Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag

| 3 GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM APRIL/MAI F ür Betroffene ist die Diagnose Krebs immer ein Schock – ihr größter Wunsch ist dann eine schnelle und erfolgreiche Behandlung der Er- krankung. Am Comprehensive Cancer Center Erlangen- EMN (CCC Erlangen-EMN) versorgt ein Netzwerk von Spezialisten zahlreicher Fachrichtungen die Patienten optimal. Das CCC Erlangen-EMN ist ein onkologisches Exzellenzzentrum, das Krankenversorgung, Forschung und Lehre kombiniert. Alle Krebserkrankungen, ein- schließlich der seltenen Tumoren, werden hier diagnos- tiziert und behandelt – und zwar in vier fränkischen Städten: am Universitätsklinikum Erlangen, bei der Sozialstiftung Bamberg, im Klinikum Bayreuth und im Klinikum St. Marien Amberg. Alle Standorte sind als Onkologische Zentren nach Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. In Erlangen sind Experten in insgesamt 14 Organkrebszentren im Einsatz, bei- spielsweise im Brustzentrum, im Hautkrebs- oder im Prostatakarzinomzentrum. Für die Patienten bedeutet die fachübergreifende Zu- sammenarbeit im CCC Erlangen-EMN vor allem, dass ihre Krebsbehandlung individuell an die Art des Tumors angepasst werden kann. In sogenannten Tumorboards besprechen Experten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam die besten Behandlungsmöglichkeiten nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft und den derzeit gültigen Leitlinien. Erkrankte haben auch die Möglichkeit, sich über die Krebsinformation des CCC Erlangen-EMN eine Zweitmeinung einzuholen, wenn bei ihnen eine Diagnose und ein Therapieplan aus einem anderen Krankenhaus vorliegen. Über eine kostenfreie Hotline können Betroffene und Angehö- rige zudem allgemeine Fragen zu Früherkennung oder Therapieformen stellen oder medizinische Fachbegriffe „übersetzen“ lassen. Die beiden Spezialistinnen am Te- lefon senden außerdem gerne Infobroschüren zu, orga- nisieren die Anmeldung für ein Tumorboard zur ärzt- lichen Zweitmeinung oder vermitteln den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Bei öffentlichen Veranstaltungen, etwa im Rahmen der Bürgervorlesung des Uni-Klini- kums Erlangen, können sich Patienten und ihre Ange- hörigen zudem über unterschiedliche Themen zu Krebs informieren. Studien retten Leben Seit Ende 2019 vereint ein neues Onlineregister unter studien.ccc-emn.de alle aktuellen onkologischen Stu- dien an den vier Standorten des CCC Erlangen-EMN. Die neuesten Studien zu kennen, kann für Betroffene von entscheidender Bedeutung sein: Krebspatienten, deren Behandlung im Rahmen klinischer Studien er- folgt, werden besonders intensiv betreut. Zudem erhal- ten sie frühzeitig Zugang zu innovativen Therapiever- fahren, die andernorts nicht zur Verfügung stehen. In der neuen Studiendatenbank können Interessierte an- hand von Stichworten sowohl nach aktuell laufenden als auch nach abgeschlossenen Studien suchen. Klini- sche Studien liefern neue Erkenntnisse zur Diagnostik und Behandlung von onkologischen Erkrankungen. Auch unterstützende Therapien, z. B. die Behandlung von Nebenwirkungen, die Nutzung von integrativen Methoden oder die psychoonkologische Betreuung von Krebspatienten, können dank klinischer Studien optimiert werden. Alessa Sailer Dem Krebs entgegentreten Im Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN arbeiten Experten in Erlangen, Bamberg, Bayreuth und Amberg gemeinsam daran, Krebspatienten bestmöglich zu behandeln. Die Krebsinformation ist ein kostenloser Service des Comprehensive Cancer Center Erlangen- EMN und ermöglicht ein Gespräch ohne Zeitdruck. Die Krebshotline ist von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 12.00 Uhr unter 0800 85 100 85 oder per E-Mail an krebsinformati- on@uk-erlangen.de erreichbar und richtet sich an Betroffene, Angehörige und Ärzte. Das Studienregister bietet eine Übersicht über alle laufenden und abgeschlossenen Krebsstudien und ist abrufbar unter studien.ccc-emn.de. Geschäftsstelle des Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN . ccc-direktion@uk-erlangen.de . Östliche Stadtmauerstraße 30 . 91054 Erlangen Genesene COVID-19-Patienten können Kranke retten Sie gehören zu den Ersten in Deutschland: Prof. Dr. Holger Hackstein und sein Team der Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen stellen therapeutisches Immunplasma her. Es kann schwer kranken COVID-19-Patienten helfen. W ir sehen, dass die Menge des Virus bei einem Teil der Patienten, die wir mit Immunplasma behandeln, zurückgeht. Auch die Entzündungsparameter nehmen teilweise ab“, sagt Prof. Hackstein, Leiter der Transfusionsme- dizinischen und Hämostaseologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. Bisher haben Prof. Hackstein und sein Team einzelnen COVID-19-Erkrankten am Uni-Klinikum Erlangen Immunplasma verabreicht. Das Prinzip dahinter: Jeder Mensch, der eine Infektion mit dem aktuellen Coronavi- rus (SARS-CoV-2) durchmacht, bildet spezielle Abwehrstoffe – sogenannte Antikörper. Das sind Eiweißmoleküle, die an der Oberfläche des Virus „an- docken“ und es daran hindern, sich zu vermehren. Zusätzlich können die Antikörper auch die Immunzellen des Betrof- fenen dabei unterstützen, die Infektion zu bekämpfen. Einige wissenschaftliche Stu- dien zeigen, dass Antikörper eine Viruserkrankung ab- mildern oder verkürzen können. Genesene spenden für Patienten Mithilfe von Apheresemaschinen wird das Blutplasma von genesenen COVID-19-Patienten von Blutplätt- chen, roten und weißen Blutkörperchen getrennt. Die im Blutplasma enthaltenen Antikörper dienen dann als Arzneimittel. Einem Aufruf der Erlanger Transfu- sionsmediziner Anfang April waren innerhalb eines Tages fast 300 Menschen gefolgt. Deren Eignung als Spender wurde nach strengen Richtlinien geprüft, u. a. nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Dabei spielte es auch eine Rolle, ob die potenziellen Spender überhaupt ausreichend Antikörper gegen das Coronavirus gebildet hatten. „Im ersten Durch- gang haben wir zehn geeignete Kandidaten identifi- ziert und dann zeitnah mit der Therapie begonnen“, sagt Holger Hackstein. Mittlerweile haben die Trans- fusionsmediziner ihren Aufruf reaktiviert, um weitere Spen- der zu finden. „Das Gute an unserer Therapie ist, dass wir das Blutplasma unmittelbar einsetzen können – ohne die langen Entwicklungszyklen, die ein Arzneimittel sonst durch- läuft“, erklärt Prof. Hackstein. Für potenzielle Spender gilt: Idealerweise sollten die Befunde der Voruntersuchun- gen – ein positiver Coronavirus-Test zu Beginn und möglichst zwei negative Tests am Ende der Erkran- kung – vorliegen. Ehemalige Corona-Patienten können sich auch per E-Mail melden, falls diese Befunde nicht vorliegen. Die Spende dauert ungefähr 45 Minuten und ist nicht belastender als eine normale Blutspen- de. Parallel gilt es, die Behandlung mit Immunplasma wissenschaftlich zu begleiten. „Wir müssen jetzt in Deutschland und international klinische Studien an- stoßen, um die Wirksamkeit der Plasmatherapie zu untersuchen und nachzuweisen, welche Patienten am besten von ihr profitieren“, so Holger Hackstein. Die Immunplasma-Therapie wird neben Erlangen auch an den Uni-Klinika in München, Regensburg, Augsburg und Würzburg durchgeführt. „Wir werden versuchen, weitere Kliniken gegebenenfalls mitzuversorgen“, sagt Prof. Hackstein. „Der Bedarf an Immunplasma ist groß.“ Franziska Männel » Jeder potenzielle Blut- plasmaspender sollte einen positiven Coronavirus-Test zu Beginn und möglichst zwei negative Tests am Ende der Erkrankung nachweisen. « Prof. Dr. Holger Hackstein mit einem Blutspender an der Apheresemaschine – mit diesem Gerät wird auch das Blutplasma ehemaliger COVID-19-Patienten „gereinigt“ und zu einem Arzneimittel aufbereitet. Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen Ehemalige Corona-Patienten mit einem positiven und idealerweise zwei negativen Test-ergebnissen, die Blutplasma spenden möchten, werden gebeten, sich ausschließlich über die folgende E-Mail-Adres- se an die Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen zu wenden: tr-covid19@uk-erlangen.de . Potenzielle Spender sollten angeben, ob sie sich derzeit in häuslicher Quarantäne befinden. Die Behandlung im CCC Erlangen-EMN am Uni-Klinikum Erlangen richtet sich an Patienten aller Altersstufen. Foto: Franziska Männel/Uni-Klinikum Erlangen

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