband Bunter Kreis e. V. , in dem derzeit 92 Ein- richtungen in 14 Bun- desländern vertreten sind. Neben dem Bunten Kreis gibt es in der Kinderklinik auch ein ähnliches Hilfsangebot für Kinder mit Ent- wicklungsverzögerugen und -einschränkungen: die Harl.e.kin-Nachsorge. 68 Fälle nahm der Bunte Kreis Erlangen 2018 in die sozialmedizinische Nachsorge auf. Für 35 Patientenfamilien davon stellte das Erlanger Team den Kontakt zu anderen wohnortnahen Nachsorgeeinrichtun- gen in Bayern her. LL ZU HAUSE NICHT ALLEIN „Wie gelingt es mir, die oft schwer erkenn- baren Signale und Veränderungen meines Kindes zu deuten und darauf adäquat zu reagieren? Werden wir mit unserem Früh- chen einen geregelten Alltag leben können?“ Diese und weitere Fragen stellten sich auch Natascha und Sven M. Beide waren dank- bar, dass sie nach der Entlassung aus dem Uni-Klinikum Erlangen nicht allein waren. Dagmar Kußberger und ihr Team zeigten den Eltern bei ihren Hausbesuchen etwa eine spezielle Technik, wie sie ihr Baby massieren können. „Jakob war anfangs sehr angespannt und unruhig. Er hatte An- passungsschwierigkeiten“, erinnert sich Natascha M. „Die Massagen haben wirklich für mehr Ausgeglichenheit gesorgt.“ Ihr Ehe- mann Sven M. betont: „Am meisten haben uns die Gespräche mit den Mitarbeitern des Bunten Kreises geholfen. Man ist natürlich unsicher im Umgang mit einem so kleinen und zierlichen Kind, und allein zu hören, dass wir alles richtig machen, hat uns enorm gestärkt.“ Die Mitarbeiter des Bunten Kreises stellten außerdem Kontakt zwischen der Fami- lie und niedergelassenen Physiotherapeuten und Einrichtungen zur Frühförderung her. Auch dank der Unterstützung von Dagmar Kußberger und ihrem Team geht es Jakob heute ausgezeichnet. „Seinen schwierigen Start ins Leben merkt man ihm kaum noch an. Sprachlich ist er sicherlich noch nicht ganz so weit wie gleichaltrige Kinder, aber auch das wird er spätestens zum Schulbeginn aufgeholt haben“, sagt Natascha M. zuver- sichtlich. „Im Leben muss man eben immer einmal mehr aufstehen, als man hinfällt – und das macht Jakob seit seiner Geburt.“ U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 55 L E B E N B E W E G E N
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