Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag
HERZZYKLUS: DIE AKTIONSPHASEN DES HERZENS SYSTOLE Zieht sich die linke Herz- kammer zusammen, wird Blut durch die Haupt- schlagader gepumpt. Der dabei erreichte maximale Druck ist der obere oder systolische Blutdruckwert. DIASTOLE Der untere Wert des Blut- drucks in den Gefäßen ist die Diastole. Er entsteht, wenn sich die Herzkam- mern wieder weiten und Blut in das Herz strömt. S chätzungsweise 30 Millionen Menschen hierzulande haben eines gemeinsam: Blut- hochdruck. Arterielle Hypertonie zählt damit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. „Man spürt Bluthochdruck nicht und hat keine Schmerzen. Doch gerade das macht ihn so gefährlich“, weiß Prof. Dr. Roland Schmieder, Leiter der Klinischen For- schungsstation (CRC) für Hypertonie und Gefäßme- dizin der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie am Universitätsklinikum Erlangen. „Viele Menschen ahnen gar nicht, dass ihr Blutdruck erhöht ist. Deshalb ist es wichtig, ihn regelmäßig vom Hausarzt überprüfen zu lassen. Werden Werte über 140/90 mmHg gemessen, liegt eine Hypertonie vor, die in jedem Fall behandelt werden sollte.“ Nierenfunktion prüfen Eine Vielzahl von Faktoren wirkt sich auf den Druck in den Adern aus: etwa genetische Anlagen, das Lebensalter und auch Umwelteinflüsse. Wer ständig negativem Stress ausgesetzt ist, übermäßig viel Kochsalz zu sich nimmt, übergewichtig ist oder sich nicht ausreichend bewegt, potenziert das Risiko für Bluthochdruck. Diese Form des Bluthochdrucks – die primäre oder essenzielle Hypertonie – betri t etwa 95 Prozent der Patienten. Daneben unterscheiden Ärzte noch eine sekundäre Krankheitsform, bei der andere Erkrankungen Bluthochdruck hervorrufen. „Besonders oft ist hier die Niere der ‚Täter‘, etwa wenn das Gewebe oder die Gefäße des Organs krankhaft verändert sind“, so Roland Schmieder. „Die Niere ist zugleich aber auch ‚Opfer‘ zu hohen Blutdrucks und wird oft zusätzlich durch Diabetes und hohe Fettsto wechselwerte geschädigt.“ Auch Erkrankun- gen der Nebennieren können den Blutdruck negativ beeinflussen. Kompetenzen bündeln Grundsätzliches Ziel der Behandlung ist es, das Risiko kardiovaskulär bedingter Erkrankungen zu minimie- ren. Auch wenn es gute Wege gibt, Bluthochdruck in den Gri zu bekommen, erreicht von den behandel- ten Hypertonikern nur knapp die Hälfte die Zielblut- druckwerte (< 140/90 mmHg). Einige Betro ene sind sogar resistent gegen gängige Methoden. „Im Uni-Kli- nikum Erlangen finden gerade diese Patienten Hilfe“, erklärt Prof. Schmieder. „Denn der in der Nephrologie angesiedelte Schwerpunkt Hypertonie ist interdiszipli- när ausgerichtet. Die gesamte erapie erfolgt durch ein Ärzteteam aus Nephrologen, Kardiologen, Neu- rologen und Radiologen. Wir klären nicht nur die Ur- sachen ab, sondern betrachten und behandeln auch die Konsequenzen für die Gefäße“, so der erfahrene Arzt weiter. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen ist deshalb wichtig, weil Bluthochdruck zu Erkrankungen der Herzkranzgefäße führen, Herzmus- kelverdickung und Herzinsu zienz hervorrufen kann, aber auch Wegbereiter von Schlaganfall und Demenz ist. Die Radiologie ist entscheidend bei der Diagnostik und bietet ein breites Spektrum an interventionellen Verfahren. Roland Schmieder betont: „In Erlangen haben wir für unsere Patienten Strukturen gescha en, die im süddeutschen Raum einmalig sind.“ Druckausgleich durch Renale Denervation Neben der medikamentösen erapie etabliert sich seit etwa 2008 die Renale Denervation als erfolg- versprechende Behandlung. Prof. Schmieder und sein Ärzteteam führen immer wieder Studien zur Renalen Denervation durch, die sich nicht nur an schwer einstellbare Hypertoniker richten, son- dern auch an Patienten mit leichtem Hypertonus. Bei dieser neuen Behandlungsmethode werden überaktive Nierennervenfasern („Stressnerven“) durch hochfrequente Radiowellen oder Ultraschall deaktiviert. Die Energie wird über einen Katheter abgegeben, der unter örtlicher Betäubung in eine Leistenarterie eingeführt und zur Nierenarterie vorgeführt wird. Durch den minimalinvasiven Eingri kann der Blutdruck durchschnittlich um 10 mmHg bei leichtem und 20 mmHg bei schwerem Hochdruck gesenkt werden. Der volle E ekt des Verfahrens, das bei 75 bis 80 Prozent der Patienten erfolgreich ist, tritt erst nach eini- gen Monaten auf. „Das Uni-Klinikum Erlangen ist deutschlandweit eine von wenigen Kliniken, die die Renale Denervation anbietet. Durch unsere klinische Forschung tragen wir entscheidend dazu bei, neue medikamentöse und minimalinva- sive erapien zu entwickeln, um Bluthochdruck noch besser und einfacher behandeln zu können“, so Roland Schmieder. Luise Laufer GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM JUNI: BLUTHOCHDRUCK Bluthochdruck – die stumme Krankheit Anfangs geht er ohne spezi f ische Symptome einher und wird deshalb oft erst spät erkannt, doch unbehandelt kann Bluthochdruck die Blutgefäße und Organe massiv schädigen. SONDERTHEMA Klinische Forschungsstation (CRC) für Hypertonie und Gefäßmedizin der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-36207 E-Mail: roland.schmieder@uk-erlangen.de www.medizin4.uk-erlangen.de Prof. Schmieder (l.) und seine Kollegen führen regelmäßig Schulungen für Patienten wie Eckhard Fuchs (r.) durch, bei denen sie unter anderem zeigen, wie man Blutdruck richtig misst. Prof. Dr. Roland Schmieder Leiter der Klinischen Forschungsstation (CRC) für Hypertonie und Gefäßmedizin der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen DREI FRAGEN AN Welche Symptome weisen auf Blut- hochdruck hin? Zu hoher Druck in Venen und Arterien äußert sich oft nicht eindeutig. Da er bei vielen Patienten ab der zweiten Lebenshälfte auftritt, verbinden sie Kopfschmerzen, Schwindel, nachlassende Leistungsfähigkeit oder Schlafstörungen eher mit dem Alter oder mit anderen Erkrankungen. Frauen etwa denken häufig zunächst anWech- seljahresbeschwerden. Auch Schlafstörungen, Nervosität und Stimmungsschwankungen können Anzeichen von Hypertonie sein. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Bewährt hat sich die medikamentöse erapie mit Diuretika, ACE-Hemmern, Sartanen oder Kalziumantagonisten. In Verbindung mit einer gesunden Lebensweise lassen sich primäre Hypertonien damit sehr gut behandeln. Bei der sekundä- ren Formmuss die auslösende Grunderkrankung therapiert wer- den. Noch junge Methoden wie die Renale Denervation senken ebenfalls den Blutdruck. Für wen kommt die Renale Denerva- tion infrage? Früher waren es Menschen mit therapierefraktärer arterieller Hypertonie, also solche Patienten, deren Blutdruck sich auch durch Mehrfachmedikation nicht senken lässt. Der Schwerpunkt hat sich aber verschoben. Patienten mit milder bis mäßiger Hypertonie, die weniger Tabletten einnehmen wollen, stehen im Fokus und können sich im Rahmen von Studien an uns wenden. Foto: Frank Nürnberger Herz wirft Blut aus Herz füllt sich mit Blut Blutmenge in den Gefäßen Messbarer Blutdruck in mmHg 130 120 110 100 90 80 0 Systole (oberer Wert) Diastole (unterer Wert) Blutdruck- Amplitude Foto: Luise Laufer/ Uni-Klinikum Erlangen | 9
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