Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag

W ährend sich Herzklappen heute durch kleine mechanische Wunder austau- schen lassen und verlorene Arme und Beine gegen hochmoderne Prothesen, bleibt Blut immer noch unersetzlich und ist nicht künstlich her- stellbar. Tatsächlich steigt der Bedarf an Blutkonser- ven erheblich – und das seit Jahren. Grund ist zum einen die moderne Hochleistungsmedizin. Noch nie wurde so viel operiert wie heute, da nun auch Eingri e unter schwierigsten Bedingungen möglich sind. Ebenfalls steigt die Zahl der Krebsbehandlun- gen, wegen derer die Patienten auf Spenderblut angewiesen sind. Zum anderen hängt der steigende Blutbedarf mit dem demografischen Wandel zusam- men: Die Gruppe der älteren Patienten wächst und damit auch die Zahl derer, die medizinisch versorgt werden müssen. Gleichzeitig gibt es weniger Men- schen, die als Spender infrage kommen. Multitalent Blut Diese Entwicklung haben besonders Krankenhäu- ser der Supramaximalversorgung im Blick – so wie das Universitätsklinikum Erlangen. Wer hier eine Bluttransfusion braucht, eine Blut- oder Gerin- nungsanalyse, der ist bei den Mitarbeitern der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseolo- gischen Abteilung in besten Händen. „Wir stellen sicher, dass immer genug Konserven vorrätig sind, organisieren die anspruchsvolle Lagerung und versorgen alle Patienten mit genau den Blutbe- standteilen, die sie brauchen“, erklärt Prof. Dr. Holger Hackstein, Leiter der Erlanger Transfusi- onsmedizin. „Bei großen Operationen, etwa in der Herz- oder Tumorchirurgie sowie bei Chemo- oder Strahlenbehandlungen, werden große Mengen an Erythrozyten, also rote Blutkörperchen, benötigt. rombozyten brauchen vor allem Tumor- und Leukämiepatienten. Ihr Körper ist nicht mehr selbst in der Lage, diese Blutplättchen zu bilden. Blutplasma schließlich ist ein wichtiger Bestandteil in der Medikamentenherstellung.“ Rund 22.000 Erythrozytenkonzentrate benötigen die Patienten des Uni-Klinikums Erlangen pro Jahr und rund 5.500 rombozyteneinheiten. „Unentbehrlich bleibt daher unsere eigene Blutspendeeinrichtung“, betont Prof. Hackstein. „Alle Blutprodukte, die darüber hinaus gebraucht werden, kaufen wir von externen Spendediensten hinzu.“ Langfristig soll die Erlanger Transfusionsmedizin aber unabhängiger werden – ge- plant ist eine vollkommen eigenständige Versorgung. Blutspenden ist gesund Natürlich hilft jeder Blutspender anderen Menschen. Nicht zu vergessen sind jedoch die Vorteile für die eigene Gesundheit, wie Prof. Hackstein betont. „Stu- dien zeigen, dass die regelmäßige Blutspende – ob Vollblut oder einzelne Bestandteile – den Blutdruck von Hypertoniepatienten senken kann. Gleichzeitig wird Cholesterin ausgeschwemmt und der Körper wird angeregt, neues Blut zu produzieren.“ Wer in Er- langen Blut spendet, profitiert außerdem von einem umfassenden und kostenlosen Gesundheitscheck, spart durch die Terminvergabe kostbare Zeit und kann sich über eine Aufwandsentschädigung freuen. Gerinnungsstörung? Wir helfen! Ein ganz besonderes – weil seltenes – Angebot der Erlanger Transfusionsmedizin ist die Gerinnungs- ambulanz. Wer Hinweise auf eine mögliche Gerin- nungsstörung zeigt, kann sich von seinem Hausarzt entweder an die Hochschulambulanz in Erlangen oder an die Außenstelle im Medizinischen Versor- gungszentrum (MVZ) Eckental überweisen lassen. „Aus ganz Franken und sogar aus Südthüringen kommen die Patienten zu uns“, sagt der leitende Oberarzt Prof. Dr. Robert Zimmermann. „In rund zwei Drittel der Fälle suchen wir nach der Ursache einer vorhergegangenen rombose oder Lunge- nembolie. Vor allem, wenn der Betro ene jünger als 45 Jahre alt ist oder das Gerinnsel nicht in den Beinen auftrat, liegt der Verdacht nahe, dass ein Ungleichgewicht bestimmter Gerinnungsfaktoren vorliegt“, erklärt Robert Zimmermann. „Außer- dem helfen wir Patienten, die bei einem Eingri unerwartet stark geblutet haben. Gibt es eine Blu- tungsneigung, die bisher nicht bekannt war? Das finden wir heraus.“ Auch Frauen, die mehrfache Fehlgeburten erlitten haben, können in der Gerin- nungsambulanz Antworten finden. Die Experten untersuchen nicht nur das Blut der Patienten, sie berücksichtigen auch erbliche Vorbelastungen. Bei etwa jedem Zweiten finden die Transfusions- mediziner tatsächlich Störungen im Blutgerin- nungssystem. „Konnten wir die Gerinnung als Ursache der Beschwerden ausschließen, beraten wir zu den nächsten diagnostischen Schritten“, sagt Prof. Zimmermann. Melanie Schmitz GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM MAI: TRANSFUSIONSMEDIZIN Blut – ein unersetzlicher Schatz Jeder hat es, jeder braucht es. Blut steht in der Erlanger Transfusionsmedizin nicht nur bei Operationen im Mittelpunkt, sondern ebenfal ls bei Gerinnungsstörungen und in der Medikamentenherstel lung. SONDERTHEMA Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen mit Blutspendeeinrichtung und Gerinnungsambulanz Telefon: 09131 85-36457 E-Mail: trans-sekretariat@uk-erlangen.de www.transfusionsmedizin.uk-erlangen.de Neben Vollblut, rombozyten und Plasma, können in der Erlanger Blutspende auch Stammzellen für den Eigenbedarf, etwa vor Chemotherapien, abgegeben werden. Foto: Uni-Klinikum Erlangen Prof. Dr. Holger Hackstein Leiter der Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen DREI FRAGEN AN Wie viele Menschen benötigen eine Blutspende? Rund 80 Prozent aller Men- schen braucht mindestens einmal im Leben eine Blut- spende – ob aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls. Doch nur etwa zwei Prozent spenden selbst. Was macht die Gerinnungsambulanz so besonders? Unseren Spezialisten sind umfangreichere Blutuntersuchungen mög- lich als einem Hausarzt. Außerdem gibt es neben unseren Sprechstunden am Uni-Klinikum Erlangen und im MVZ Eckental nur zwei weitere derartige Angebote in Nord- bayern. Wer kann die Gerinnungsam- bulanz aufsuchen? Jeder, der einen Verdacht auf eine Gerinnungsstörung hat. Patienten brauchen eine Überweisung ihres Haus- oder Facharz- tes und können sich über die Terminvergabe der Transfusionsmedizin anmelden. Nach der Diagnostik werden die Patienten in der Regel von ihrem Hausarzt weiterbetreut. Blutgerinnung Rund 175.000 Gerinnungsanalysen führen Prof. Dr. Robert Zimmer- mann (Foto) und seine Kollegen jährlich durch. Bei Menschen mit einem gesunden Blutgerinnungssys- tem sind die Gerinnungsfaktoren im Gleichgewicht. Das heißt, das Blut gerinnt genau dann, wann es soll, etwa um Wunden zu verschließen. Gleichzeitig bleibt es flüssig genug, um rombosen zu vermeiden. Vor großen Operatio- nen führen die Transfusionsmedizi- ner immer eine Gerinnungsanalyse durch. Stellen sie fest, dass der Patient eine Blutungsneigung hat, müssen sie bestimmte Gerinnungs- faktoren als Konzentrat spritzen, um zu hohen Blutverlust zu verhindern. Foto: Uni-Klinikum Erlangen Foto: Uni-Klinikum Erlangen l f : - - il: tr - r t ri t - rl . w .transfusionsmedizin.uk-erlangen.de 8 |

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