Medizinische Klinik 2 - Kardiologie und Angiologie - Jahresbericht 2020
46 | Jahresbericht 2020 | Medizinische Klinik 2 Wie hat COVID-19 Ihre alltägliche Arbeit beeinflusst? Meine alltägliche Arbeit hat sich stark verändert. Einer- seits gab es große personelle Veränderungen: Pflege - kräfte anderer Stationen wurden bei uns eingesetzt und wir konnten Hilfspersonal sowie studentische Hilfskräfte gewinnen. Und auch wenn die Einarbeitung der neuen Kräfte anfangs zeitraubend war, so war diese Unterstützung eine unschätzbar große Hilfe für uns. Zum anderen gab es eine riesige Informationsflut zu bewältigen – angefangen von immer neuen Hygiene- richtlinien bis zu aktualisierten Besuchsregelungen. Es war eine große Herausforderung, diese Informa- tionen zeitnah und kompakt an alle Mitarbeiter der Station weiterzugeben. Im Gegenzug gab es auch viel Unsicherheit und viele Fragen der Mitarbeiter rund um das Thema Ansteckung, Krankheiten und Risikogebiete, so dass ich als Stationsleiter insgesamt organisatorisch extrem eingebunden war. Wie hat COVID-19 Ihren Umgang mit den Patienten beeinflusst? Ganz einschneidend war der Verzicht auf das Hände- schütteln. Auf diese wertschätzende und positive Ges- te mussten wir nun völlig verzichten. Die Patienten mussten zwar häufig an ihre Maskenpflicht erinnert werden, im persönlichen Umgang und bei der Pflege der Patienten hat sich allerdings wenig geändert. Wie haben die Patienten die Situation erlebt? Das Besuchsverbot war definitiv ein Problem für die Patienten. Auch wenn grundsätzlich Verständnis dafür vorhanden war, hatten doch viele Patienten mit den Besuchsbeschränkungen zu kämpfen. Manch einem fehlte nötige Kleidung und Zubehör, andere waren ohne direkten Kontakt zu ihren Angehörigen emotional instabil. Abhilfe konnten hier manchmal kreative Ideen schaffen – wie beispielsweise eine Unterhaltung über den Balkon mit der im Freien stehenden Familie. Wie haben Sie die Flexibilität und Kooperationswil- ligkeit Ihrer Kollegen erlebt? Das war einer der extrem positiven Aspekte. Alle Mit- arbeiter haben es als ganz selbstverständlich erach- tet, in Krisenzeiten zusammenzuhalten, sich flexibel einzubringen und bei Problemen an einem Strang zu ziehen. Und dies nicht nur innerhalb unserer Station oder unserer Abteilung – auch klinikumsweit gab es ein spürbares „Zusammenrücken“. Was können wir aus der aktuellen Situation für zukünftige Pandemien lernen? Ein riesiges Problem war die fehlende Schutzausrüs- tung. Gerade zu Beginn der Pandemie gab es regel- rechte Panikausbrüche aus Angst vor fehlender oder qualitativ unzureichender Ausrüstung. Der initial aus- gegebene wiederverwendbare Mund-Nasen-Schutz war schlecht zu tragen und schürte Angst vor einer Anste- ckung. Für viele Mitarbeiter ist dieses Thema auch rückblickend noch eine traumatische Erfahrung und obwohl es letztendlich keine echten Engpässe gab, sollte die Bedeutung von ausreichend vorhandener Schutzausrüstung nicht aus den Augen verloren werden. Was war das Schwierigste für Sie? Die sich ständig ändernden Informationen und Verhal- tensregeln aktuell und verständlich an alle Mitarbeiter zu bringen, war für mich ganz bestimmt die größte Herausforderung. Dirk Jung Pflegerische Stationsleitung der Station B-01 Edler Interview: „Wie erlebten Sie den Beginn der COVID-19 Pandemie?“
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