Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag
I ss doch einfach weniger und treibe ein biss- chen Sport“ – wer übergewichtig ist, bekommt solche gutgemeinten Ratschläge oft zu hören. Sie umzusetzen, ist aber gerade für adipöse Menschen schwierig, denn sie stecken häufig in einem Teufels- kreis. „Der Hunger-Sättigungs-Mechanismus ist außer Kontrolle geraten und die eigene Körperfülle schränkt jede Bewegung ein“, verdeutlicht Moustafa Elshafei, Chirurg und Koordinator des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Zusätzlich können psycho- somatische und weitere gesundheitliche Probleme das Abnehmen erschweren. Ohne professionelle Hilfe durch Ernährungs- und Sportmediziner, Chirurgen und Psychologen ist der Kampf gegen die Kilos dann aussichtslos. Bei uns im Adipositaszentrum werden stark übergewichtige Menschen deshalb aus allen medizinischen Blickwinkeln betrachtet und ganzheit- lich behandelt.“ Wegweisende Spezialsprechstunde Eine Adipositas liegt vor, wenn der Body-Mass-Index (BMI) einenWert von 30 kg/m² übersteigt. Dafür ist meist eine Kombination aus einer ungünstigen geneti- schen Veranlagung und einem ungesunden Lebensstil verantwortlich. Auch andere Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können krankhaftes Über- gewicht begünstigen. „In unserer Adipositassprechstun- de klären wir mit dem Patienten die Ursachen für sein Übergewicht genau ab“, sagt Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Sprecherin des Adipositaszentrums und Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport des Uni-Klinikums Erlangen. „Neben dem äußeren Erscheinungsbild betrachten wir typische Beschwerden, analysieren die Essgewohnheiten, die körperliche Akti- vität und die Fettverteilung.“ Das Team aus Ernährungs- und Sportmedizinern, Allgemein- und Plastischen Chirurgen, Internisten, Endokrinologen, Gynäkologen, Dermatologen, Fachärzten für Psychosomatik und Psychotherapie sowie Physiotherapeuten erstellt nach der ausführlichen Anamnese einen individuellen Behandlungsplan. Diese enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachärzte in einemAdipositasboard ist in Süddeutschland einmalig. Studien verbessern Therapien deutlich Die Experten des Hector-Centers entwerfen für jeden und Bewegungskonzept, das auf aktuellen klinischen und experimentellen Studien basiert und durch diese - lich: Wer jahrelang kaum aktiv war, muss langsam wieder an Bewegung und Sport herangeführt werden. Die Leistungsfähigkeit wird daher zunächst mittels Spiroergometrie bestimmt – ein Verfahren, bei dem die körperliche Belastung stufenweise gesteigert wird, bei zeitgleicher Messung der Atemgase. Dr. Dejan Rel- jic, sportwissenschaftlicher Leiter des Hector-Centers, betont: „Die Leistungstests und auch die Trainingsein- heiten erfolgen unter strenger ärztlicher Kontrolle. Im Notfall ist die Versorgung deshalb bestens gesichert. Ein externes Fitnesscenter kann das bei Weitem nicht bieten. Außerdem trainieren Übergewichtige bei uns unter sich.“ Mit der sportlichen Komponente eng verzahnt ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Der Ernährungsplan sieht eine ausgewogene Kost mit reduzierter Kalorienzufuhr vor. Letzte Rettung: Magen-OP In den meisten Fällen genügt eine ambulante Behandlung mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien. Es gibt aber Patienten, die ihr Gewicht nicht allein durch eine Ernährungs- umstellung und Sport normalisieren können. „In unserem interdisziplinären Adipositas- board besprechen wir daher auch, welchen Patienten wir mithilfe der bariatrischen Chirurgie helfen können“, erklärt Moustafa Elshafei. „Um Adipositas dauerhaft in den - schritte aufeinander abgestimmt sein – nur eine Komponente allein zu betrachten, bringt dem Patienten bestenfalls einen kurzzeitigen Gewichtsverlust.“ Luise Laufer GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM OKTOBER: ADIPOSITAS Adipositas – von Null auf weit über 100 Babys mit Speckröl lchen sind niedl ich. Meist verwachsen sich Pausbäckchen mit dem Alter auch. Doch manche Menschen begleitet Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindesbeinen an – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Gesundheit. SONDERTHEMA Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport Telefon:09131 85-34227 E-Mail: me d1-ernaehrungsteam@uk-erlan gen.de Adipositaschirurgie Telefon:09131 85-35879 E-Mail: doris.wansch@uk-erlangen.de Moustafa Elshafei Chirurg und Koordinator des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen DREI FRAGEN AN Warum ist Adipositas so ge- fährlich für die Gesundheit? Neben Folgeerkrankun- gen wie etwa Arthrose, Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Typ-2-Di- abetes, Krebs, Schlaganfall oder Unfruchtbarkeit beste- hen meist auch psychische und orthopädische Beschwerden. Die Lebenser- wartung von Menschen mit Adipositas ist deutlich reduziert. Auf welchem Weg finden Patienten ins Adipositaszentrum? Übergewichtige kommen am besten zu uns in die Adipositassprechstunde, die dienstags zwischen 13.00 und 16.00 Uhr stattfindet, oder zu unseren regelmäßi- gen Adipositasinfoabenden. Viele Patienten bekommen auch von ihrem Hausarzt oder einer Selbsthilfegruppe für Adipositas die Empfehlung, sich an uns zu wenden. Welche OP-Möglichkeiten bietet die bariatrische Chirurgie? - enten mit schwerer Adipositas infrage, bei solchen, die nicht auf herkömmliche schwerwiegenden Begleiterscheinungen leiden. Das Ziel einer OP ist es, durch einen Magenballon oder Schlauchmagen das Ma- genvolumen zu verkleinern und/oder durch einen Magenbypass die Aufnahme von Foto: Anne Schamberger Foto: Luise Laufer/Uni-Klinikum Erlangen EXPERTENRAT Hoch konzentriert verkleinert Moustafa Elshafei operativ einen Magen. Jährlich nehmen er und seine Kollegen am Uni-Klinikum Erlangen etwa 50 Operationen wie diese vor. Wie gefährlich krankhaftes Übergewicht ist, welche Ursachen, Folgen und weiteren Therapien es neben einer Magen-OP im Einzelnen gibt, erklären die Experten des Universitätsklinikums Erlangen Informationsabenden. Nächster Adipositasinfoabend für Betroffene und Angehörige Dienstag, 27. November 2018 18.45 bis ca. 20.15 Uhr Anmeldung und Infos unter Telefon 09131 85-35879 Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen Hector-Center für Ernährung, Bewe g und Sport Telefon: 09131 85-35227 E-Mail: et am.med1@uk-erlangen.de c irurgie Telefon: 09131 85-3587 - il: ris. sc - rl . | 13
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw