Gesundheit erlangen -Herbst 2020

Titel Bei Eingriffen an den Herzklappen werden die Katheter (rechts ein Ballon zum Aufdehnen der Aortenklappe) über die Leiste eingeführt, bei Eingriffen an den Herzkranzgefäßen in den meisten Fällen über das Handgelenk. „Ist die Wahrscheinlichkeit für Engstellen in den Koronargefäßen groß, wählen wir in der Regel das Katheterverfahren. Ist die Wahrscheinlichkeit gering, kann eine nicht-invasive Computertomografie genügen, um Verengungen auszuschließen“, erklärt Dr. Arnold. INFO Medizinische Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-35301 Ein festes Band Und so läuft der Eingriff ab: Unter Röntgenkontrol- le schiebt der Kardiologe einen ca. sechs Millime- ter dünnen Katheter über die Leiste und die große Körpervene bis zum Herzen vor. Dort legt der Arzt ein Polyesterband um den Ring der Trikuspidal- klappe und „zurrt“ das Band fest. „Man kann sich das vorstellen wie bei einem kleinen Schmuck- säckchen, das man oben zusammenrafft und so verschließt“, veranschaulicht es Martin Arnold. Dank des Bands rücken die drei Segel der Tri- kuspidalklappe wieder ganz eng zusammen. Das Band bleibt zeitlebens im Körper (s. Bild S. 10 oben). Ein Ultraschallteam kontrolliert während des Eingriffs die exakte Position des Katheters, der Herzklappe und des Kunststoffbands. Einge- führt wird die Ultraschallsonde über die Speiseröh- re. „Eine Sonografie von außen würde nicht funk- tionieren – da verdeckt die Luft in der Lunge die Sicht“, erklärt Dr. Arnold. Dank des Ultraschalls sieht der Arzt auch die feinen Segel der Trikuspi- dalklappe – beim Röntgen bleiben sie unsichtbar. Die Trikuspidalklappe auf der rechten Herzseite ist nicht ganz so oft beschädigt wie ihr Pendant in der linken Herzhälfte – die Mitralklappe. Letztere wird relativ häufig mit einem speziellen Clip repariert. Die Dritte im Bunde – die Aortenklappe in der lin- ken Herzhälfte – kann im TAVI-Verfahren durch ei- ne Prothese ersetzt werden. „Glücklicherweise wissen immer mehr Ärzte, dass wir jetzt auch die Trikuspidalklappe interventionell, also minimalin- vasiv, behandeln können“, sagt Dr. Arnold. „Am Uni-Klinikum Erlangen machen wir aktuell weltweit die meisten Eingriffe dieser Art.“ Patientin Maria Schleicher konnte schon zwei Tage nach ihrem Herzkathetereingriff deutlich besser atmen. „Ich freue mich aufs Spazierengehen und darauf, mei- nen Alltag wieder besser zu bewältigen“, sagt sie. Auch andere Patienten bekommen im modernsten Herzkatheterlabor Europas schnelle Hilfe, z. B. bei Gefäßverengungen und Durchblutungsstörungen, bei einem Herzinfarkt (S. 12), Herzklappenfehlern und Rhythmusstörungen. Allein 2019 wurden am Uni-Klinikum Erlangen über 4.500 Herzkatheter- eingriffe durchgeführt. fm

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