Medizinische Klinik 2 - Kardiologie und Angiologie - Jahresbericht 2019

Labor für Molekulare und Experimentelle Kardiologie Dr. Barbara Dietel-Schor Dr. Miyuki Tauchi-Brück WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG Die Atherosklerose ist ein zentraler Prozess kardio- vaskulärer Erkrankungen und die Destabilisierung atherosklerotischer Plaques ist für das Auftreten ischämischer Ereignisse, wie etwa eines Schlagan- falls oder eines Herzinfarkts, von hoher Relevanz. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Labor für Molekulare und Experimentelle Kardiologie der Medizinischen Klinik 2 befassen sich in diversen, zum Teil drittmittelgeförderten Projekten mit der Auf- klärung entscheidender Prozesse für die Entstehung, Progression und Stabilisierung bzw. Destabilisierung atherosklerotischer Läsionen im arteriellen Gefäß- system. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen systemischen inflamma - torischen Prozessen und der Plaquemorphologie. Ein exemplarisches Forschungsergebnis ist der Nachweis, dass Patienten mit vorangeschrittenen Plaques, die einen vulnerablen Phänotyp aufweisen und somit rupturgefährdet sind, einen höheren Anteil an im Blut zirkulierenden zytotoxischen T-Zellen auf- weisen, als jene mit stabilen Plaques. Weitere Untersuchungen befassen sich mit poten- tiellen therapeutischen Ansatzpunkten, die sich aus diesen Befunden ergeben. Im tierexperimentellen Atherosklerosemodell war zum Beispiel ein induzier- ter Switch der Th1/Th2 Ratio in Richtung Th2 durch Applikation von Filarienantigenen mit einer vermin- derten Plaquebildung assoziiert. Zudem untersucht das Forschungslabor die Rolle spezifischer Komponenten der endothelialen Glyko - kalyx in der Atherogenese. Die Glykokalyx stellt eine extrazelluläre Schicht auf der Endothelzelloberfläche dar, die die Blutgefäßwand zum Gefäßlumen hin abgrenzt. Die Erlanger Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich einerseits mit der Identifizierung aktiver Komponenten der Glykokalix, unter anderem Glypikan-4 und Heparansulfat. Zudem wird die räum- liche Verteilung dieser Komponenten und der Zusam- menhang zur Plaque-Instabilität analysiert. Erste Ergebnisse zeigen beispielsweise eine verringerte Expression von Glypikan-4 und auch Heparansulfat an der inflammatorischen Plaqueschulter. Weitere Projekte des Forschungslabors befassen sich mit der Identifizierung spezifischer Risikogeno - typen, die mit einer Prädisposition für die Destabi- lisierung atherosklerotischer Plaques einhergehen. Darüber hinaus dienen micro RNA Analysen der Identifizierung prognostischer Biomarker in Patienten mit akutem Myokardinfarkt. Schließlich beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe des Forschungslabors mit Möglichkeiten zur pharmakolo- gischen Induktion einer Hypothermie, da die „the- rapeutische Hypothermie“ gerade bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall eine vielversprechende Option zur Minimierung der Krankheitsfolgen darstellt. 92 | Jahresbericht 2019 | Medizinische Klinik 2

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