Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag

V on 1.000 Männern tri t es 20: ein Aneurysma – eine gefährliche Ausbuchtung der Haupt- schlagader (Aorta). Meistens entsteht das Aortenaneurysma im Bauchraum – dort, wo die me- chanischen Kräfte des Blutstroms am stärksten wir- ken. Zunächst macht ein Aneurysma keine Probleme. Doch im schlimmsten Fall kann die Bauchschlagader genau an dieser Stelle reißen. Das bedeutet Lebens- gefahr für den Betro enen: Innerhalb von Sekunden oder Minuten kann er innerlich verbluten. Männer ab 65 gefährdet „Um diesem Ernstfall vorzubeugen, sollten Risikopati- enten früh und regelmäßig mittels Ultraschall unter- sucht werden. Dieses Screening wird seit Anfang 2018 von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt“, sagt Prof. Dr. Werner Lang, Leiter der Gefäßchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Besonders gefährdet: Männer ab 65 Jahren. Das hohe Lebensalter – gepaart mit Rauchen, Bluthochdruck, hohen Blutfettwerten, Arteriosklerose oder Aneurys- ma-Fällen in der Familie – macht es wahrscheinlicher, dass die Hauptschlagader schwächer und instabiler wird, sich aufwölbt oder sogar reißt. „Manche An- eurysmen wachsen, andere nicht“, erklärt Prof. Lang. „Wichtig ist, au ällige Blutgefäße regelmäßig zu kon- trollieren.“ Außerdem können Aneurysmen Embolien, also Gefäßverschlüsse hervorrufen, weil das Blut nicht mehr gleichmäßig fließt und sich Blutgerinnsel an der Gefäßwand der Hauptschlagader ablagern. Lebensrettende OP Eine gesunde Bauchaorta hat einen Durchmesser von weniger als drei Zentimetern. Hat sich ein Aneurysma gebildet, das 5,5 Zentimeter oder mehr misst, ist das Risiko eines Risses relativ hoch: Bei drei bis sechs von einhundert Männern platzt die Bauchschlagader dann innerhalb eines Jahres. „Bei diesen Patienten denken wir rechtzeitig an eine gefäßchirurgische Operation. Es ist ein großer Eingri – doch er kann Leben retten“, sagt Werner Lang. „Wir operieren aber nur dann, wenn der Nutzen für den Patienten größer ist als sein jeweiliges OP-Risiko.“ Für einen Eingri sprechen verschiedene Faktoren, u. a. eine gefährliche Größe des Aneurysmas, ein schnelles Wachstum der Aussackung, Bauch- oder Rückenschmerzen oder ein pulsierendes Gefühl im Bauch. Bei bestimmten Aneurysmen kann der Arzt die Bauchschlagader von innen mit einer Stentprothese „schienen“: Über einen Katheter schiebt der Gefäßchirurg sie durch die Leiste bis zum Aneurysma vor. Dort platziert er die Prothese und kontrolliert ihre Lage permanent mithilfe eines Röntgengerätes. Diese komplikationsärmere OP- Variante nennt sich endovaskulär und wird von den Erlanger Gefäßchirurgen am häufigsten angewendet. Aber auch mit Bauchschnitten haben die Operateure des Uni-Klinikums Erlangen viel Erfahrung: Über den o enen Zugang führt der Arzt ein Gefäßstück aus Kunststo in den Bauchraum und näht es in den instabilen Abschnitt der Bauchaorta ein. Ob eine Operation infrage kommt und – wenn ja – welche, dazu beraten die Gefäßspezialisten des Uni-Klinikums Erlangen gern in ihrer Gefäßchirurgischen Sprech- stunde. Franziska Männel GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM JULI: ANEURYSMA Gefährliche Schwachstelle im Inneren Ein Aneurysma – die Ausbuchtung einer Ar terie – kann lebensbedrohl ich sein, besonders wenn die Aussackung in der großen Bauchschlagader entsteht. Die Gefäßchirurgen des Uni -Kl inikums Erlangen überbrücken Bauchaor tenaneurysmen mit künstl ichen Gefäßstücken oder stabi l isieren die Schwachstel len mit Stentprothesen. SONDERTHEMA Gefäßchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-32968 E-Mail: gefaesschirurgie-sekr@uk-erlangen.de www.gefaesschirurgie.uk-erlangen.de Prof. Dr. Werner Lang untersucht die Bauchaorta eines Patienten mittels Ultraschall. Foto: FranziskaMännel/Uni-KlinikumErlangen Prof. Dr. Werner Lang Leiter der Gefäßchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen DREI FRAGEN AN Wer macht das Bauchaortenscreening? Zunächst sind die Hausärzte die richtigen Ansprechpartner, da viele die Vorsorgeuntersu- chung selbst durchführen. Wird ein Aneurysma festgestellt, übernehmen die Gefäßchirurgen des Uni-Klinikums Erlangen gern die weitere Beratung und Behandlung. Kann sich ein Aneurysma von selbst wieder auflösen? Derzeit gibt es keine Medikamente oder nicht-medikamentöse Methoden, die ein Aneurysma dazu bringen könnten, sich zurückzubilden. Wie sieht das Leben nach einer OP aus? Nach einer o enen OP bleibt der Patient acht bis zehn Tage im Krankenhaus, dann folgen zwei bis drei Wochen Reha. Danach sind alltägliche Dinge schon wieder möglich, Sport treiben und schwere Lasten heben darf der Patient aber erst etwas später. Nach einem endovaskulären, also minimalinvasiven Eingri bleibt der Operierte nur wenige Tage auf Station und ist schneller wieder einsatzbereit. Nach der OP wichtig: die körperliche Aktivität langsam steigern, nicht rauchen, sich gesund ernähren und regelmäßig zur Kontrolle kommen. Foto: FranziskaMännel/Uni-KlinikumErlangen Quelle: IQWiG „Wir operieren nur dann, wenn der Nutzen für den Patienten größer ist als sein jeweiliges OP-Risiko.“ Prof. Dr. Werner Lang, Leiter der Gefäßchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen OP-VERFAHREN BEI BAUCHAORTENANEURYSMEN Während das Herz rhythmisch Blut in die Ge- fäße des Körpers pumpt, entstehen Pulswellen. Der Aufprall dieser Wellen ist in der Bauch- schlagader besonders stark – ein Grund dafür, warum die Aorta dort mit den Jahren instabiler wird und Ausstülpungen bildet. Die Operation des Aneurysmas kann minimalinvasiv (endo- vaskulär) oder über einen Bauchschnitt erfol- gen. Die endovaskuläre OP ist schonender – langfristig sind die Überlebenschancen aber bei beiden Verfahren gleich groß. Welcher Eingriff am besten geeignet ist, hängt u. a. vom Alter und vom Gesundheitszustand des Patienten sowie von der Beschaffenheit seiner Gefäße ab. ENDOVASKULÄR mit Stentprothese OFFEN mit künstlichem Gefäßstück Bauchschlagader Bauchschlagader Aneurysma Aneurysma Blutstrom durch Stent- prothese Blutstrom durch Gefäß- prothese Gefäß- prothese entfaltete Stentprothese Katheter mit Stentprothese Beckenarterie 10 |

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